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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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von Graf Renoux' bequemen Ohrensesseln. Es fühlte sich gut an, das massige Kleid los zu sein und wieder die vertraute Hose und das Hemd zu tragen.
    Doch Sazeds stummer Verdruss führte dazu, dass sie sich am liebsten zusammengekrümmt hätte. Er stand auf der anderen Seite des Zimmers, und Vin hatte den deutlichen Eindruck, dass sie in Schwierigkeiten steckte. Sazed hatte sie eingehend ausgefragt und jede Einzelheit ihres Gesprächs mit Graf Elant wissen wollen. Sazeds Fragen waren natürlich respektvoll, aber auch sehr nachdrücklich gewesen.
    Nach Vins Meinung war der Terriser unangebracht besorgt wegen ihres Wortwechsels mit dem jungen Adligen. Sie hatten sich doch über nichts Wichtiges unterhalten, und Elant selbst war für einen Grafen aus einem der Hohen Häuser nicht gerade sehr beeindruckend.
    Doch etwas an ihm war tatsächlich seltsam gewesen - etwas, das Vin Sazed noch nicht mitgeteilt hatte. Sie hatte sich in Elants Gegenwart wohlgefühlt. Als sie nun auf diese Erfahrung zurückschaute, erkannte sie, dass sie in diesen wenigen Augenblicken nicht die Herrin Valette gewesen war. Aber sie war auch nicht Vin gewesen, denn dieser Teil von ihr - das schüchterne Bandenmitglied - war ein fast genauso großer Schwindel wie Valette.
    Nein, sie war einfach ... wer auch immer gewesen. Es war eine seltsame Erfahrung. Manchmal fühlte sie sich so, wenn sie mit Kelsier und den anderen zusammen war, doch es war eine nicht so tiefe Empfindung. Wie war es Elant möglich gewesen, ihr wahres Selbst so schnell und gründlich aus ihr hervorzulocken?
    Vielleicht hat er bei mir Allomantie eingesetzt!,
dachte sie entsetzt. Elant war ein Mann aus dem Hochadel; möglicherweise war er ein Besänftiger. Vielleicht war an diesem Gespräch doch mehr gewesen, als sie bemerkt hatte.
    Vin lehnte sich in ihrem Sessel zurück und runzelte die Stirn. Sie hatte Kupfer verbrannt, und das bedeutete, dass er bei ihr keine Gefühlsallomantie hatte einsetzen
können.
Irgendwie hatte er es dennoch geschafft, hinter ihren Schutzschild zu gelangen. Vin dachte an diese Erfahrung zurück und daran, wie wohl sie sich dabei gefühlt hatte. In der Rückschau wurde ihr klar, dass sie nicht vorsichtig genug gewesen war.
    Beim nächsten Mal werde ich besser aufpassen.
Sie vermutete, dass sie Elant wiedersehen würde. Sie hoffte es.
    Ein Diener trat ein und flüsterte Sazed etwas zu. Indem sie rasch Zinn verbrannte, vermochte Vin der Unterredung zu folgen. Anscheinend war Kelsier endlich zurückgekehrt.
    »Bitte sende eine Nachricht an Graf Renoux«, sagte Sazed. Der weiß gekleidete Diener nickte und verließ den Raum mit flinken Schritten.
    »Der Rest darf ebenfalls gehen«, sagte Sazed leise, und die Bediensteten huschten aus dem Zimmer. Sazeds Haltung hatte sie gezwungen, stehend in der angespannten Atmosphäre zu warten, ohne sich bewegen oder reden zu dürfen.
    Kelsier und Graf Renoux trafen gemeinsam ein und plauderten leise miteinander. Wie immer trug Renoux einen teuren Anzug im unvertrauten westlichen Stil. Der alternde Mann hielt seinen grauen Oberlippenbart dünn und sauber geschnitten, und er schritt mit großem Selbstvertrauen einher. Obwohl Vin einen ganzen Abend unter Adligen verbracht hatte, war sie wieder einmal verblüfft von seinem vollendeten aristokratischen Gehabe.
    Kelsier trug noch seinen Nebelumhang. »Saze?«, fragte er, während er eintrat. »Gibt es Neuigkeiten?«
    »Ich fürchte ja, Meister Kelsier«, antwortete Sazed. »Es scheint, dass Herrin Vin auf dem Ball letzte Nacht die Aufmerksamkeit von Graf Elant Wager errungen hat.«
    »Von Elant?«, fragte Kelsier und verschränkte die Arme. »Ist das nicht der Erbe?«
    »Das ist er allerdings«, bestätigte Renoux. »Ich bin dem Jungen vor etwa vier Jahren begegnet, als sein Vater den Westen besuchte. Er schien mir ein wenig würdelos für jemand von seinem Rang zu sein.«
    Vor vier Jahren?,
dachte Vin.
Es kann doch unmöglich sein, dass er den Grafen Renoux schon seit so langer Zeit spielt. Kelsier ist erst vor zwei Jahren aus den Gruben geflohen!
Sie betrachtete den Schwindler eingehend, doch wie immer entdeckte sie keinen Makel an seiner Erscheinung.
    »Wie aufmerksam war denn der Junge?«, fragte Kelsier.
    »Er hat sie um einen Tanz gebeten«, teilte Sazed ihm mit. »Aber Herrin Vin war klug genug, sein Angebot abzulehnen. Anscheinend ereignete sich ihre Zusammenkunft durch reinen Zufall, aber ich fürchte, sie könnte ein gewisses Interesse in ihm erregt haben.«
    Kelsier

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