Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
in seiner Nähe blieb. Sollte sie versuchen, seinen Namen in Erfahrung zu bringen, damit sie ihn Kelsier mitteilen konnte?
    Sie trat ein wenig zur Seite, und der Mann nahm den Platz neben ihr ein. Er lehnte sich gegen die Säule, holte überraschenderweise sein Buch aus der Tasche und las. Er hatte Recht, das Licht der Laterne fiel direkt auf die Seiten. Vin stand eine Weile da und beobachtete ihn, aber er schien es nicht zu bemerken. Er sah nicht einmal auf.
    Will er mir denn gar keine Aufmerksamkeit schenken?,
dachte Vin, die verwirrt über ihre Verärgerung war.
Vielleicht hätte ich doch ein außergewöhnlicheres Kleid anziehen sollen.
    Der Mann nippte an seinem Wein und war ganz in das Buch vertieft.
    »Lest Ihr auf Bällen immer?«, fragte sie.
    Nun schaute der junge Mann auf. »Immer, wenn ich mich davonstehlen kann.«
    »Widerspricht das nicht irgendwie dem Sinn einer solchen Veranstaltung?«, fragte Vin. »Warum nehmt Ihr an einem Ball teil, wenn Ihr Euch nicht unter die Gäste mischen wollt?«
    »Ihr seid doch auch hier oben«, betonte er.
    Vin errötete. »Ich wollte nur kurz einen Blick auf den ganzen Saal werfen.«
    »Ach ja? Und warum habt Ihr alle Männer zurückgewiesen, die mit Euch tanzen wollten?«
    Vin erwiderte zunächst nichts darauf. Der Mann lächelte und wandte sich wieder seinem Buch zu.
    »Es waren nur vier«, sagte sie gereizt. »Ich habe sie abgewiesen, weil ich nicht sehr gut tanzen kann.«
    Der Mann senkte sein Buch ein wenig und sah sie an. »Wisst Ihr, Ihr seid viel weniger schüchtern, als Ihr vorgebt.«
    »Schüchtern?«, fragte Vin. »Ich bin nicht diejenige, die ins Buch starrt, während neben mir eine junge Dame steht, der ich mich noch nicht einmal vorgestellt habe.«
    Der Mann hob eine Braue. »Jetzt klingt Ihr wie mein Vater. Ihr seht zwar viel besser aus als er, aber Ihr seid genauso mürrisch.«
    Vin sah ihn finster an. Schließlich rollte er mit den Augen. »Also gut, dann benehme ich mich jetzt einmal wie ein Ehrenmann.« Er machte eine vollendete Verneigung vor ihr. »Ich bin Graf Elant. Herrin Valette Renoux, darf ich das Vergnügen haben, diesen Balkon mit Euch zu teilen, während ich lese?«
    Vin verschränkte die Arme vor der Brust.
Elant? Ist das sein Familienname oder sein Vorname? Sollte mir das egal sein? Er wollte nur seinen Platz zurückerobern. Aber ... woher weiß er, dass ich Tanzpartner zurückgewiesen habe?
Irgendwie hegte sie den Verdacht, dass Kelsier etwas über dieses Gespräch würde erfahren wollen.
    Seltsamerweise hatte sie nicht den Wunsch, diesen Mann wie die anderen zuvor abzuschütteln. Stattdessen verspürte sie einen weiteren Stich der Verärgerung, als er sein Buch wieder aufnahm.
    »Ihr habt mir noch immer nicht verraten, warum Ihr lieber lest als tanzt«, sagte sie.
    Der Mann seufzte und senkte abermals sein Buch. »Wisst, Ihr, auch ich bin nicht der beste aller Tänzer.«
    »Ah«, meinte Vin.
    »Allerdings ist das nur die halbe Wahrheit«, fuhr er fort und hob den Finger. »Ihr könnt das vielleicht noch nicht verstehen, aber es geschieht leicht, dass man von all diesen Bällen nichts mehr wissen will. Wenn Ihr einmal an mehr als sechshundert davon teilgenommen habt, werdet Ihr feststellen, dass sie ein wenig eintönig sind.«
    Vin zuckte die Achseln. »Vielleicht würdet Ihr besser tanzen, wenn Ihr es erlerntet.«
    Elant runzelte die Stirn. »Ihr wollt mich nicht zu meinem Buch zurückkehren lassen, oder?«
    »Genau.«
    Er seufzte und steckte es wieder in die Jackentasche, die bereits deutliche Anzeichen dieser Art von Benutzung zeigte. »Also gut. Wollt Ihr stattdessen tanzen?«
    Vin erstarrte. Elant lächelte unbekümmert.
    Himmel! Er ist entweder unglaublich gewandt oder in gesellschaftlicher Hinsicht völlig unfähig.
Es verwirrte sie, dass sie nicht wusste, was von beidem stimmte.
    »Ich vermute, das heißt Nein?«, fragte Elant. »Gut. Ich war der Meinung, ich sollte Euch dieses Angebot machen, da wir ja übereingekommen sind, dass ich ein Ehrenmann bin. Ich bezweifle aber, dass die Paare dort unten es schätzen würden, wenn wir ihnen auf die Zehen treten.«
    »Dem stimme ich zu. Was lest Ihr da?«
    »Dilisteni«, sagte Elant.
»Prüfungen eines Denkmals.
Habt Ihr schon einmal davon gehört?«
    Vin schüttelte den Kopf.
    »Nicht viele kennen dieses Buch.« Er beugte sich über die Brüstung und schaute hinunter. »Was haltet Ihr denn von Euren ersten Erfahrungen bei Hofe?«
    »Ich bin ... überwältigt.«
    Elant kicherte. »Man kann

Weitere Kostenlose Bücher