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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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infrage kommen konnte. »Glaubst du, dass sie ihre Kräfte eingesetzt hat, um seine Gunst zu erringen?«
    »Sicherlich, Herr«, sagte Hoid rasch. Kelsier sah das Blitzen der Erregung in seinen Augen. Hoid nahm an, dass Kelsier ihm gerade ein kostenloses Stück Hofklatsch geliefert hatte.
    »Vielleicht war sie es, die letzte Woche Elariel das Geschäft mit dem Haus Hasting gesichert hat«, dachte Kelsier laut nach. Es gab kein solches Geschäft.
    »Höchstwahrscheinlich, mein Graf.«
    »Also gut, Skaa«, sagte Kelsier. »Du hast dir dein Geld verdient. Vielleicht werde ich dich zu gegebener Zeit noch einmal aufsuchen.«
    »Vielen Dank, mein Graf«, sagte Hoid und verneigte sich sehr tief.
    Kelsier ließ eine Münze fallen und sprang in die Luft. Als er auf einem Dach landete, erhaschte er einen letzten Blick auf Hoid, der herbeischoss und die Münze vom Boden auflas. Hoid hatte keine Schwierigkeiten gehabt, sie sofort zu finden trotz seines angeblich »schwachen Augenlichts.« Kelsier lächelte und setzte sich wieder in Bewegung. Hoid hatte sich nicht über Kelsiers Unpünktlichkeit beschwert, doch Kelsiers nächste Verabredung würde nicht so nachsichtig sein.
    Er wandte sich nach Osten, zum Ahlstromplatz. Auf dem Weg dorthin zog er seinen Nebelumhang aus, schälte sich aus der Weste und enthüllte darunter ein zerknittertes Hemd. Er ließ sich in einer Gasse hinunter, warf Mantel und Weste beiseite und ergriff eine Handvoll Asche aus einer Hausecke. Mit den körnigen, dunklen Flocken rieb er sich zunächst die Arme ein, wodurch er seine Narben versteckte, und dann bedeckte er mit dem Ruß sein Gesicht und den falschen Bart.
    Der Mann, der wenige Sekunden später aus der Gasse taumelte, unterschied sich ziemlich stark von dem Adligen, der sich zuvor mit Hoid getroffen hatte. Der vor kurzem noch so gepflegte Bart war nun zerzaust und ungekämmt. Einige Büschel waren entfernt, so dass er ungesund und fleckig wirkte. Kelsier tat so, als ziehe er ein Bein nach, und rief einer schattenhaften Gestalt, die neben dem stummen Springbrunnen des Platzes stand, mit heiserer Stimme zu:
    »Mein Graf? Mein Graf, seid Ihr das?«
    Graf Straff Wager, der Anführer des Hauses Wager, war auch nach den Maßstäben des Adels ein gebieterischer Mann. Kelsier bemerkte, dass zwei Wachen an seiner Seite verharrten. Der Graf schien sich vom Nebel nicht im Mindesten belästigt zu fühlen. Es war allgemein bekannt, dass er ein Zinnauge war. Wager trat mit festem Schritt vor, wobei sein Duellstab gegen den Boden schlug.
    »Du bist spät dran, Skaa!«, schimpfte er.
    »Mein Graf, ich ... ich ... ich hatte in der Gasse gewartet, mein Graf, wie wir vereinbart hatten.«
    »Wir hatten nichts dergleichen vereinbart!«
    »Es tut mir leid, Herr«, sagte Kelsier. Er verneigte sich - und geriet dabei wegen seines »lahmen« Beins ins Taumeln. »Es tut mir leid. Es tut mir leid. Ich war da drüben in der Gasse. Ich wollte Euch nicht warten lassen.«
    »Konntest du uns nicht sehen, Mann?«
    »Es tut mir leid, mein Graf«, sagte Kelsier noch einmal. »Mein Augenlicht ... wisst Ihr, es ist nicht gut. Ich kann kaum die Hand vor Augen sehen.«
Danke für den Tipp, Hoid.
    Wager schnaubte, übergab seinen Duellstab einem der beiden Wächter und versetzte Kelsier eine schallende Ohrfeige.
    Kelsier ging zu Boden und hielt sich die Wange. »Es tut mir leid, mein Graf«, murmelte er abermals.
    »Wenn du mich noch einmal warten lässt, wirst du den Stab spüren«, sagte Wager barsch.
    Jetzt weiß ich, wen ich aufsuchen muss, wenn ich die nächste Leiche auf einem Rasen abzulegen habe,
dachte Kelsier und kämpfte sich mühsam auf die Beine.
    »Wir sollten endlich zum Geschäftlichen kommen«, sagte Wager. »Was sind das für wichtige Neuigkeiten, die du mir versprochen hast?«
    »Es geht um das Haus Erikeil, mein Graf«, sagte Kelsier. »Ich weiß, dass Ihr in der Vergangenheit mit ihm zu tun hattet.«
    »Und?«
    »Also, mein Graf, dort betrügt man Euch nach Strich und Faden. Sie haben Schwerter und Stäbe an das Haus Tekiel zur Hälfte dessen verkauft, was sie Euch abverlangt haben!«
    »Beweise?«
    »Ihr müsst Euch nur Tekiels neue Bewaffnung ansehen, Graf«, meinte Kelsier. »Es stimmt, was ich sage. Ich habe doch nichts anderes als meinen Ruf! Wenn ich ihn verliere, verliere ich auch mein Leben.«
    Er log nicht. Oder wenigstens nicht ganz und gar. Es wäre sinnlos, wenn Kelsier Informationen verbreitete, die Wager mit Leichtigkeit bestätigen oder verwerfen

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