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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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ein überlegenes Volk sind und nicht dienen, sondern herrschen sollten.
    Solche Leidenschaft und solcher Hass kann sogar gute Menschen täuschen.

Kapitel 30
    V in musste erst in den Ballsaal der Festung Wager zurückkehren, um daran erinnert zu werden, was wahre Majestät war. Sie hatte bereits so viele Festungen besucht, dass sie für deren Pracht nicht mehr besonders empfänglich war. Doch an der Festung Wager war etwas Besonderes - etwas, wonach die anderen Festungen gierten, das sie aber nie ganz erreichten. Es war, als seien die Wagers die Eltern und die anderen nur gut unterwiesene Kinder. Alle Festungen waren schön, aber es gab keinen Zweifel daran, welche die schönste war.
    Die gewaltige Halle, auf jeder Seite getragen von einer Säulenreihe, wirkte heute sogar noch großartiger als sonst. Vin wusste nicht, warum das so war. Sie dachte darüber nach, während sie auf einen Diener wartete, der ihr den Schal abnahm. Die üblichen Kalklichter leuchteten draußen vor den Bleiglasfenstern und tauchten den Raum in buntes Licht. Die Tische in den von Säulen getragenen Nischen waren makellos. Der Grafentisch, der auf einem hohen Balkon am Ende der Halle stand, wirkte so erhaben wie immer.
    Es ist fast ... zu perfekt,
dachte Vin und runzelte die Stirn. Alles schien ein wenig übertrieben zu sein. Die Tischwäsche war noch weißer und noch glatter gebügelt als sonst. Die Livreen der Diener saßen außerordentlich gut. Statt regulärer Soldaten an den Türen wachten dort Dunsttöter in beeindruckenden Posen; man erkannte sie an ihren hölzernen Schilden und der fehlenden Rüstung. Insgesamt wirkte alles so, als wäre selbst die gewöhnliche Perfektion des Hauses Wager noch übertroffen worden.
    »Irgendetwas stimmt hier nicht, Sazed«, flüsterte sie, als ein Diener voranschritt, um ihren Tisch für sie vorzubereiten.
    »Was meint Ihr damit, Herrin?«, fragte der große Hofmeister, während er hinter ihrem Stuhl Platz nahm.
    »Es sind zu viele Leute hier«, sagte Vin, als sie erkannt hatte, dass dies einer der Umstände war, die ihr Sorgen machten. Während der letzten Monate hatten immer weniger Adlige an den Bällen teilgenommen, doch es hatte den Anschein, als seien alle für das Fest im Hause Wager zurückgekehrt. Und alle trugen ihre feinsten Kleider.
    »Irgendetwas geht hier vor«, sagte Vin leise. »Etwas, wovon wir nichts erfahren sollen.«
    »Ja«, antwortete Sazed genauso leise. »Das spüre ich auch. Vielleicht sollte ich frühzeitig zum Essen der Haushofmeister gehen.«
    »Gute Idee«, meinte Vin. »Ich lasse das Mahl heute Abend vielleicht ausfallen. Wir sind ein wenig spät dran, und anscheinend unterhalten sich die Gäste bereits miteinander.«
    Sazed lächelte.
    »Was ist?«
    »Ich erinnere mich an eine Zeit, da Ihr
niemals
eine Mahlzeit hättet ausfallen lassen, Herrin.«
    Vin schnaubte leise. »Sei froh, dass ich nie versucht habe, mir auf diesen Bällen die Taschen mit Essen vollzustopfen. Glaub mir, ich war mehr als einmal versucht dazu. Machen wir uns an die Arbeit.«
    Sazed nickte und begab sich zum Tisch der Haushofmeister. Vin beobachtete die Gesprächsgruppen.
Zum Glück ist Schan nirgendwo zu sehen,
dachte sie. Unglücklicherweise sah sie aber auch Kliss nirgendwo; also musste sich Vin jemand anders zum Plaudern aussuchen. Sie schlenderte umher, lächelte Graf Idren Seeris zu, einem Verwandten des Hauses Elariel, mit dem sie schon mehrere Male getanzt hatte. Er bedachte sie mit einer steifen Verbeugung, und sie gesellte sich zu seiner Gruppe.
    Vin lächelte die anderen ebenfalls an; es waren drei Frauen und ein weiterer Graf. Vin kannte sie alle flüchtig, und auch mit Graf Yestal hatte sie schon getanzt. Doch heute Abend erhielt sie von ihnen allen nur kalte Blicke.
    »Ich bin lange nicht mehr in der Festung Wager gewesen«, sagte Vin und fiel wieder in ihre Rolle des Mädchens vom Lande. »Ich hatte vergessen, wie majestätisch sie ist.«
    »Allerdings«, bemerkte eine der Damen. »Entschuldigt mich bitte, ich möchte mir etwas zu trinken holen.«
    »Ich begleite Euch«, sagte eine der anderen Damen, und beide verließen die Gruppe.
    Vin sah ihnen nach und runzelte die Stirn.
    »Ah«, meinte Yestal. »Unser Essen ist da. Kommt Ihr, Triss?«
    »Natürlich«, sagte die letzte verbliebene Dame und ging zusammen mit Yestal fort.
    Idren richtete seine Brille, schenkte Vin einen entschuldigenden Blick und zog sich ebenfalls zurück. Vin stand verblüfft da. Seit ihren ersten Bällen hatte sie

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