Kinder Des Nebels
Fraktion, und es ist eine schlechte Zeit, um mit unbedeutenden politischen Elementen Umgang zu pflegen.«
»Meister Kelsier braucht diese Informationen umgehend, Herrin«, drängte Sazed. »Er hatte vor, heute Nacht wieder als Informant aufzutreten. Wenn er diese Lage nicht kennt, könnte das seine Glaubwürdigkeit ernsthaft beschädigen. Wir müssen sofort aufbrechen.«
»Nein«, erwiderte Vin und drehte sich zu Sazed um. »Ich kann noch nicht gehen - nicht, solange alle anderen bleiben. Sie alle waren der Meinung, dass es wichtig ist, herzukommen und auf diesem letzten Ball gesehen zu werden, und deshalb sollte ich erst dann aufbrechen, wenn es auch die anderen tun.«
Sazed nickte. »Also gut.«
»Aber du solltest dich jetzt schon auf den Weg machen, Sazed. Miete dir eine Kutsche und berichte Kell, was wir erfahren haben. Ich bleibe noch etwas und gehe erst dann, wenn es dem Hause Renoux nicht mehr als Schwäche ausgelegt werden kann.«
Sazed zögerte. »Ich ... weiß nicht, Herrin.«
Vin rollte mit den Augen. »Ich schätze die Hilfe, die du mir gegeben hast, aber es ist nicht nötig, dass du mir andauernd die Hand hältst. Viele Leute kommen ohne ihre Haushofmeister zu diesen Bällen.«
Sazed seufzte. »In Ordnung, Herrin. Ich werde aber zurückkehren, sobald ich Meister Kelsier ausfindig gemacht habe.«
Vin nickte und verabschiedete ihn, und er stieg wieder die steinerne Treppe hinunter. Bei Elants Leseplatz lehnte sich Vin gegen die Brüstung und sah zu, wie Sazed unter ihr erschien und auf die Vordertür zuging.
Was jetzt? Selbst wenn ich jemanden finde, mit dem ich reden kann, hat es keinen Sinn mehr, weiterhin Gerüchte zu verbreiten.
Sie verspürte ein Gefühl des Schreckens. Wer hätte gedacht, dass sie die adlige Leichtfertigkeit einmal so sehr genießen würde? Dieser Genuss wurde zwar von dem Wissen um das getrübt, wozu viele Adlige fähig waren, aber dennoch war das neue Leben für sie zu einer traumhaften Freude geworden.
Würde sie je wieder an solchen Bällen teilnehmen? Was würde aus der Dame Valette werden? Musste sie ihre Kleider und Schminke beiseitelegen und wieder zur Straßendiebin Vin werden? In Kelsiers neuem Reich würde es vermutlich keinen Platz für so etwas wie Bälle geben, und das war vermutlich gar nicht schlecht so, denn welches Recht hatte sie zu tanzen, während andere Skaa verhungerten? Dennoch schien es ihr, als würde die Welt ohne die Festungen und Tänzer, die Kleider und Bälle etwas vermissen.
Sie seufzte, trat vom Geländer zurück und schaute an ihrem eigenen Kleid herunter. Es schimmerte tiefblau und trug am unteren Saum weiße aufgenähte Kreise. Es war ärmellos, aber ihre blauen Seidenhandschuhe reichten ihr bis über die Ellbogen.
Früher hätte sie diese Kleidung als äußerst unpraktisch empfunden. Doch jetzt hielt Vin sie für schön. Es gefiel ihr, dass das Kleid ihre Oberweite voller machte und gleichzeitig ihre dünne Taille hervorhob. Sie mochte es, dass es um die Hüfte weiter wurde, wie eine Glocke zu Boden fiel und bei jedem Schritt raschelte.
Sie würde es vermissen. Sie würde das alles hier vermissen. Aber Sazed hatte Recht. Sie konnte die Zeitläufe nicht anhalten, und es blieb ihr nichts anderes übrig, als den Augenblick zu genießen.
Ich werde nicht zulassen, dass er den ganzen Abend am Grafentisch sitzt und mich ignoriert,
beschloss sie.
Vin drehte sich um und ging die Galerie entlang. Dabei nickte sie Kliss zu. Die Galerie mündete in einen Korridor, der um die Ecke bog und auf den Vorsprung führte, der den Tisch des Gastgebers trug, wie Vin richtig vermutet hatte.
Sie blieb kurz in dem Korridor stehen und schaute von dort hinaus. Grafen und Damen saßen in reicher Kleidung hier und sonnten sich in dem Privileg, in Graf Straff Wagers Nähe sitzen zu dürfen. Vin wartete und versuchte, Elants Aufmerksamkeit zu erregen, und schließlich bemerkte einer der Gäste sie und stieß Elant an. Überrascht drehte er sich um, sah Vin und errötete leicht.
Sie winkte ihm kurz zu, und er stand auf und entschuldigte sich bei den anderen. Vin wich ein wenig zurück in den Korridor, damit sie ungestört ein paar Worte wechseln konnten.
»Elant«, sagte sie, als er den Korridor betrat. »Du sitzt bei deinem Vater!«
Er nickte. »Dieser Ball ist etwas Besonderes, Valette, und mein Vater hat darauf bestanden, dass ich das Protokoll beachte.«
»Wann werden wir Zeit für ein Gespräch haben?«
Elant zögerte. »Ich bin mir nicht sicher, ob
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