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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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nicht mehr einen solch kalten Empfang erfahren.
    Was ist denn hier los?,
dachte sie mit wachsender Bestürzung.
    Ist das Schans Werk? Hat sie es geschafft, einen ganzen Saal gegen mich aufzubringen?
    Nein, das glaubte sie nicht. Es hätte zu großer Mühen bedurft. Außerdem betraf dieses seltsame Verhalten nicht nur die Gäste, zu denen sie sich gesellt hatte. Alle Adligen schienen heute Abend ... anders zu sein.
    Vin versuchte es mit einer zweiten Gruppe, und das Ergebnis war noch enttäuschender. Sobald sie sich zu den anderen gestellt hatte, wurde sie von ihnen ignoriert. Vin fühlte sich so fehl am Platze, dass sie sich gleich wieder zurückzog und einen Becher Wein holte. Während sie ging, bemerkte sie, dass sich die erste Gruppe - mit Yesten und Idren - in derselben Besetzung wieder zusammengefunden hatte.
    Vin blieb im Schatten der östlichen Nische stehen und beobachtete die Menge. Nur sehr wenige Leute tanzten, und es handelte sich ausschließlich um Paare, die schon lange zusammen waren. Überdies gab es kaum regen Austausch zwischen den einzelnen Gruppen und Tischen. Zwar war der Ballsaal voll, aber es schien so, dass die meisten Gäste einander nicht beachteten.
    Ich muss einen besseren Blick auf das alles finden,
dachte sie und ging zur Treppe. Kurze Zeit später befand sie sich auf der langen, korridorähnlichen Galerie, die in die Wände über den Tanzboden eingelassen war. Die vertrauten blauen Laternen verliehen dem Stein eine sanfte, melancholische Färbung.
    Vin hielt inne. Elants Leseplätzchen befand sich zwischen der Säule ganz rechts und der Wand und wurde von einer einzelnen Lampe erhellt. Er verbrachte fast alle Bälle im Haus Wager hier oben und las; ihm gefielen der Prunk und die Förmlichkeiten nicht, die das Ausrichten eines Balls mit sich brachten.
    Der Leseplatz war verlassen. Sie trat an das Geländer, reckte den Hals und schaute bis zum Ende der großen Halle. Der Tisch des Gastgebers stand auf einem Balkon in derselben Höhe wie die Galerie, und entsetzt bemerkte Vin, dass Elant dort zusammen mit seinem Vater saß und speiste.
    Was?,
dachte sie ungläubig. Während der sechs Bälle, an denen sie in der Festung Wager teilgenommen hatte, hatte sie Elant noch nie bei seiner Familie sitzen sehen.
    Unter ihr bemerkte sie, wie sich eine vertraute Gestalt in einem farbenfrohen Gewand durch die Menge bewegte. Sie winkte Sazed zu, doch er hatte sie offenbar schon erspäht. Während sie auf ihn wartete, glaubte sie eine schwache, vertraut klingende Stimme vom anderen Ende der Galerie zu hören. Sie drehte sich um und erkannte eine kleine Person, die sie vorhin übersehen hatte.
    Hierhin hat sich Kliss also zurückgezogen,
dachte Vin.
Vielleicht redet sie wenigstens mit mir.
Vin stand auf und wartete darauf, dass entweder Kliss ihr Gespräch beendete oder Sazed hier oben eintraf.
    Sazed kam als Erster. Heftig atmend betrat er die Galerie. »Herrin«, sagte er mit leiser Stimme, während er zu ihr an das Geländer trat.
    »Sag mir, was du herausgefunden hast, Sazed. Dieser Ball fühlt sich für mich ... unheimlich an. Alle sind so kalt und ernst. Es ist beinahe so, als wären wir nicht auf einem Fest, sondern auf einer Beerdigung.«
    »Das ist eine passende Beschreibung, Herrin«, sagte Sazed leise. »Uns ist eine wichtige Ankündigung entgangen. Das Haus Hasting hat bekanntgemacht, dass es seinen regelmäßigen Ball diese Woche nicht ausrichten wird.«
    Vin runzelte die Stirn. »Ach ja? Aber es ist auch früher schon vorgekommen, dass manche Häuser einen Ball abgesagt haben.«
    »Das Haus Elariel ebenfalls. Gewöhnlich wäre das Haus Tekiel der nächste Gastgeber, aber es ist ausgelöscht. Das Haus Schunah hat bereits verkündet, dass es zu keinen Bällen mehr einladen wird.«
    »Was sagst du da?«
    »Anscheinend ist das hier der letzte Ball für lange Zeit.«
    Vin warf einen Blick auf die wunderbaren Fenster der Halle, die sich über den einzelnen, beinahe feindlich wirkenden Gruppen erhoben.
    »Das
also ist los«, sagte sie. »Sie schmieden ihre letzten Allianzen. Jedermann steht bei seinen besten Freunden und stärksten Unterstützern. Sie wissen, dass es der letzte Ball ist, also sind sie alle erschienen und machen Politik.«
    »So scheint es zu sein, Herrin.«
    »Sie kriechen hinter ihre Verteidigungslinien zurück«, erkannte Vin. »Sie mauern sich ein, wie man vielleicht sagen könnte. Deswegen will niemand mit mir sprechen. Das Haus Renoux ist zu neutral. Ich gehöre zu keiner

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