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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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rückwärts. Die Pfeilspitzen aber setzten ihren Flug fort. Es wurde zwar nicht länger von hinten gegen sie gedrückt, aber sie waren noch immer todbringend schnell.
    Der Inquisitor riss verblüfft den Mund auf, als zwei Dutzend Pfeilspitzen ihn trafen. Einige durchdrangen sein Fleisch vollständig und schlugen hinter ihm gegen die Steinwand. Andere blieben in den Beinen seines Gefährten stecken.
    Der Anführer zuckte und brach zusammen. Der andere schrie auf, blieb zwar auf den Beinen, aber schwankte heftig. Vin schoss vor und fachte ihr Weißblech an. Der verbliebene Inquisitor wollte sie abfangen, doch sie griff in ihren Mantel und holte eine Handvoll Weißblechstaub daraus hervor.
    Verwirrt blieb der Inquisitor stehen. Mit seinen Eisenaugen würde er nur eine Masse blauer Linien erkennen, von denen jede zu einem Metallstäubchen führte. Bei so vielen Metallquellen auf engstem Raum würden ihn die Linien regelrecht blind machen.
    Wütend wirbelte der Inquisitor herum, als Vin an ihm vorbeihastete. Er drückte gegen den Staub, blies ihn fort, doch dabei riss Vin einen ihrer Glasdolche hervor und schleuderte ihn auf den Inquisitor zu. In dem verwirrenden Durcheinander aus blauen Linien und Atium-Schatten bemerkte er den Dolch nicht, der sich ihm mitten in den Oberschenkel bohrte. Er stürzte und fluchte dabei mit brechender Stimme.
    Wie gut, dass es gewirkt hat,
dachte sie, während sie über den am Boden liegenden ersten Inquisitor hüpfte.
Ich war mir nicht sicher, was ihre Augen angeht.
    Sie warf ihr ganzes Gewicht gegen die Tür, fachte ihr Weißblech stärker an und warf eine weitere Handvoll Metallstaub in die Luft, damit der zweite Inquisitor kein Metall an ihrem Körper zum Ziel nehmen konnte. Sie wandte sich ihnen nicht mehr zu, um weiter gegen sie zu kämpfen, denn sie erinnerte sich zu gut an die Schwierigkeiten, die eine dieser Kreaturen Kelsier bereitet hatte. Ihr Ziel lag nicht im Töten, sondern im Sammeln von Informationen, wonach sie sofort die Flucht ergreifen wollte.
    Vin platzte in das Gebäude-im-Gebäude und wäre beinahe über einen Teppich gestolpert, der aus exotischem Pelz bestand. Sie runzelte die Stirn, suchte das Zimmer mit ihren Blicken rasch ab und wollte endlich sehen, was der Oberste Herrscher darin versteckte.
    Es muss hier sein,
dachte sie verzweifelt.
Der Hinweis darauf, wie man ihn besiegen kann - wie man diese Schlacht gewinnen kann.
Sie zählte darauf, dass die Inquisitoren lange genug von ihren Wunden abgelenkt wurden, so dass sie das Geheimnis des Obersten Herrschers herausfinden und fliehen konnte.
    Der Raum hatte nur einen einzigen Zugang - derjenige, durch den sie hereingekommen war -, und ein Feuer brannte in seiner Mitte. Die Wände waren auf seltsame Weise geschmückt; sie wurden beinahe vollständig von Fellen bedeckt, die in merkwürdigen Mustern gefärbt waren. Außerdem gab es einige alte Gemälde mit verblassten Farben und gelb gewordener Leinwand.
    Rasch hielt Vin nach allem Ausschau, was sich als Waffe gegen den Obersten Herrscher erweisen könnte. Leider entdeckte sie nichts. Dieser Raum verursachte bei ihr ein Gefühl der Fremdartigkeit, aber er war nicht sonderlich bemerkenswert. Es herrschte sogar so etwas wie eine heimelige Gemütlichkeit in ihm, wie in einem Arbeitszimmer oder einem Wohnzimmer. Er war voller rätselhafter Gegenstände und Ausschmückungen wie den Hörnern eines fremdartigen Tieres oder einem sehr bemerkenswerten Paar Schuhe mit breiten, flachen Absätzen. Es war ein Zimmer, das die Erinnerung an jemandes Vergangenheit wachhielt.
    Sie zuckte zusammen, als sich plötzlich etwas in der Mitte des Raumes bewegte. Neben der Feuerstelle stand ein Drehstuhl. Langsam schwang er herum und enthüllte einen verhutzelten alten Mann, der in ihm saß. Er war kahlköpfig, hatte Leberflecken auf der Haut und schien mindestens siebzig Jahre alt zu sein. Er trug teure, dunkle Kleidung und warf Vin einen wütenden Blick zu.
    Das war es,
dachte sie.
Ich habe versagt - hier ist nichts. Es ist Zeit zu fliehen.
    Gerade als sie sich umdrehen und aus dem Raum eilen wollte, packten grobe Hände sie von hinten. Sie fluchte, wand sich und sah das blutige Bein eines der Inquisitoren. Selbst mithilfe des Weißblechs hätte er eigentlich nicht mehr in der Lage sein sollen zu gehen. Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien, doch der Inquisitor hielt sie unbarmherzig fest.
    »Was soll das?«, fragte der alte Mann, der inzwischen aufgestanden war.
    »Es tut mir

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