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Kinder des Sturms

Kinder des Sturms

Titel: Kinder des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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plötzlich im Stich lassen. Es wäre einfach nicht richtig.«
    Verdammt, weshalb musste sie ausgerechnet jetzt so verantwortungsbewusst und vernünftig sein? »Du kannst einen Ersatz suchen. Schließlich ist es nur für ein paar Tage.«
    »Ich könnte sicher jemanden finden, aber dadurch wäre nur ein Teil des Problems gelöst. So sehr es mich auch reizen würde, kann ich gerade jetzt unmöglich von hier weg. Jude bekommt in allernächster Zeit ihr Baby. Da braucht sie und braucht auch Aidan die Familie. Was wäre ich für eine Schwester, wenn ich ausgerechnet in einem solchen Augenblick in der Weltgeschichte herumflöge?«
    »Ich dachte, das Baby käme frühestens in einer Woche.«
    »Männer.« Sie zwang sich zu einem herablassenden Lächeln. »Babys kommen, wann sie wollen, und die ersten Kinder sind, wie man mir sagte, die eigensinnigsten. Der Gedanke, mit dir nach New York zu fliegen, ist wirklich verlockend, aber vor lauter Schuldgefühlen, meine Familie im Stich gelassen zu haben, könnte ich die Reise sicher nicht genießen.«
    »Wir nehmen die Concorde. Damit sind wir innerhalb kürzester Zeit über den Atlantik und wieder zurück.«
    Die Concorde. Sie stand auf, ging hinter die Theke und holte
sich ein Ginger Ale. Wie ein Filmstar, dachte sie. Sie würde durch die Gegend jetten, wie und wann es ihr gefiel, und hätte beinahe, ehe sie auch nur losgeflogen wäre, ihr Ziel bereits erreicht.
    Großer Gott, sie wäre begeistert. Das wusste er genau.
    »Ich kann nicht. Tut mir Leid.«
    Er wusste, es war richtig, was sie sagte. Trotzdem musste er sie noch ein wenig drängen. Er verspürte das dringende Bedürfnis, das Gleichgewicht zwischen ihnen beiden wiederherzustellen. Nein, das war eine Lüge. Wie er sich, von seinem eigenen Verhalten angewidert, eingestehen musste, hatte er vielmehr das innige Verlangen, sie ins Hintertreffen geraten zu lassen.
    »Du hast Recht. Es ist ein ungünstiger Moment.«
    »Ich kann dir versichern, ich wünschte, das wäre es nicht. Ein Flug mit der Concorde und ein paar wunderbare Tage in New York. Zu jedem anderen Zeitpunkt würde ich schon meine Koffer packen.« Egal, was es sie kosten würde, bliebe sie auch weiterhin die gut gelaunte, lässige, weltgewandte Frau. »Und wann fliegst du los?«
    Losf liegen? Einen Moment lang war sein Hirn vollkommen leer gefegt. Er hatte nie die Absicht gehabt, ohne sie zu fliegen. Tja, jetzt hast du dich selbst in die Ecke manövriert, dachte er und trank einen Schluck aus der Flasche, mit der sie zurück an den Tisch kam. »Vorher werde ich dir noch den Vertragsentwurf zukommen und, falls du nichts an ihm auszusetzen hast, den endgültigen Vertrag aufsetzen lassen. Das wird ein paar Tage dauern. Auf diese Weise kann ich das, was ich drüben zu tun habe, in aller Ruhe vorbereiten und anschließend die fertigen Papiere mit zurückbringen.«
    »Das ist wirklich effizient.«
    »Ja.« Er stellte die Flasche auf den Tisch. Irgendwie war ihm der Genuss an dem Ginger Ale vergangen. »Schließlich werde ich nicht umsonst regelmäßig so genannt.«

    »Sag mir einfach Bescheid, wenn du weißt, wann du abfliegst.« Sie strich mit einem Finger über seinen Handrücken. »Dann werde ich dir in einer Weise eine gute Reise wünschen, die du bis zu deiner Rückkehr hierher ganz sicher nicht vergisst.«
     
    Sie kooperierte einfach nicht. Die Frau befolgte einfach nicht die von ihm aufgestellten Regeln. Grübelnd saß er an seinem kleinen Schreibtisch und starrte, statt zu arbeiten, in die windumtoste Nacht.
    Weshalb hatte sie ihn nicht gebeten, seine Reise ein paar Tage oder sogar ein paar Wochen zu verschieben? Dadurch hätte sie ihm die perfekte Gelegenheit gegeben, nachzugeben und ihr seine Bereitschaft zu beweisen, Kompromisse einzugehen, damit sie glücklich war.
    Und weshalb, in aller Welt, hatte er ihr überhaupt diesen dämlichen Vorschlag unterbreitet? Jeder Idiot hätte gewusst, dass sie augenblicklich unmöglich von zu Hause fortkonnte. Was wiederum bewies, dass die Liebe einen Mann idiotischer als einen Idioten werden ließ. Es war einfach ein Elend.
    Die über den Himmel zuckenden Blitze passten genau zu seiner Stimmung. Er war geladen und gereizt.
    Weshalb war er ihr gegenüber nicht ehrlicher gewesen? Nun, nicht unbedingt ehrlicher, sagte er sich, sondern einfach etwas direkter? Es wäre einfacher und erfolgversprechender gewesen, ihr zu sagen, dass er mit ihr nach New York fliegen wollte. Sicher, er hätte das Vergnügen mit dem Geschäft

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