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Kinder des Sturms

Kinder des Sturms

Titel: Kinder des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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Lippen über ihren Mund.
    Sie ließ die Schranke wieder sinken. »Ich bin ganz einfach wählerisch«, erklärte sie entschieden, ging in Richtung Tür und blickte grinsend über ihre Schulter. »Und ich werde es Sie wissen lassen, wenn ich noch einmal von Ihnen geküsst werden möchte, Trev aus New York. Dann vielleicht mit ein bisschen mehr Inbrunst.«
    »Das ist durchaus fair.« Er trat mit ihr vor die Tür und wartete, bis sie abgeschlossen hatte.
    Die Luft duftete nach Meer und Blumen. Dies war etwas, das sie an Ardmore liebte. Die Gerüche und Geräusche und die wunderbare Weite der irischen See. Sie bot unendlich viele Möglichkeiten. Früher oder später traf sie erneut auf Land, an einer weit entfernten Stelle, an der es andere Menschen und andere Dinge gab. Diese Tatsache erschien ihr wie ein Wunder.
    Und vor allem war es tröstlich, dachte sie und hob die Hand, als Kathy Duffy ihr etwas durch das Küchenfenster zurief.

    »Sind Sie zum ersten Mal in Irland?«, fragte sie ihren Begleiter auf dem Weg zum Wasser.
    »Nein. Ich war schon ein paar Mal in Dublin.«
    »Eine meiner Lieblingsstädte.« Mit zusammengekniffenen Augen blickte sie auf die den Strand belagernden Horden von Touristen, wandte sich entschieden ab und marschierte in Richtung der Klippen. »Die Geschäfte und die Restaurants sind einfach fantastisch. So etwas findet man hier in Ardmore natürlich nicht.«
    »Und warum leben Sie dann nicht in Dublin?«
    »Meine Familie lebt hier – nun, zumindest teilweise. Unsere Eltern sind nach Boston umgezogen. Und ich habe nicht unbedingt das brennende Verlangen, in Dublin zu leben, während es so viele wunderbare Orte auf der Welt gibt, die ich noch sehen will.«
    »Und welche Orte haben Sie bisher gesehen?«
    Sie hob den Kopf und sah ihn an. Ein Mann wie er war wirklich selten, dachte sie verwundert. Die meisten Kerle, die sie kannte, sprachen am liebsten von sich selbst. Nun, fürs Erste ginge sie am besten auf seine Frage ein. »Paris, und zwar gerade erst vor kurzem. Dann natürlich Dublin und ziemlich viele andere Städte in meinem eigenen Land. Aber der Pub hindert mich daran, so viel zu reisen, wie ich gerne möchte.«
    Sie drehte sich um, hob zum Schutz gegen die Sonne eine Hand vor ihre Augen und ging ein Stückchen rückwärts. »Ich frage mich, wie es wohl aussieht, wenn er es erst fertig hat.«
    Trevor blieb stehen und blickte wie auch Darcy zurück auf den Pub. »Das Theater?«
    »Ja. Ich habe mir die Skizzen angesehen, aber ich habe ganz einfach keinen Blick für solche Dinge.« Sie hob ihr Gesicht in die salzige Brise. »Die Familie ist damit zufrieden, und sie ist in diesen Dingen ziemlich eigen.«
    »Genau wie der Erbauer.«
    »Das kann ich mir vorstellen, obgleich ich nicht verstehe,
weshalb der Mann ausgerechnet ein winziges Dorf im Süden Irlands für sein Projekt ausgewählt hat. Jude sagt, er tut es bestimmt aus Sentimentalität.«
    Es überraschte und verwirrte ihn, dass ein Mensch die Wahrheit so beiläufig aussprach. »Sagt sie das?«
    »Kennen Sie die Geschichte von Johnnie Magee und Maude Fitzgerald?«
    »Ich habe schon davon gehört. Die beiden waren verlobt, doch dann zog er in den Krieg und fiel in Frankreich.«
    »Und sie hat nie geheiratet, sondern bis an ihr Lebensende ganz allein in ihrem Cottage auf dem Faerie Hill gelebt. Was eine ganz schön lange Zeit war, denn immerhin wurde sie hunderteins. Die Mutter von Johnnie Magee starb bereits wenige Jahre nach dem Tod des Jungen vor Trauer. Es hieß, sie hätte ihn mehr als jeden anderen geliebt und hätte weder bei ihrem Mann noch bei ihren anderen Kindern noch in ihrem Glauben genügend Trost gefunden.«
    Es war seltsam, hier auf der Klippe spazieren zu gehen und diese Geschichten von seiner eigenen Familie – Geschichten, die er nie zuvor gehört hatte – mit einer beinahe unbekannten Frau zu diskutieren. Und noch seltsamer war es, dass er von ihr mehr über seinen Hintergrund erfuhr als je zuvor von einem Menschen.
    »Ich kann mir vorstellen, dass der Verlust eines Kindes schmerzlicher als alles andere ist.«
    »Das ist er ganz sicher, aber was war mit den Menschen, die noch am Leben waren und sie brauchten? Wenn man das, was man besitzt, in seiner Trauer um das, was man verloren hat, vergisst, ist Trauer ein Luxus, den man sich nicht leisten darf.«
    »Da haben Sie wohl Recht. Und was passierte dann?«
    »Es heißt, dass ihr Mann schließlich angefangen hat zu trinken. Allerdings bin ich der Ansicht, dass es auch

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