Kinder des Sturms
stimmt.« Darcy nippte an ihrer Limonade und wartete ab. »Und an was kannst du dich außerdem erinnern?«
»Ah ...«
Gott im Himmel, dachte Darcy, war das Mädchen wohl jemals schneller als eine Schildkröte?
»Tja.« Sinead nagte an ihrer Unterlippe und zeichnete mit den Fingerspitzen kleine Muster auf den Tisch. »Dass ich darauf achten soll, dass das richtige Essen und Trinken zu den richtigen Gästen kommt und dass ich auch beim Servieren freundlich lächeln soll.«
»Erinnerst du dich vielleicht auch daran, Sinead, dass ich dir erklärt habe, dass die Aufnahme der Bestellungen und das Servieren effizient, das heißt möglichst flott, erfolgen sollen?«
»Ich erinnere mich, ja.« Sinead senkte ihren Blick auf ihr Glas. »Aber das ist alles so fürchterlich verwirrend, Darcy. Alle wollen was von mir, und dann noch alle auf einmal.«
»Das mag durchaus sein, aber siehst du, es ist nun einmal so, dass die Leute in einen Pub kommen, weil sie dort was wollen, und dass es unser Job ist, dafür Sorge zu tragen, dass sie es bekommen. Aber das ist vollkommen unmöglich, wenn du die Hälfte deiner Schicht auf dem Klo verbringst.«
»Jude hat gesagt, ich würde es ganz sicher lernen.« In Sineads Augen schwammen Tränen.
»Spar dir deine Tränen. Sie wirken nicht auf mich.« Darcy beugte sich über den Tisch. »So etwas funktioniert nur gegenüber Männern und rührseligen, weichherzigen Frauen, aber ich bin weder das eine noch das andere. Also schluck die Tränen wieder runter, Mädchen, und hör mir zu.«
Ohne auf Sineads Schniefen einzugehen, fuhr Darcy rüde fort: »Du bist zu mir gekommen und hast mir versprochen, hart zu arbeiten, wenn du einen Job von mir bekommst. Jetzt bist du kaum drei Wochen hier, und schon machst du schlapp. Ich stelle dir jetzt eine Frage, und ich möchte, dass du mir eine ehrliche Antwort darauf gibst. Willst du diesen Job noch immer?«
Die Tatsache, dass Sinead, als sie sich über die Augen wischte, das neue, teure Mascara verschmierte, das sie sich von ihrem ersten Wochenlohn geleistet hatte, hätte sicherlich das Herz so mancher Frau erweicht. Darcy jedoch dachte lediglich verächtlich, dass das Mädchen wohl noch ziemlich lange üben müsste, bis es ihr gelänge, Tränen zu vergießen, ohne dass sie dabei an Eleganz verlor.
»Ja. Ich brauche die Arbeit.«
»Arbeit zu brauchen und Arbeit zu leisten sind zwei verschiedene Dinge.« Wie du in Bälde herausfinden wirst, fügte Darcy in Gedanken noch hinzu. »Ich erwarte dich in zwei Stunden pünktlich zur Abendschicht.«
Vor lauter Entsetzen versiegten Sineads Tränen. »Aber heute ist mein freier Abend.«
»Er wurde soeben gestrichen. Wenn du die Arbeit, für die
du bezahlt wirst, auch weiterhin behalten willst, solltest du allmählich anfangen, sie überhaupt zu tun. Ich will, dass du schnell von einem Tisch zum anderen, vom Pub in die Küche und wieder zurück läufst. Wenn dich etwas verwirrt, du etwas vergessen hast oder nicht verstehst, kannst du zu mir kommen, damit ich dir helfe. Aber ...«
Sie machte eine Pause und wartete, bis Sinead ihr in die Augen blickte. »Ich werde es nicht länger dulden, dass du dich vor der Arbeit drückst. Wenn du einmal Pipi machen musst, ist das kein Problem, aber immer, wenn du in Zukunft länger als fünf Minuten auf dem Klo verbringst, ziehe ich dir ein Pfund von deinem Gehalt ab.«
»Ich habe eine ... schwache Blase.«
Hätte Sinead nicht derart jämmerlich geklungen, hätte Darcy sicher laut gelacht. »Das ist blanker Unsinn, und das weißt du genauso gut wie ich. Wenn du irgendwelche Probleme mit der Blase hättest, hätte deine Mutter das längst Brennas Mutter erzählt, sodass es inzwischen längst auch mir zu Ohren hätte kommen müssen.«
Nun, da sie überführt war, verzog die arme Sinead schmollend das Gesicht. »Aber ein ganzes Pfund, Darcy!«
»Genau, ein ganzes Pfund, also überleg dir besser, bevor du dich verdrückst, was es dich kosten wird.« Geld, das in ihr eigenes Sparschwein wandern würde, dachte Darcy, denn schließlich wäre sie es, die während Sineads Pausen die ganze Arbeit leisten müsste.
»Das Gallagher’s hat seit über hundert Jahren einen hervorragenden Ruf«, fuhr sie entschieden fort. »Wenn du für uns arbeitest, wirst du den von uns gestellten Anforderungen genügen. Falls du dazu nicht willens oder nicht in der Lage bist, dann wirst du gefeuert. Das hier ist deine zweite Chance, Sinead. Eine dritte gibt es nicht.«
»Aidan ist nicht so hart
Weitere Kostenlose Bücher