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Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Christenmenschen, eine oder zwei Familien ausgenommen. Sie hatten zwei Kinder, die am Leben blieben, einen Jungen und ein Mädchen, und einen Knecht, der ihnen bei der Arbeit half.
    Im letzten Sommer traf uns wirkliche Not. Die Heuernte mißriet, wir mußten den größten Teil unseres Viehbestands schlachten, und trotzdem wären wir verhungert, hätten wir uns nicht aus dem Meer ernähren können. Ein entsetzlicher Winter folgte. Als ein Schneesturm tagelang gewütet hatte – nein, über eine nicht festzustellende Zeit der fast sonnenlosen Nacht, aus der hier der Winter besteht – , konnte ich nicht anders, als mit einigen Männern nach Norden zu ziehen, um nachzusehen, wie es meiner Bengta ging. Wir fanden Sven, meinen Enkel Dag und den Knecht tot unter notdürftig aufgeschichteten Steinhügeln, denn die Erde war zu hart gefroren, als daß man ein Grab hätte ausheben können. Bengta und die kleine Hallfrid waren ... verschwunden. Es war überhaupt kein Heizmaterial mehr da. Spuren – Schlittenkufen, Hundekot – verrieten, daß ein Skraeling dagewesen war und sie mitgenommen hatte.
    Wahnsinnig vor Kummer und Zorn führte ich meine Männer zu den Steinhütten, wo diese Geschöpfe im Winter hausen. Die meisten von ihnen waren fort, jagten, trieben sich herum, was weiß ich. Auch Bengta war nicht da. Diejenigen, die wir antrafen, behaupteten, sie sei aus freien Stücken gekommen, habe ihr Kind lebend mitgebracht – sie sei mit einem ihrer Männer gekommen, sei zu ihm auf seine schmutzige Lagerstatt gekommen, obwohl er bereits eine Gefährtin hatte ... Wir schlachteten sie ab. Eine einzige Alte ließen wir übrig, damit sie die Nachricht weitergeben konnte, im Frühling würden wir den Rest wie das Ungeziefer, das sie sind, vernichten, gäben sie unsere gestohlenen Mädchen nicht zurück.«
    Die Schatten wuchsen, als das Feuer niederbrannte. Feuchte Kälte biß und biß. Eyjan fragte entsetzt in Haakons mühsames Schnaufen hinein: »Ist dir niemals der Gedanke gekommen, daß sie vielleicht die Wahrheit gesprochen haben? Es gab doch keine Spuren von Gewalttätigkeit an den Toten? Ich würde sagen, Hunger und Kälte, als die Vorräte zu Ende waren, brachten sie um, oder eine Krankheit, wie ihr sie selbst über euch bringt, weil ihr im Schmutz lebt. Dann kam Minik – der Inuk, der Mann – vorbei, machte sich Sorgen um sie, und sie suchte bei ihm Zuflucht. Ich bin überzeugt, sie sind schon vorher Freunde gewesen.«
    »Aye«, gestand Haakon. »Sie fühlte sich immer von Skraelingen angezogen, plapperte Worte ihrer Sprache ebenso früh wie Norwegisch, hörte ihren Geschichten zu, wenn sie herkamen, das liebe, vertrauensselige Mädchen ... Aber er hätte sie ja hierher zu mir bringen können, oder nicht? Ich hätte ihn belohnt. Nein, er muß sie mit Gewalt entführt haben. Später – was ihr in dem Boot gehört habt, ist der Beweis dafür – hat der verdammte alte Hexenmann einen Zauber über sie geworfen. Gott sei ihr gnädig! Sie ist ebenso verloren und verstrickt wie ein Reisender, der in einen Elfenhügel gelockt wird ... für ihre Verwandten verloren, für ihre Erlösung verloren, sie und meine Enkelin, alle beide – wenn wir sie nicht zurückholen können ...«
    »Was geschah dann?« fragte Tauno nach einer Weile.
    »Natürlich verließen sie die Stelle und zogen an einen anderen Ort in der Wildnis. Zu Beginn des Frühjahrs entdeckten unsere Jäger einen von ihnen, fingen ihn und brachten ihn gebunden zu mir. Ich hing ihn über ein kleines Feuer, um ihn zu zwingen, mir zu sagen, wo sie waren, aber er sprach nicht. Deshalb ließ ich ihn frei – nur daß ich ihm ein Auge nahm, um zu beweisen, daß ich es ernst meinte mit dem, was ich sagte – und gab ihm die Botschaft mit: Wenn sie mir nicht meine Tochter und meine Enkelin schickten und, damit ich Gerechtigkeit an ihnen üben könne, die Neidlinge, die sie schändeten, werde kein Mann in Vestri Bygd ruhen, bis auch der letzte dieser Trolle erschlagen sei, denn wir alle haben Frauen, die wir beschützen müssen. Ein paar Tage danach kam der Tupilak.«
    »Und was ist das?« fragte Tauno. Sein Rückgrat prickelte.
    Haakons Gesicht verzerrte sich. »Als Bengta noch ein Kind war, erzählte sie mir eine Geschichte über einen Tupilak, die sie von den Skraelingen gehört hatte. Ich hielt es bloß für ein Schauermärchen, von dem sie Alpträume bekommen könne. Dann tröstete
sie mich
und versprach mir, nicht schlecht zu träumen. Oh, sie war die liebevollste

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