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Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Tod zu Ihm zu gelangen, daß du uns, deinen Gästen, die völlige Wahrheit gesagt hast. Dann werden wir mit dir hinausfahren.«
    Haakon blieb sitzen. Er glotzte.
    Eyjan stand auf. »Am besten gehen wir, Tauno«, seufzte sie. »Gute Leute, es tut uns leid. Aber warum sollten wir unser Leben für nichts aufs Spiel setzen, in einem Streit, der nicht unserer ist und in dem ihr noch dazu im Unrecht seid? Ich gebe euch den Rat, tut, was Bengta gesagt hat, und verlaßt dieses Land eures Unglücks.«
    Haakon sprang auf. Sein Schwert fuhr aus der Scheide. »Ergreift sie!« rief er.
    Tauno zog das Messer. Das Schwert sauste herab und schlug es ihm aus der Hand. Frauen und Kinder kreischten. Aus Angst davor, was geschehen konnte, wenn die Geschwister entkamen, warfen die Männer sich auf sie.
    An Taunos Arme und Beine hängten sich je zwei. Er schleuderte sie herum. Eine Keule traf seinen Kopf. Er brüllte auf. Die Keule schlug zweimal, dreimal zu. Todespein und Sternschnuppen schossen durch seine Welt. Er brach zusammen. Zwischen von Lumpen umhüllten Beinen erhaschte er einen Blick auf Eyjan. Sie stand mit dem Rücken zur Wand. Speere hielten sie fest, das Schwert schwebte über ihr, Jonas hatte ihr den Dolch an die Kehle gesetzt. Tauno fiel ins Nichts.
     

9
    Der Tag brach als trübes rotes Glimmen durch die Wolken, fiel als stählerner Schein auf die Finsternis und die Kabbelwellen des Fjords. Ein scharfer Wind blies. Tauno fragte sich, ob um diesen Ort ständig der Wind heule. Er erwachte auf dem Stroh, wo man ihn hingelegt hatte, und sah Haakon als Schatten über sich aufragen. »Aufstehen!« rief der Häuptling. Im Dunkel des Hauses waren gedämpfte Männerstimmen, das Weinen von Säuglingen, das Jammern älterer Kinder zu hören.
    »Wie fühlst du dich?« fragte Eyjan von der anderen Seite des Raums her. Wie er hatte sie die Nacht auf dem Fußboden verbracht, Hände und Füße gefesselt, den Hals an einen Pfosten festgebunden.
    »Steif«, antwortete er. Nach ein paar Stunden Schlaf klopften seine Schläfen nicht mehr so stark wie in dem Augenblick, als er zuerst das Bewußtsein wiedererlangt hatte. Aber Blut verklebte sein Haar, Durst seinen Mund. »Und du, meine Schwester?«
    Sie lachte heiser auf. »Dieser Lümmel Jonas kam vor Tagesanbruch gekrochen und wollte mich befummeln, wagte es dann aber doch nicht, mir die Beine loszubinden. Es wäre mir auch so möglich gewesen, aber es hat mir ein gewisses Vergnügen bereitet, so zu tun, als könnte ich es nicht. Soll ich weitererzählen?« Sie benutzten die Sprache ihres Vaters.
    »Nur wenn du ihn über dir haben willst und wahrscheinlich die anderen auch noch. Wir sind seelenlos – sind Tiere – , die benutzt werden können, wie die Menschen es für richtig halten – weißt du das nicht mehr?«
    Haakon hatte sich so ausgedrückt, als er sie binden ließ: »Nie hätte ich Hand an einen Menschen gelegt, den ich meinen Gast genannt habe, nicht einmal an einen Skraeling. Aber ihr seid keine Menschen. Bricht ein Mann sein Wort, wenn er ein Schaf schlachtet, das er aufgezogen hat? Sünde wäre es, wenn ich euch
nicht
zwingen würde, meine Leute zu erretten.« Er setzte hinzu: »Morgen wirst du uns im Kampf gegen den Tupilak helfen, Tauno. Eyjan bleibt als Geisel zurück. Wenn du siegst, lassen wir euch beide frei. Den Eid will ich dir auf das Kreuz leisten.«
    »Können wir einem Verräter selbst dann glauben?« fuhr sie dazwischen.
    Seine Mundwinkel verzogen sich nach oben. »Welche Wahl habt ihr denn?«
    An diesem Morgen standen auf seinen Befehl Männer, in Hemden und Hosen gekleidet, die Waffen gezogen, im Kreis herum, während er Tauno losband. Der Sohn des Wassermanns erhob sich, lockerte seine verkrampften Glieder, ging zu Eyjan hinüber und küßte sie. Jonas trat von einem Fuß auf den anderen. »Gehen wir«, sagte der Jüngling, den Mund voll mit Käse und Schiffszwieback, »gehen wir und bringen wir die Sache hinter uns.«
    Tauno schüttelte den Kopf. »Zuerst Essen und Wasser für meine Schwester und mich. Und zwar soviel, wie wir brauchen.«
    Haakon runzelte die Stirn. »Es ist besser, vor dem Kampf wenig oder gar nichts zu essen.«
    »Nicht für Wesen unserer Art.«
    Ein braunhaariger Mann mittleren Alters, der Steinkil hieß, lachte laut auf. »Richtig. Haakon, du weißt doch, wie die Seehunde schlingen.«
    Der Anführer zuckte die Schultern. Er mußte sich beherrschen, sich sein Entsetzen nicht anmerken zu lassen, als er sah, wieviel Pfund Fleisch seine

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