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Kinder des Wassermanns

Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Feenaugen konnten auch in der Nacht sehen, aber die Geschwister brachen unter der Sonne auf, weil die Inuit ihnen dann besser Lebewohl sagen konnten.
    Die ganze Schar war da und so weit aufs Eis hinausgekommen, als es sicher zu sein schien. Hinter ihnen war das Land weiß, außer dort, wo ein Felsen oder eine Klippe sich erhob. Vor ihnen erstreckte sich die See, gräulich, kabbelig, lärmend. Niedrige Wolken zogen vor einem stechenden Wind dahin.
    Panigpak löste sich aus der Versammlung und ging dahin, wo Bruder und Schwester warteten. In der Hand hielt er eine Knochenscheibe, leicht nach innen gebogen. An ihrem Rand war ein Loch, durch das eine Schlinge aus Seehundshaut gezogen war. Sie hatte vielleicht anderthalb Zoll Durchmesser.
    „Sehr habt ihr uns geholfen“, erklärte er. „Tauno vernichtete den Tupilak, den die Dummheit dieser Person erzeugt hatte. So errang er die Verehrung unserer Feinde, und wir haben Frieden. Eyjan …“ – er schüttelte den grauen Kopf, lachte, zwinkerte heftig – „… Eyjan, wenn ich zu alt geworden bin, um noch von Nutzen zu sein, und fortgehe, um allein auf dem Eis zu sitzen, wird die Erinnerung an dich mich wärmen.“
    „Oh, ihr habt alles, was wir getan haben mögen, überreichlich vergolten“, sagte Tauno, während seine Schwester mit ihren Lippen die Stirn des Angakoks streifte. Sie hatte ihrem Bruder erzählt, er sei nicht stark, aber süß.
    „Unter Freunden rechnet man nicht nach“, meinte Panigpak. Wenn er jemals mit den Norwegern hätte verhandeln müssen, dann hätte er nicht gewußt, was zu sagen. „Jemand möchte euch gern ein Abschiedsgeschenk machen.“
    Er reichte Tauno die Scheibe, und dieser nahm sie in seine Handfläche und betrachtete sie. Zeichen waren in ihrer Höhlung eingeritzt und geschwärzt, damit sie sich von dem gelblichen Weiß abhoben: Ein Vogel mit dunklem Kopf und gebogenem Schnabel, der an einem zunehmenden Mond vorbeiflog. Ein unheimliches Gefühl überlief ihn. In seinem Inneren empfand er die kühle Berührung eines Zaubers.
    „Ihr werdet fremde Länder aufsuchen“, sagte Panigpak. „Ihre Bewohner verständigen sich vielleicht in Sprachen, die euch unbekannt sind. Wer immer dieses Amulett trägt, wird verstehen, was er hört, und kann in derselben Sprache antworten.“
    Eyjan berührte die Scheibe mit den Fingerspitzen. „Mit solchen Dingen ist immer Vorsicht geboten“, murmelte sie. „Euer Zauber gleicht nicht dem unsrigen. Was müssen wir darüber wissen?“
    „Es ist tiefgehende Magie“, antwortete der Angakok ebenso leise. „Sie zu bewerkstelligen, hat die armseligen Kräfte jemandes bis zum äußersten erschöpft. Ich mußte damit beginnen, den Grabhügel meines Vaters zu öffnen und ein Stück von seinem Schädel zu entnehmen – oh, er ist nicht zornig; er empfindet unter den Schatten ein undeutliches Vergnügen darüber, daß er helfen konnte …
    Das Amulett verbindet Geist mit Geist. Hütet euch davor, lange auf das Siegel zu blicken – ja, tragt es am besten unter der Kleidung oder mit der leeren Seite nach außen –, denn eine Seele kann hineingezogen werden, wenn sich in ihr der Wunsch regt, die Welt zu verlassen, und das ist der Tod.“ Er machte eine Pause. „Sollte dies geschehen, kann der gefangene Geist das Amulett wieder verlassen und in den eingehen, der es trägt, wenn diese Person es wünscht. Aber wer möchte schon zur Hälfte ein Fremder werden?“
    Tauno schloß hastig die Hand um das Ding.
    Eyjans Finger bogen seine zurück. Sie hing es sich auf die Weise um den Hals, die Panigpak ihnen geraten hatte. „Ich danke dir“, sagte sie mit etwas schwankender Stimme.
    „Es ist nichts“, antwortete er. „Es ist nur das, was ein alter Dummkopf anbieten kann.“
    Als noch ein paar Worte gewechselt und die letzten Umarmungen ausgetauscht waren, nahmen die Kinder des Wassermanns ihre Kajaks auf und wanderten davon. Das Eis brach unter ihnen, und auf die freie Stelle ließen sie ihre Boote hinab. Sie stiegen ein, banden ihre Mäntel fest, lösten die Paddel. Winkend und rufend schossen sie südwärts davon. Die Inuit und Bengta blickten ihnen nach, bis nichts mehr von ihnen zu sehen war.

 
2
     
    Auf dem Heimweg traf Tauno eine Schar Grönland-Wale, die die Stirn der Welt umrundeten, und hörte ihr Wanderlied. Das war nur wenigen Meerleuten je zuteil geworden, denn diese Herren der großen Wasser kamen selten in die Nähe des Landes – und wenn einer sie aufgesucht hätte, was hätte er dann zu ihnen

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