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Kinder des Wassermanns

Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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werden mild sein, die Nachbarn werden weggehen. Ich habe auch eine Nachricht für unsere Gäste, doch ich muß sie ihnen später mitteilen, allein. Es ist getan.“
    Ein Mann tastete sich durch die Finsternis, holte aus einer nahe gelegenen Hütte Feuer, kehrte zurück und entzündete die Lampen. Panig-pak saß auf dem Sims, von den Riemen gebunden. Ulugatok trat zu ihm und löste die Fesseln. Der Angakok fiel nach hinten und lag für eine Weile ohne Bewußtsein. Als er die Augen öffnete, sah er Tauno und Eyjan unter denen, die ihn umstanden. Er versuchte ein schwaches Lächeln. „Es war nichts“, murmelte er. „Nur Lügen und Blendwerk. Ich bin ein alter Schwindler, und keine Weisheit ist in mir.“
     
    Die Inuit sprachen über solche Dinge nicht, sobald sie vorbei waren. Mit sehr viel Scheu suchte Panigpak die Geschwister auf, nachdem er sich ausgeruht und gegessen hatte. Alle drei gingen zum Strand hinunter.
    Das Wetter war klar und kalt. Nach einem flüchtigen Blick auf die Welt glitt die Sonne weit weg im Süden wieder unter den Horizont. Ihre Strahlen färbten zwei Eisberge, die durch das graue Wasser pflügten, stählern und blau. Glattes Eis bildete sich entlang der Küste, doch war es noch zu dünn, als daß man darauf hätte reisen können. Eissturmvögel glitten durch die Luft; ihre Rufe drangen schwach an die Ohren jener, die auf dem schneebedeckten Kies am Strand standen.
    „Nichts im Meer ist vor ihr in den Tiefen verborgen“, sagte Panigpak ernster, als es seine Gewohnheit war. „So wußte sie auch von eurem Volk, Tauno und Eyjan. Jemand mußte sie zwingen, ein Wort auszuwürgen, wie er sie zwingen muß – wenn er kann –, die Seehunde in einer Jahreszeit freizugeben, wenn es für unsere Jagd zu wenige sind. Sie ist nicht freundlich, diese Sedna.“
    Tauno faßte des Angekoks Schulter. Das Schweigen dehnte sich aus.
    Eyjan verlor die Geduld, warf ihre rötlichen Locken zurück und fragte: „Und wo sind sie?“
    Die Runzeln in Panigpaks Gesicht spannten sich an. Er starrte in die Ferne und berichtete leise: „Es ist schwer zu verstehen. Es ist etwas geschehen, das sogar sie verwirrt. Ihr müßt diesem Dummkopf bei seinem Bericht helfen, denn ihr werdet viel begreifen, das er nicht begreifen kann. Während nun trockenes Land jenseits von Sednas Wissen liegt, hat sie doch Namen für viele Teile entlang den Küsten. Ich glaube, sie hat sie von ertrunkenen Seeleuten gehört. Ich erinnere mich an den Klang der Namen – man vergißt nichts, was man an diesem Ort erfahren hat, aber meinem unwissenden Selbst bedeuten sie nichts, obwohl sie zweifellos euch etwas sagen werden.“
    Nach dem, was er an sie weitergab, konnten die Fragesteller einen Großteil der Geschichte Stück für Stück zusammensetzen. Das Liri-Volk hatte sich in Norwegen ein Schiff verschafft, wahrscheinlich mit Gewalt. Sie wollten nach Markland oder Vinland fahren – die Norweger hierzulande wußten nicht mehr, welche Region westlich von ihnen wo lag –, als ein Sturm sie traf. Es mußte derselbe gewesen sein, dessen Randzone die Herning beschädigt hatte. Das andere Fahrzeug hatte seine volle Kraft und Dauer auszuhalten. Es wurde nach Europa zurückgetrieben. Aus dem Unterricht, den ihr Vater ihnen erteilt hatte, besaßen Tauno und Eyjan genug geographisches Wissen, um zu erkennen, daß Vanimen ins Mittelmeer eingefahren war. Von der Stelle, wo seine Reise endete, wußten sie nichts, aber Panigpak nannte ihnen Namen – die Insel Zlarin, das Festland von Dalmatien –, über die sie später Nachforschungen anstellen konnten. Anscheinend war das Seevolk dort angegriffen worden und zu Fuß geflohen.
    Was nun folgte, war verwirrend und beängstigend. Diejenigen, die noch am Leben waren, mußten in der Umgebung geblieben sein, denn sie erschienen immer noch am Meeresufer: einzeln oder zu wenigen auf einmal und nur für kurze Zeit. Ansonsten sah Sedna nichts mehr von ihnen. Und irgend etwas hatte sie verändert, sie waren anders als früher, auf eine Weise, von der sie nicht sprechen konnte, die aber sie, die Mutter der Meere, mit bösen Vorahnungen erfüllte.
    Taunos Gesicht war finster. „Schlimm ist das“, meinte er.
    „Vielleicht nicht“, erwiderte Eyjan. „Vielleicht haben sie einen Zauber entdeckt, der ihnen ein neues Leben auf dem Land ermöglicht.“
    „Wir müssen sie finden und es in Erfahrung bringen. Dafür brauchen wir die Hilfe von Menschen.“
    „Aye. Nun, wir wollen ja sowieso nach Dänemark. Yrias

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