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Kinder des Wassermanns

Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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nicht dazu bewegen könnt, sich taufen zu lassen. Aber ich glaube nicht, daß Ihr das könnt, und ja, sie waren sehr gut zu mir, ich werde für sie beten, wenn der Priester es mir erlaubt – aber Christenmenschen dürfen keinen Umgang mit Unreinheit und seelenlosen Dingen aus dem Heidentum haben, nicht wahr?“

 
Viertes Buch
Die Vilja
     
1
     
    Panigpak sagte, sie müßten warten, bis Schnee gefallen sei und Iglus gebaut werden könnten. Diese Zeit kam bald. Während dreier Nächte und des kurzen Hellerwerdens dazwischen, das die Tage waren, fastete der Angakok. Danach ging er allein in die Berge, während die Männer ein großes Haus bauten, in dem alle Platz finden würden. Sie verkleideten es mit den Häuten, aus denen die Zelte bestanden hatten, aber auf ein Sims gegenüber dem Eingang legten sie ein Bärenfell.
    Als sich das Volk nach dem Dunkelwerden dort versammelt hatte, wurde Panigpaks Name dreimal gerufen, bevor er eintrat. „Warum seid ihr hier?“ fragte er. „Diese Person kann euch nicht helfen. Ich bin nur ein alter Narr und Lügner. Nun, wenn ihr es so haben wollt, will ich versuchen, euch mit meinen dummen kleinen Tricks die Augen zu verblenden.“
    Er trat an das Sims und zog sich nackt aus. Die anderen hatten sich bereits bis zum Gürtel oder ganz entblößt, denn die Hitze in dem Iglu war erstickend. Lampen ließen den Schweiß schimmern, die Augen glitzern; das Geräusch des Atmens hörte sich wie eine Brandung an. Panigpak setzte sich, und ein Mann namens Ulagatok band seine Arme und Beine mit Lederriemen zusammen, die ins Fleisch schnitten. Panigpak stöhnte vor Schmerz, äußerte aber sonst kein Wort.
    Der Helfer legte eine Trommel und eine getrocknete Seehundshaut nahebei, ehe er zu der Menge auf dem Fußboden zurückkehrte. „Löscht die Lampen“, sagte er. „Bleibt, wo ihr seid, was auch geschehen mag. Jetzt zu ihm zu gehen, bedeutet den Tod.“
    Finsternis hüllte sie ein. Nur ein winziges Flämmchen brannte, das den Angakok jedoch nicht sichtbar machte. Er begann zu singen, eine hohe, rhythmische Weise, lauter und lauter. Die Trommel dröhnte, die trockene Haut rasselte – Geräusche, die von überall im Dunkel kamen, manchmal von hier, manchmal von dort, manchmal von irgendwoher, über ihren Köpfen, manchmal aus dem Boden heraus. Nach und nach stimmten die Versammelten mit ein. Der Gesang ergriff Besitz von ihnen, sie verloren sich darin, schwankten hin und her, wanden sich in wirrem Durcheinander, sprachen mit Zungen, heulten und kreischten. Der Wahnsinn ergriff auch Tauno und Eyjan, bis selbst sie mit ihren Feenaugen nicht erkennen konnten, wann oder wie Panigpak verschwand.
    Er war fort. Der Gesang ging weiter, endlos wie die Winternacht. Die Inuit waren neben sich, außer sich.
    Jetzt, sagte ihnen ihr Glaube, schwamm der Angakok durch die Felsen zur Unterwelt und unter dem Wasser hinaus. Er durchquerte das Reich der Toten; er überwand einen Abgrund, in dem sich in Ewigkeit eine Scheibe aus Eis drehte und ein Kessel voller Seehunde kochte; er kam an einem Wachhund vorbei, größer als ein Bär, der bellte und nach ihm schnappte; er schritt auf einer Brücke, die wie eine Messerklinge war, über eine bodenlose Kluft. So gelangte er endlich vor die riesige, einäugige, feindselige Sedna, die von einigen Mutter des Meeres genannt wird.
    Es war, als sei die Zeit bis zum Vorabend des Jüngsten Tages fortgeschritten, als Ulugatok rief: „Ruhe! Ruhe! Der Schatten reift.“ Er wagte nicht, hier den richtigen Namen zu nennen – ein Mann mußte ein Schatten, seine Annäherung ein Reifen sein, damit die Geister ihn nicht hörten und erschlugen. Er erstickte die einzige Flamme, denn es würde Panigpak töten, sollte ihn jemand sehen, bevor er die Haut wieder überwarf, die er zurückgelassen hatte, als er hinabfuhr.
    Die absolute Lichtlosigkeit rief ein Gefühl des Drehens, Fallens, des hilflosen Davongetragenwerdens auf einem Sturmwind hervor, dessen Tosen von einem unsichtbaren Himmel widerhallte. Dann begann die Trommel von neuem, und die Seehundshaut rasselte. Ulugatok stimmte ein langes Zauberlied an, dessen Worte keiner sonst kannte. Vielleicht war sein hauptsächlicher Zweck, Ruhe zu bringen. Er hörte nicht auf, bis die einzigen Laute dem Weinen geängstigter Kinder entstammten.
    Die müde Stimme Panigpaks ließ sich hören: „Zwei von uns müssen diesen Winter sterben. Aber wir werden reichlich Fleisch finden, Schwärme von Fischen werden kommen, Frühling und Sommer

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