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Kinder erziehen - die 101 wichtigsten Fragen und Antworten

Kinder erziehen - die 101 wichtigsten Fragen und Antworten

Titel: Kinder erziehen - die 101 wichtigsten Fragen und Antworten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Xenia Frenkel
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ausgeprägt, aber die Grundbegriffe beherrscht eigentlich jeder. Ein gewisses Misstrauen ist also notwendig. Eltern, die behaupten, sie könnten ihrem Kind in jeder Situation blind vertrauen, sind entweder große Verdränger oder ihr Kind ist ganz besonders clever im Verheimlichen. Kein Kind hält sich immer und unter allen Umständen an Regeln und Vereinbarungen. Das ist auch gut so. Um zu lernen, selbstbestimmt und verantwortungsbewusst zu handeln, müssen Kinder Verbote und Vereinbarungen missachten. Und damit ist man – Vertrauen hin oder her – wieder bei der Kontrolle. So unangenehm sie ist, manchmal geht es nicht ohne, etwa wenn Gefahr im Verzug ist.
    Ohne Kontrolle geht es auch in der Schule nicht. Laut einer internationalen Umfrage haben 97 Prozent der Schüler zumindest einmal mit unerlaubten Hilfsmitteln gearbeitet. Das hat vermutlich damit zu tun, dass Kinder und Erwachsene gleichermaßen in einer Wettbewerbs- und Leistungsgesellschaft leben. Das Eingeständnis, weniger als andere zu können, ist auch für Kinder hart. Man sollte das Schummeln nicht zu hoch hängen, sondern lieber klar machen: Ohne Ehrlichkeit gibt es keine Chancengleichheit und Gerechtigkeit. In erster Linie betrügt man sich selbst und erfährt nicht, was man wirklich kann. Wenn Kinder eine Vereinbarung nicht einhalten, sehen viele Eltern nur den Vertrauensbruch. Doch oft rebellieren Kinder gegen Vorschriften, für die sie schon zu groß sind. Sie wollen mehr Unabhängigkeit und Selbständigkeit. Darüber kann man reden. Und natürlich wird die Angelegenheit umgehend in Ordnung gebracht und nichts nachgetragen. Kinder, die ihre Eltern als versöhnlich und gerecht erleben, geben sich viel Mühe, das in sie gesetzte Vertrauen nicht gleich wieder aufs Spiel zu setzen.
19 Warum lügen und schwindeln Kinder so oft?
    Eltern sehen das naturgemäß etwas anders, aber zunächst einmal ist Lügen können ein Schritt in Richtung kognitiver Reife. Kleinkinder können gar nicht lügen. Bis drei, vier sind Kinder im magischen Alter und leben in der Vorstellung, dass Eltern allmächtig und allwissend sind. Wozu also lügen? Mit etwa vier merken sie zwar, dass Lügen offenbar eine schwerwiegende Sache ist, weil darum so viel Aufhebens gemacht wird, doch erst mit fünf, sechs Jahren finden sie heraus, dass ein anderer unter Umständen weniger weiß und man ihn hinters Licht führen kann. In diesem Alter realisieren sie auch, dass es keineswegs damit getan ist, einfach wiederzugeben, was passiert ist, sondern dass es darauf ankommt, die richtige Geschichte zu erzählen. Sie lernen, dass man seine Phantasie dazu benutzen kann, nett zu sein, sich zu rechtfertigen, einen Streit zu umgehen oder etwas zu erreichen, was man sich wünscht. «Sprache bedeutet, Dinge mit Worten zu tun», sagt Rainer Maria Rilke.
    Wie oft Kinder diese neue Fähigkeit einsetzen, hängt davon ab, welchen Stellenwert das «Geschichtenerzählen» in ihrer Umgebung hat. Wird in einer Familie viel geschwindelt und manipuliert, wenden Kinder diese Kommunikationstechnik ebenfalls häufig an. Außerdem greifen jüngere Geschwister deutlich häufiger zur «Mogel-Packung» als Erstgeborene und Einzelkinder. Wenn sie mithalten wollen, bleibt ihnen manchmal gar nichts anderes übrig.
    Mit sieben, acht Jahren lernen Kinder dann, dass man gewisse Dinge freundlich umschreiben sollte und nicht mit allem rausplatzen darf, was einem gerade in den Sinn kommt. «Du stinkst» oder «ich mag dich nicht» klingen auch aus Kindermund nicht charmant. Die Fähigkeit, zu lügen, ist ein essentieller Bestandteil der sozialen Intelligenz.
    Bis zum 12. Lebensjahr lügen Kinder auch noch aus einem anderen Grund: weil sie eine andere Sicht auf die Wirklichkeit haben als Erwachsene. Manches, was Eltern harmlos finden, erscheint ihnen beunruhigend und bedrohlich. Sie malen sich dramatische Folgen aus, wenn sie einen Fehler gemacht haben,und erfinden in ihrer Not Geschichten, die Eltern erst recht aufbringen. Sie behaupten, der Pulli sei geklaut worden, statt zuzugeben, dass sie ihn verloren haben, oder nehmen einen «upgrade» ihrer Noten vor. Für Kinder ist die Vorstellung, ihre Eltern traurig zu machen oder zu enttäuschen, extrem belastend. Öfter, als man denkt, lügen sie, um Eltern zu schützen.
    Manchmal lügen Kinder auch, weil sie ein bisschen unabhängiger sein wollen oder um sich vor allzu drängenden Fragen nach ihrem Innenleben zu schützen.
    Bei allem Verständnis: Die Wahrheit soll ans Licht. Das

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