Kinder erziehen - die 101 wichtigsten Fragen und Antworten
Familienmitglieder blenden sie in aller Regel aus. Mit zehn, elf Jahren entwickeln Kindern dann so etwas wie ein universelles Verständnis vom Tod, der jeden Menschen jederzeit ereilen kann.
In jeder Phase und in jeder Situation brauchen Kinder vor allem ehrliche und tröstliche Antworten auf ihre Fragen. Was passiert, wenn man im Sarg liegt? Ist es dunkel und kalt? Tut das weh? Was passiert, wenn man stirbt? Wie ist es im Himmel?
Eltern können deutlich machen, was sie selbst glauben und dass Menschen sehr unterschiedliche Vorstellungen vom Tod und dem Leben danach haben. Hier eröffnet sich ein weiterRaum, um über die tiefen Dinge, die Kinder bewegen, ins Gespräch zu kommen.
Je mehr Raum dabei für eigene tröstliche Vorstellungen ist, desto besser. Tröstlich meint allerdings nicht blumig. Umschreibungen wie «Opa ist von uns gegangen» oder «Tante Lina schläft den ewigen Schlaf» sind missverständlich. Sie können sogar beängstigend wirken. («Wenn ich einschlafe, wache ich vielleicht auch nicht mehr auf.») Am besten bleibt man bei dem Begriff «tot».
Auch lieb gemeinte Erklärungen wie «Gott hat Mia so lieb gehabt und deshalb zu sich genommen» oder «Onkel Luis ist jetzt im Himmel und schaut immer auf dich herunter» wirken auf manche Kinder eher beunruhigend. Sie sind dann böse auf den lieben Gott oder verängstigt, weil sie sich beobachtet fühlen.
Kinder haben im Übrigen eine große Fähigkeit, sich und andere zu trösten, unter anderem indem sie Sterbe- und Beerdigungsrituale in ganz eigener Weise interpretieren. Da wird dann das geliebte Meerschweinchen, das plötzlich kalt und steif in seinem Käfig liegt, mit seinem Lieblingsfutter in einen Karton gelegt und im Garten oder im Wald begraben und mit einem Lied verabschiedet. So erfahren Kinder, dass man den Tod liebevoll und tröstlich gestalten kann.
16 Kann man Charakter erziehen?
Man muss! Ein gutes Herz und ein gerader Rücken sind der Schlüssel zu einem erfüllten, erfolgreichen Leben, nicht ein hoch dotierter Job als «Reality-Stylist» an der Börse.
Untersuchungen zeigen, dass Menschen mit einem stabilen Wertesystem optimistischer und belastbarer sind und Krisen besser meistern als Menschen, die moralisch im freien Raum flottieren. Eltern, die die Charakterbildung in den Mittelpunkt ihrer Erziehung stellen, sind ihren Kindern emotional näher als solche, deren Interesse überwiegend schulischen Leistungen und Freizeitinteressen gilt. Ihre Kinder wiederum beschreiben die Beziehungen zu Familie und Freunden als gut bis sehr gut.
Die moralische Entwicklung durchläuft verschiedene Stufen, d.h., manche ethischen Fragestellungen verstehen Kinder erst in einem bestimmten Alter.
Für Kindergartenkinder ist es noch nicht ganz einfach, Realität und Fantasie auseinander zu halten. Somit ist ihnen auch nicht immer ganz klar, was gelogen und was wahr ist. Ansonsten verhalten sie sich nach dem Grundsatz «Wer stärker ist, hat Recht.» Dass die Stärkeren in der Regel die Eltern (oder andere Erwachsene) sind, ist auch hier von Vorteil. In Konflikten können sie eine Lektion in Friedfertigkeit und Selbstbeherrschung erteilen.
Auf der nächsten Moralstufe, mit etwa sechs bis sieben Jahren, heißt es «Auge um Auge, Zahn um Zahn»: «Wenn du mein Bild beschmierst, beschmier ich deins.» Aber auch: «Wenn du deine Gummibärchen mit mir teilst, teile ich meine Spielsachen mit dir.» Alles muss fair und gerecht sein. Ist das nicht der Fall, gerät die Kinderwelt aus dem Gleichgewicht. Diese Phase kann unter Umständen recht lange dauern.
Entwicklungspsychologen und Moralphilosophen empfehlen, möglichst immer an eine höhere Stufe des moralischen Denkens zu appellieren und sich mehr auf Liebe als auf Gerechtigkeit zu berufen: «Tu das, weil es richtig ist», oder «weil sie deine Schwester ist». Nicht: «Tu das für mich, weil ich das für dich tue.»
Abstrakte ethische Konzepte, etwa «Was wäre, wenn jeder so handeln würde wie ich?», verstehen Kinder mit neun, zehn Jahren. Bei gewissen Gelegenheiten muss man sie dazu auffordern, sich in die Lage eines anderen zu versetzen und sich damit zu befassen, wie die Familie, die Gesellschaft aussehen würde, wenn sich jeder so benehmen würde.
Mit der Pubertät ist die Moralentwicklung weitgehend abgeschlossen – darin sind sich die meisten Entwicklungs- und Verhaltenspsychologen einig. Wer mit 15 noch nicht mit normativen Konzepten wie Aufrichtigkeit, Einfühlungsvermögen oder Respekt
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