Kinder erziehen - die 101 wichtigsten Fragen und Antworten
nicht, dass man schlechtes Benehmen, Respektlosigkeit und Grenzverletzungen akzeptieren muss. Aber die Kritik sollte respektvoll und differenziert ausfallen.
Keine abfälligen Bezeichnungen. «Paki» ist nicht lustig. Auch nicht, wenn Stand-up Comedians behaupten, das laufe unter Satire. Ebenso die Bezeichnungen «Homo», «Spasti» und «Jude», die man leider immer öfter hört. Man kann anders darüberdenken, aber die eben genannten Ausdrücke haben eine andere Qualität als «blöde Kuh» oder «Idiot».
Keine Betonung von religiösen, ethnischen und nationalen Unterschieden. Wenn ein Kind mit einem neuen Freund auftaucht, ist es erst mal völlig unwichtig, ob er Moslem ist oder einen deutschen Pass besitzt. Das wird das Kind schon früh genug herausfinden, und wenn es glaubt, dass es wichtig ist, wird es das mitteilen.
Weniger Oberflächlichkeit. Um einen Menschen und sein Verhalten zu beschreiben, muss man keine äußeren Merkmale heranziehen. Bemerkungen wie «bei dieser Figur ist es ein Wunder, dass sie überhaupt die Treppe raufkommt», saugen Kinder auf wie ein Schwamm, und am Ende kommt «Fettsack» heraus.
Phasenweise «experimentiert» fast jedes Kind mal mit Herzlosigkeiten. Vor allem unter den Acht- bis Zwölfjährigen kursieren eine Menge Witze, die sich über bestimmte Menschengruppen lustig machen. Kinder müssen gewisse Untiefen zunächst ausloten, um ein Gespür für respektvollen, einfühlsamen Umgang zu bekommen. Der ist ja nicht angeboren. Ohne die Moralkeule zu schwingen, kann man erklären, warum bestimmte Menschen gute Gründe haben, sensibler als andere auf gewisse «Späße» zu reagieren, und dass es selbstverständlich ist, darauf Rücksicht zu nehmen.
Wenn es immer wieder zu «Ausreißern» kommt, muss man sich an einen Kindertherapeuten wenden. Kinder, die andere immer wieder attackieren, fühlen sich nicht genug angenommen und versuchen ihr geringes Selbstwertgefühl dadurch zu kompensieren, dass sie andere herabsetzen.
38 Meins! Wie lernt mein Kind teilen?
Kleine Kinder wollen überhaupt nicht teilen. Weder ihre Eltern noch ihre Spielsachen. Erst recht nicht, wenn man ihnen gut zuredet. Fühlen sie sich gedrängt, zu teilen und nachzugeben, klammern sie sich umso verbissener an ihr Eigentum. Dass Einzelkinder oft weniger egoistisch sind als Kinder mit Geschwistern,hängt auch damit zusammen, dass sie nicht von klein auf unter dem Druck stehen, selbstlos und großzügig sein zu müssen.
Teilen lernen ist etwas, das über viele Jahre vermittelt und geübt werden will. Bevor ein Kind etwas freiwillig hergeben kann, muss es erst mal lernen, etwas festzuhalten. Das heißt, es muss sicher sein, ‹das Auto bleibt mein Eigentum, auch wenn ich es jemand anderem zum Spielen gebe›.
Das ist ein relativer komplexer Gedankengang. Die meisten Kinder können erst teilen, wenn sie den abstrakten, mathematischen Vorgang des Dividierens begreifen, also etwa mit acht Jahren. Bis dahin sollte man Kinder nicht zum Teilen zwingen, sondern lieber die Gelegenheit ergreifen, das freundliche Miteinander zu fördern: «Darf Janina die Barbie haben, solange du mit den Playmobilfiguren spielst?» «Theo möchte mit dir spielen. Kannst du ihm etwas geben?» Oder: «Verteile die Erdbeeren auf vier Teller, so, dass jeder gleich viele bekommt.»
Teilen kann man auch übers Tauschen üben. «Lara kriegt meine Schaufel, ich ihren Ball.»
Damit nicht jeder Kinderbesuch zu Dramen führt, bespricht man am besten vorher, welche Spielsachen ein Kind teilen will und welche nicht. Letztere packt man so lange weg. Gibt es trotzdem Streit, kann man beiden Kindern eine Alternative anbieten: «Du kannst mit der Tankstelle spielen und du die Holzeisenbahn aufbauen.» Lässt sich das Problem nicht lösen, nimmt man das «Objekt der Begierde» an sich und spielt mit beiden Kindern etwas, wozu man keine Gegenstände braucht. Zum Beispiel Fangen.
Falls sich ein Kind an einem Spielzeug festklammert, das nicht ihm gehört, erklärt man: «Das rote Rennauto ist toll, aber es gehört deinem Freund und muss mit ihm nach Hause.» Will es das Teil partout nicht hergeben, entwendet man es ihm möglichst sanft und bietet eine andere Beschäftigung an. Das mag einem sehr nachsichtig vorkommen, aber schimpfen wäre sinnlos. Je machtloser sich ein Kind in einer Teil-Situation fühlt, desto heftiger klammert es sich erfahrungsgemäß an «seins». Oderes resigniert und grollt, was ebenfalls nicht dazu beiträgt, dass es das
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