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Kinder erziehen - die 101 wichtigsten Fragen und Antworten

Kinder erziehen - die 101 wichtigsten Fragen und Antworten

Titel: Kinder erziehen - die 101 wichtigsten Fragen und Antworten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Xenia Frenkel
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ablehnende Haltung des Kindes übernimmt und sich vom Partner distanziert. Oder wenn er glaubt, die Ursache für die Launen und Empfindlichkeiten sei in einer falschen Umgangsweise des anderen Elternteils zu suchen. So eifersüchtig sich kleine Romantiker gebärden – sie wollen mit beiden Elternteilen liebevoll verbunden sein. Egal, ob die Eltern zusammenleben oder nicht. Es verunsichert sie zutiefst, wenn sie spüren, dass sie Mutter und Vater gegeneinander aufbringen können. Der weniger favorisierte Elternteil sollte nachsichtig und liebevoll mit der Eifersucht umgehen und die Ablehnung nicht persönlich nehmen. Umgekehrt lässt man sich von den anrührenden «Heiratsanträgen» besser auch nicht becircen. Am besten erklärt man behutsam: «Du kannst mich nicht heiraten. Ich bin mit Papa verheiratet. Wenn du groß bist, wirst du jemanden finden, der genauso lieb ist wie Mama.» Auf diese Weise wird Kindern allmählich bewusst, dass die Enttäuschungen, die sie in der romantischen Phase erleben, nicht auf ihre Fehler oder Schwächen zurückzuführen sind, sondern auf Dinge, die nichts mit ihnen zu tun haben.
47 Machen Jungen mehr Probleme?
    Entgegen einer weit verbreiteten Meinung machen Jungen keineswegs mehr Probleme als Mädchen, auch wenn Gewalt leider immer noch ein Thema ist. Problematische Verhaltensweisen lassen sich vor allem in der Gruppe beobachten. Die meisten Opfer von Jungengewalt sind Jungen, weil sich Jungen sehr stark Gruppennormen unterwerfen. Sie verhalten sich so, wie sie glauben, dass es andere Jungen von ihnen erwarten. Dann geben sie den großen Macker oder machen andere nieder, die angeblich weniger männlich sind. In der Familie oder in der Klasse verhalten sich dieselben Jungen oft ganz anders, sind fürsorglich und einfühlsam.
    Eltern müssen sich also nicht gleich Sorgen machen, wenn ihr Sohn zeitweise etwas übertrieben männliche Verhaltensweisen zeigt – oder ganz andere. Unter Jungen gibt es Rabauken und Träumer, beides ist vollkommen normal. Beide Jungentypen brauchen Vorbilder, die zeigen, dass es auch männlich ist, Gefühle zu zeigen und Freundschaften zu pflegen, in denen es nicht darum geht, sich gegenseitig zu beweisen, wer der stärkere ist. Jungen bekommt es am besten, wenn sie von klein auf eine moderne Art des Mannseins erleben. Eine, die deutlich macht, dass man auch dann ein richtiger Mann ist, wenn man nicht wie ein muskelbepackter Actionheld auftritt. Jungen sind von Natur aus keineswegs aggressiver als Mädchen. Es gibt keinen direkten Zusammenhang zwischen Testosteron, Aggression und Gewalt, sondern nur falsche Erziehungsmethoden und problematische Vorbilder, sagt der amerikanische Jungenforscher William Pollack: «Jungen sind nicht giftig.» Man muss sie auch nicht «zwangsweise» mit Mädchen zusammenbringen, um aus unzivilisierten Barbaren sozialverträgliche Zeitgenossen zu machen. Aber Jungen müssen Selbstbeherrschung lernen. Dazu brauchen sie viele Möglichkeiten, sich zu bewegen und beim Sport auszuagieren. Jungen haben nämlich weit mehr rote Blutkörperchen und 30 Prozent mehr Muskelmasse und sind deshalb aktiver als Mädchen. Wenn die Energie kein positives Ventil findet, werden Jungen unruhig und gereizt.
    Fallen Jungen wiederholt durch Gewalt oder riskante Verhaltensweisen auf, braucht es eine klare Haltung auf Seiten der Eltern und Lehrer – der ganzen Gruppe gegenüber. Am besten bringt man alle Beteiligten an einen Tisch und bespricht, was schief läuft. Hat man das Gefühl, dass man damit nicht weiter kommt, muss man sich professionelle Unterstützung suchen, in einer Erziehungsberatung oder Therapie.
    Probleme von und mit Jungen wird man übrigens nicht allein dadurch lösen, dass mehr männliche Erzieher und Grundschullehrer tätig werden. Vor allem dann nicht, wenn diese wieder nur in angeblich männerspezifischen Bereichen wie Sport arbeiten. Damit verstärkt man möglicherweise überkommene Verhaltensweisen.
48 Haben es Mädchen leichter?
    Das ist pures Wunschdenken. Die veränderten gesellschaftlichen Erwartungen und Rahmenbedingungen machen auch Mädchen zu schaffen, und zwar schon früh.
    Mädchen hören immer früher auf zu spielen. Mit zehn Jahren und damit drei Jahre früher als Jungen macht «Ronja Räubertochter» keine Schneeballschlacht mehr, klettert nicht mehr auf Bäume und lässt ihre Puppen links liegen. Sie hat anderes zu tun. Lipgloss und Nagellack ausprobieren, in Modemagazinen blättern, Freundinnen zum Shoppen treffen.

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