Kinder erziehen - die 101 wichtigsten Fragen und Antworten
Jedes dritte Mädchen hungert oder hält Diät. Zwei Drittel haben ein verzerrtes Körperbild. Fast 100 Prozent der 15- bis 25-Jährigen sind mit ihrem Aussehen unzufrieden, hat eine Kosmetikfirma herausgefunden. Magermodels in Superklamotten untergraben nicht nur das ohnehin wacklige Selbstbild, sondern erzeugen auch das Gefühl der Unzulänglichkeit hinsichtlich Finanzen und Geschmack.
Immer mehr Mädchen entwickeln massive Stresssymptome. Sie leiden unter Kopfweh, Nervosität und Magenschmerzen, kämpfen mit Schlaflosigkeit, Depressionen und Erschöpfung und mit dem Drang, sich selbst zu verletzen.
Mädchen fällt es oft schwerer als Jungen, mit unangenehmenund schwierigen Situationen fertigzuwerden, ohne in Panik zu geraten oder in Depression zu verfallen. Sie brauchen eine Menge Rückendeckung, Verständnis und Techniken, wie man mit Misserfolgen und Zurückweisung umgeht. Sonst halten sie ständig in der Außenwelt Ausschau nach Anerkennung und laufen Gefahr, ihr Selbstbewusstsein in die Hände des erstbesten Jungen zu legen. Dem Kompetenzverlust geht immer ein Vertrauensverlust voraus. Das gilt nicht nur für Mathematik und Naturwissenschaften.
Doch Mädchen müssen sich in einer komplexen, hoch technisierten Welt zurechtfinden und eines Tages darin auch Geld verdienen. Ihr zukünftiger Chef, egal ob männlich oder weiblich, wird ihnen keine Privilegien einräumen, nur weil sie Frauen sind. Darauf müssen sie vorbereitet sein.
Eltern sollten Töchter zu festem, freiem Auftreten ermuntern, damit sie lernen, auf Zurückweisung und Ruppigkeit nicht überempfindlich zu reagieren, und sie darin unterstützen, sich nicht nur über Beziehungen und Gefühle zu definieren, sondern über Sachinteressen.
49 Lesemuffel und Mathe-Nieten – was ist dran an Pauschalurteilen?
Jungen können nicht lesen, Mädchen nicht rechnen. Das stimmt, überspitzt gesagt. Die PISA-Studie hat in den Bereichen Lesen und Mathematik erhebliche Unterschiede zwischen den Leistungen von Mädchen und Jungen festgestellt. So ist bei Mädchen nicht nur das Textverständnis besser, sie können auch besser argumentieren und Inhalte kritischer bewerten. Dafür bleiben sie in Mathematik und Naturwissenschaften hinter ihren Möglichkeiten. Dort nimmt die Überlegenheit der Jungen im Verlauf der Jahre weiter zu, und ihre «schriftlichen» Defizite holen sie auf. Auch bei der Art zu lernen gibt es Unterschiede. Jungen setzen mehr Tiefenstrategien ein, Mädchen Wiederholungs- und Kontrollstrategien. Forscher werten das als Zeichen für mangelndes Selbstvertrauen.
Jungen bekommen in der Schule mehr Aufmerksamkeit, Mädchen sind überangepasst. Stimmt. Unter anderem, weil Jungen oft stören, Mädchen sich dagegen durch ein teilweise überangepasstes Arbeits- und Sozialverhalten auszeichnen. Trotzdem werden gute Leistungen von Jungen eher gewürdigt als gleichgute von Mädchen. Beim (schlechten) Betragen ist es umgekehrt. Insgesamt nimmt das Selbstvertrauen von Mädchen im Verlauf der Schulzeit stärker ab als das von Jungen.
Mädchen sind ehrgeizig, Jungen, besonders die begabten, faul. Das liegt am «Bartleby-Syndrom». Mit diesem Begriff beschreiben Psychologen der Universität Oxford extreme Faulheit und Vermeidungstaktiken von begabten Jungen. Ansonsten sind die Betroffenen unauffällig, und es scheint keinen Grund zu geben, warum sie unter ihren Möglichkeiten bleiben. Die Wissenschaftler haben beobachtet, dass begabte Jungen ein starkes Bedürfnis haben, eigene Entscheidungen zu treffen, und empfindlich auf Autorität reagieren. Unbewusst wollen sie sich auch von Mädchen abgrenzen, die als ehrgeiziger und leistungsorientierter gelten als Jungen. Wichtig für Jungen mit Bartleby-Syndrom sind Mentoren, die sie dabei unterstützen, ihr Potential zu entfalten und sich dabei trotzdem männlich zu fühlen. Frauen ist hier unter Umständen der Vorzug zu geben, da sich begabte Jungen der Mutter oft näher fühlen als dem Vater. (Ernest Hemingway und Pablo Picasso, beide vom Bartleby-Syndrom betroffen, hatten die amerikanische Schriftstellerin Gertrude Stein als Mentorin.)
Die spezifische Faulheit von Jungen rührt auch daher, dass Jungen die Schulzeit als Mittel zum Zweck betrachten und gerade so viel wie nötig lernen, um einen Abschluss zu bekommen. Mädchen dagegen beschäftigt alles, was in der Schule abläuft, manchmal so sehr, dass sie kaum zu inhaltlichen Aufgaben durchdringen. Mädchen brauchen daher eine Lernumgebung, in der sie sich sozial
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