Kinder erziehen - die 101 wichtigsten Fragen und Antworten
Dinge geht, die angeblich alle dürfen, wie etwa Party machen bis nach Mitternacht, selbstverständlich auch unter der Woche. In aller Regel stellt sich heraus, dass es sich allenfalls um eine Minderheit handelt.
Mädchen und Jungen
45 Wie unterschiedlich sind Mädchen und Jungen?
Mädchen und Jungen sind sich ziemlich ähnlich. Beide lieben Fußball und Harry Potter, tragen Jeans und manchmal denselben Vornamen. Die meisten Eltern sind sich einig, dass das Geschlecht, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle spielt. Aber es spielt eine.
Vor einigen Jahren haben Wissenschaftler die Methode des «Brain Imaging» entwickelt, mit dessen Hilfe sich Hirnstrukturen und Aktivierungsmuster visualisieren lassen. Dabei entdeckten sie, dass männliche und weibliche Gehirne unterschiedlich beschaffen sind und unterschiedlich funktionieren.
Fest steht auch, dass Jungen bei der Geburt weniger reif und daher anfälliger für Krankheiten und Entwicklungsstörungen sind. Mädchen wiederum sind robuster, lassen sich leichter beruhigen und fangen früher an zu sprechen. Jungen sind zwar insgesamt aktiver, aber auch nervöser und aggressiver. Sie organisieren sich gern in hierarchisch strukturierten Gruppen und treten wettbewerbsorientiert und dominant auf. Mädchen scheinen dagegen ängstlicher zu sein. Sie weinen und erschrecken sich schneller, scheuen Risiken und reagieren auf Stress mit körperlichen Symptomen wie Herzklopfen oder Bauchweh.
Auch die feinmotorischen Fähigkeiten, die vor allem beim Schreibenlernen eine Rolle spielen, sind unterschiedlich ausgebildet. Forscher führen das darauf zurück, dass sich Jungen zu grobmotorischen Spielarten hingezogen fühlen und beispielsweise lieber Ball spielen als Perlen auffädeln.
Keine der genannten Beobachtungen muss jedoch auf den einzelnen Jungen oder das einzelne Mädchen zutreffen. Sie bezeichnen lediglich Tendenzen, die sich im Lauf der Jahre durch soziale Faktoren verstärken können. So wird bei weiblichen Babys zwar tatsächlich das Sprachzentrum früher aktiv, allerdingssprechen Eltern in der Regel auch mehr mit ihnen. Die Sprachfertigkeit der Mädchen wird also von Natur und Umwelt gefördert. Andererseits sind Mädchen zunächst mal keineswegs ängstlicher als Jungen, aber viele werden es, weil Eltern ihre Töchter mehr beschützen als ihre Söhne. Und dass Mädchen fürsorglicher und sozialer zu sein scheinen, führen Forscher darauf zurück, dass sie traditionell mehr Gelegenheit haben, diese Eigenschaften zu leben, während Jungen ermuntert werden, sich durchzusetzen und ihre Kräfte zu messen.
Grundsätzlich sind Mädchen genauso wie Jungen in der Lage, sich die bevorzugten Eigenschaften des jeweils anderen Geschlechts anzueignen. Richtige Jungen sind fürsorglich und durchsetzungsstark, sensibel und zielbewusst – und richtige Mädchen auch.
Tatsächlich sind androgyne Kinder, also solche, die männliche und weibliche Merkmale in sich vereinigen, am besten fürs Leben gewappnet. Sie können ein weinendes Baby trösten und einen Fahrradreifen wechseln, eine Fußballmannschaft coachen und Essen kochen.
Wie man sich in unterschiedlichen Lebenssituationen adäquat verhält, lernen Kinder durch das Vorbild ihrer Eltern und das ihrer Peer Group. Insofern ist es mehr als schade, dass die Wege von Mädchen und Jungen so bald auseinander gehen. Schon Vierjährige verbringen fast dreimal so viel Zeit mit Kindern ihres Geschlechts, mit sechs ist es schon elfmal so viel. Dafür scheint es eine einfache Erklärung zu geben: Mädchen und Jungen spielen lieber getrennt, weil sie an unterschiedlichen Aktivitäten und Spielsachen Spaß haben. Beobachtet man allerdings Kinder auf einem x-beliebigen Spielplatz, zeigt sich, dass alle gern im Sand buddeln und die Rutsche runterbrettern – und sich dabei nach dem Geschlecht gruppieren. Natürlich gibt es hier und da einen Jungen, der einen Vorstoß in Richtung Mädchen wagt, oder ein Mädchen, das sich unverdrossen darum bemüht, in eine Jungenclique aufgenommen zu werden. Insgesamt jedoch verbringen die meisten Kinder ihre Zeit überwiegend mit Spielkameraden des eigenen Geschlechts – wieübrigens auch junge Affen, was vermuten lässt, dass hier doch mehr Biologie als Erziehung im Spiel ist.
Mädchen entscheiden übrigens zuerst, dass sie nicht (mehr) mit Jungen spielen wollen, und zwar schon im Alter von zwei Jahren. Jungen spielen länger und insgesamt lieber mit Mädchen, nämlich aus demselben Grund, warum auch
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