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Kinder erziehen - die 101 wichtigsten Fragen und Antworten

Kinder erziehen - die 101 wichtigsten Fragen und Antworten

Titel: Kinder erziehen - die 101 wichtigsten Fragen und Antworten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Xenia Frenkel
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Mütze. Dass es bereits die zweite innerhalb von sechs Wochen war, an solche «Kleinigkeiten» denken Kinder nicht. Und zwar nicht, weil sie dumm und verzogen sind, sondern, weil es ihnen noch an Wissen, Erfahrung und Umsicht fehlt, um bestimmte Situationen überblicken und beurteilen zu können.
    Mit fünf, sechs Jahren kann ein Kind einen Zusammenhang zwischen Mütze und kalten Ohren herstellen, mit acht oder neun vielleicht einen zwischen Mütze, kalten Ohren und Schnupfen und mit zwölf hoffentlich einen zwischen Mütze, kalten Ohren, Erkältung und dem Einkommen der Eltern. Man sieht, es braucht Zeit, bis allein die Sache mit der Mütze klappt.
    Trotzdem dürfen Eltern nicht im Sumpf trübsinniger Ermahnungen und entnervter Nörgelei versinken. Kindern spüren sehr genau den «Willenskern» eines Wortes, und es macht einen großen Unterschied, ob in Aufforderungen und Ermahnungen Resignation und Pessimismus mitschwingen oder aber Humor und Zuversicht. Außerdem belastet eine ständig gereizte Atmosphäre die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern weit mehr als echte Meinungsverschiedenheiten. Apropos Meinungsverschiedenheiten: Kinder sind selten zu mehr Rücksicht,Höflichkeit, Aufmerksamkeit und Zusammenarbeit bereit als ihre Eltern. Wer sein Kind anschreit, weil ihm versehentlich ein Glas runtergefallen ist, braucht sich nicht zu wundern, wenn es allenfalls widerwillig und nur nach dreimaliger Aufforderung den Tisch deckt.
    Die wichtigste Voraussetzung, um gute Gewohnheiten zu bilden, ist eine rhythmische Lebensgestaltung, zu der die jahrelange (!) Pflege alltäglicher Regeln und Rituale gehört. Damit ist vor allem das öde Einerlei von Aufräumen bis Zähneputzen gemeint. Am besten geht man ein Bündnis mit seinem Kind ein und sorgt dafür, dass es nicht den Zaungast spielt. Solange Kinder beispielsweise erleben, dass Jeans, Pullis und T-Shirts wie von Zauberhand im Wäschekorb landen und später frisch gewaschen und gebügelt im Schrank liegen, werden sie nicht verstehen, was falsch daran sein soll, sie überall herumliegen zu lassen.
    Vermeiden sollte man auch das Wort Lust. «Ich habe keine Lust, dir alles hinterherzutragen», ist natürlich nur eine Floskel, aber Kinder bekommen dadurch den Eindruck, es komme in erster Linie darauf an, ob man zu etwas Lust hat oder nicht. Die meisten Dinge müssen schlicht erledigt werden, ganz gleich, ob man Lust hat oder nicht.
    Kommen Kinder ohne Druck gar nicht mehr in die Gänge oder missachten sie Anweisungen ständig und aus Prinzip, muss man herausfinden, woran das liegt. Manchmal suchen sie einen Schauplatz für Machtkämpfe, manchmal haben sich aber auch Warnungen und Ermahnungen zu oft als nutzlos, unpraktisch oder unangebracht erwiesen. Menschliches Verhalten ist erfolgsorientiert. Erst wenn Kinder den Wert eines Zieles erkennen, gelingt es ihnen auch, eigenständig und ohne Aufforderung sinnvoll zu handeln.

Lernen, Fördern, Schule
79 Wie, wo und wann lernen Kinder eigentlich?
    Kinder werden bereits mit einem erstaunlichen Wissen geboren und sind schon in den ersten Lebenswochen zu verblüffenden Leistungen fähig. Sie denken, beobachten, experimentieren und können Schlüsse ziehen. Mit drei Monaten sind sie in der Lage, mögliche von unmöglichen physikalischen Ereignissen zu unterscheiden, mit sechs Monaten können sie Kategorien bilden, wissen also, dass ein Hund kein Möbelstück ist, und spätestens mit zwölf Monaten können sie die Wirkungen ihrer Handlungen bereits gedanklich vorwegnehmen.
    Doch was macht man mit diesen Erkenntnissen? Heißt das, Kinder sollten am besten schon mit drei Lesen, Rechnen und Fremdsprachen lernen? Ja, meinen die einen unter Verweis auf die sogenannten Zeitfenster, jenseits derer Förderung angeblich nur noch ins Leere zielt. Nein, sagen seriöse Hirnforscher. Viele Erkenntnisse der Neurowissenschaften wurden verkürzt oder falsch verstanden. Natürlich gibt es Zeitfenster, aber von ganz wenigen kennt man genau Anfang und Ende. Vom räumlichen Sehen weiß man, dass es massiv gefährdet ist, wenn es sich nicht bis zum fünften Lebensjahr entwickelt hat. Doch nicht einmal dieses Zeitfenster ist dann wasserdicht geschlossen, sondern die Fähigkeit kann – mit großem Aufwand – auch noch mit acht oder neun Jahren trainiert werden.
    Auch das Fenster für den akzentfreien Fremdsprachenerwerb ist noch nicht klar. Nur wenn jemand mit dreizehn Jahren überhaupt noch nicht mit einer anderen Sprache in Berührung gekommen ist,

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