Kinder erziehen - die 101 wichtigsten Fragen und Antworten
noch zu klein›, sondern eher, ‹das soll es ruhig mal ausprobieren›.
Väter erwarten für ihre Dienste eine gewisse Gegenleistung. Wenn’s sein muss, fordern sie diese sogar ein. Insgesamt scheint das Verhältnis von Geben und Nehmen bei Vätern und ihren Kindern ausgewogener zu sein als bei Müttern. Irgendwie sind Väter vielleicht doch eine Art Vorhut zur Welt außerhalb der familiären Kuschelzone.
Kuschelzone? Da ist es wieder, das Klischee vom Vater, der die raue Wirklichkeit repräsentiert, während die Mutter das heimische Bullerbü hegt und pflegt. Und wie an jedem Klischee ist etwas dran. Eins steht jedenfalls fest: Ein Vater ist kein Mutter-Duplikat.
Papa sollte daher besser Mama nicht nachahmen. Man kann ein fürsorglicher Vater sein, auch wenn man keine Windeln wechselt, sich beim Barbiespielen entsetzlich langweilt und viel lieber Fußball schaut, als mit einem aufsässigen Teenager über die Unordnung in seinem Zimmer zu diskutieren.
Auch das Modell «Mama ist zuständig, Papa hilft aus» ist überholt. Damit der «eigenständige Vater», wie ihn sich der amerikanische Erziehungsexperte Ron Taffel wünscht, eine Chance hat, müssen Mütter von ihrem Einfluss abgeben und Verantwortung teilen. Unabhängig davon, ob Eltern zusammen oder getrennt leben.
8 Zickenkrieg unter Müttern – warum eigentlich?
«Dir muss ja langweilig sein», sagt Mutter A, als sich Mutter B beim ersten Elternabend im Kindergarten meldet, um das Kuchenbüffet fürs Frühlingsfest zu organisieren.
«Meinst du nicht, wir sollten noch ein Jahr warten, bis wir die beiden zusammenbringen? Meine Lena ist einfach ein ganzes Stück weiter als deine Mia», flötet die Nachbarin.
Warum können Mütter so herablassend und überkritisch sein? Warum müssen sie ständig beweisen, dass sie die besseren Mütter sind?
Rivalität, Konkurrenz und Aggression unter Müttern sind Tabuthemen, sagt die Frauenforscherin Phyllis Chesler, die sich mit dem Phänomen befasst, das man salopp als Stutenbissigkeit oder Zickenkrieg bezeichnet. «Aggressivität ist bei Frauen und erst recht bei Müttern nicht vorgesehen. Mütter sind lieb, verständnisvoll, nett. Nicht wütend, neidisch, eifersüchtig.»
Doch, sind sie. Damit das nicht auffällt verlegen sich Frauen schon sehr früh auf Spielarten der indirekten Aggression: abschätzige Blicke, Gerüchte, Verleumdungen und Ausgrenzung. Anders als Jungen, die ihre Position in der Gruppe offensiv und lautstark ausfechten, definieren sich Mädchen nach dem Grad der Akzeptanz und Zugehörigkeit zur Gruppe. Die Sehnsucht nach Nähe, gepaart mit Misstrauen und Angst vor Ausgrenzung, bewirkt einen enormen Anpassungsdruck – und reicht bis ins Erwachsenenalter. Viele Mütter haben ein großes Bedürfnis, einen Bund mit Seelenverwandten einzugehen, die stillschweigend oder ausdrücklich das eigene Verhalten billigen.
Aber wehe, man schert aus! Da genügen schon Kleinigkeiten, um schief angesehen zu werden: die Bemerkung, dass man nichts von Homöopathie hält, oder von Montessori-Erziehung. Wenig Spaß verstehen Mütter auch, wenn man mit einem besonders beliebten oder begabten Kind «auffällt» – oder Karriere macht, obwohl man drei Kinder, aber keinen Mann hat.
Rivalitätsdenken und Feindseligkeiten sind umso ausgeprägter, je schwächer das Selbstwertgefühl und je geringer das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten ist, meint die amerikanische Psychologin Gloria Cowan, die über 200 Mütter für eine Studie über weibliche Feindseligkeiten befragt hat.
Je unsicherer eine Mutter bei der Erziehung ihres Kindes ist, desto weniger wohl ist ihr bei der Vorstellung, dass es viele Wege gibt, ein Kind ins Leben zu begleiten. Und je perfekter eine Mutter sein will, desto mehr Schuldgefühle, Selbstzweifel und Probleme handelt sie sich ein.
Schiefe Blicke, Lästereien, das diffuse Gefühl, nicht dazuzugehören, tun weh. Und sie sind fatal, weil Mütter und Kinder auf die Gemeinschaft mit anderen Müttern und Kindern angewiesen sind. Ja, Mütter sind verschieden, und diese Verschiedenheit macht ihre gemeinsame Stärke aus. Deshalb sind erwachsene Solidarität, Verständnis und Zuwendung besser als Kritteleien und kindischer Klatsch.
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