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Kinder

Kinder

Titel: Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Seibold
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hielt die Tüte in beiden Händen und zitterte am
ganzen Körper wie Espenlaub.
    Franz Moeller passte die beiden Jungen auf dem Heimweg ab.
Er ließ sich alles haarklein erzählen, fragte ein-, zweimal nach, dann strich
er beiden Jungs sanft über den Kopf. Erst waren sie verblüfft, dann strahlten
sie bis über beide Ohren und gingen sich immer wieder spielerisch in die Seite
boxend ihres Wegs.
    Moeller sah ihnen lächelnd hinterher und schlug dann die Richtung zu
seiner Wohnung ein. Rosemarie würde mit ihm zufrieden sein.
    Rainer Pietsch rief die Polizei. Seine Frau hatte sich auf
der Toilette eingeschlossen, und durch die Tür war zu hören, dass sie heulte
wie ein Schlosshund. Der Beamte kam erst nach fast einer Stunde, sah sich um,
nahm die Plastiktüte mit den Radmuttern in die Hand und kniete sich schließlich
neben den Wagen, um sich die Kerben genauer anzusehen, die durch die
aufsetzende Vorderachse in die Einfahrt gegraben worden waren.
    »Hatten Sie zuletzt einen Radwechsel?«, fragte er, nachdem er wieder
aufgestanden war.
    »Im Herbst kamen die Winterreifen drauf, aber das ist ja schon eine
Weile her.«
    »Hm. Könnte trotzdem sein, dass sich das Rad seither immer ein bisschen
weiter gelöst hat, und jetzt … na ja.«
    »Wir sind aber seit dem Radwechsel schon ziemlich viel gefahren.
Heißt es nicht, dass man nach fünfzig Kilometern die Muttern nachziehen soll?«
    »Ja. Haben Sie?«
    »Nein, habe ich nicht. Das mache ich nie – aber wir waren vor nicht
langer Zeit erst in der Eifel. Da hätten wir das Rad unterwegs doch auf jeden
Fall verlieren müssen!«
    »Tja …«
    Der Polizist zuckte mit den Schultern.
    »Wollen Sie jetzt nichts unternehmen?«
    »Was soll ich unternehmen? Soll ich Ihnen das Rad wieder dranmachen
oder was?«
    Er grinste, wurde aber gleich wieder ernst, als er Pietschs wütende
Miene bemerkte.
    »Sie könnten die Radmuttern untersuchen, ob sich da jemand dran zu
schaffen gemacht hat.«
    »Da werde ich sehr wahrscheinlich die Spuren eines Spezialschlüssels
finden – den Ihres Reifenhändlers nämlich. Und falls Sie mir jetzt auch noch
damit kommen, dass ich Fingerabdrücke nehmen soll oder Fußspuren suchen: Ihnen
ist das Rad abgefallen, und alles sieht danach aus, dass es schlampig montiert wurde.
Melden Sie das Ihrer Versicherung, machen Sie ein paar Fotos, zur Not kann ich
es auch bezeugen – das sollte reichen.«
    »Das sollte reichen?«, brauste Rainer Pietsch auf. »Und was wäre
gewesen, wenn ich das Rad in voller Fahrt verloren hätte? Wenn ich dadurch
verunglückt, vielleicht sogar gestorben wäre?«
    »Da sehen Sie mal, wie viel Glück Sie hatten.«
    »Jemand schraubt mir die Radmuttern ab, packt sie in diese Tüte und
legt sie unter den Busch – und Sie sagen, die Muttern haben sich von allein
gelöst, und alles andere bilde ich mir nur ein?«
    »Wissen Sie …«
    Der Polizist druckste ein wenig herum.
    »Wir haben uns nach dem Einbruch bei Ihnen ein wenig umgehört – es
scheint, als hätten Sie gerade Probleme, vielleicht ja auch finanzieller Art.
Ich möchte Ihnen nicht zu nahetreten, aber der Einbruch … das wirkt alles
etwas eigenartig.«
    »Sie meinen, wir haben den Einbruch vorgetäuscht?«
    »Ich will es mal so ausdrücken: Ich glaube, dass es für Sie besser
wäre, wenn wir die Einbruchsgeschichte auf sich beruhen lassen. Und diese
Radmuttern …«
    »Ja?«
    »Könnte es nicht auch sein, dass Sie die Radmuttern eingesammelt
haben, nachdem das Rad abgefallen war, und sie selbst in diese Tüte gepackt
haben?«
    »Warum sollten wir das tun?«
    »Genau das ist die Frage: Warum sollte das irgendjemand tun?«
    Damit tippte er sich kurz an die Mütze und ging zurück zu seinem
Streifenwagen. Sein Kollege, der am Steuer saß, war für das Gespräch nicht
einmal ausgestiegen.
    »Und? Macht ihr’s?«
    Marc hatte Rico in der Nähe der Bushaltestelle getroffen, an der er
meistens herumlungerte, um Sarah auf dem Heimweg zu beobachten. Auch jetzt kam
das hübsche Mädchen wieder vorbei, und Rico zog den Kleineren schnell ganz
hinter den Busch, der ihn decken sollte.
    »Spinnst du?«, zischte Rico. »Wenn wir zusammen gesehen werden …?«
    »Sarah gefällt dir, was?«
    Marc grinste breit, wurde aber schlagartig wieder ernst, als direkt
vor seinem Gesicht Ricos geballte Faust auftauchte.
    »Ist ja gut«, beruhigte er den Älteren. »Und: macht ihr’s?«
    »Klar«, sagte Rico und tat wieder ganz cool. »Wenn ich dir sage,
meine Jungs machen das, dann geht das klar.

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