Kinder
der
Experimente im Kellergewölbe zusammenzuckten und alles als in sich stimmige
Verbindung von Theorie und Praxis zu akzeptieren schienen, lehnte sich der alte
Mann in seinem Rollstuhl zurück und bedachte seine beiden Gäste mit einem
freundlichen Lächeln.
» Vielen Dank, meine Herren « , sagte er dann und streckte seine faltige rechte Hand aus. » Herzlich willkommen im Kreise von Paedaea – Sie haben den Test bestanden. «
» Welchen Test? « , fragte
Zimmermann verblüfft. » Wir haben Ihnen doch nur
zugehört. «
Strobel hielt sich mit solchen Feinheiten nicht
auf, sondern nahm erfreut die Hand des alten Mannes und drückte sie fest.
» Nicht jeder unserer Tests « , sagte der Vorsitzende, » ist für die
Schüler als solcher erkennbar, das hatte ich vorhin schon erwähnt – und für Sie als Lehrer wird das innerhalb unserer Organisation
auch immer wieder der Fall sein. « Zimmermann nahm nun
ebenfalls seine Hand. » Deshalb gilt für alle: Seien
Sie sich nicht zu sicher, niemals. «
Der alte Mann lächelte, aber seine Ansage wirkte
trotzdem ein wenig bedrohlich. Dann schob er eine Hand unter die Wolldecke, die
auf seinem Schoß lag, zog einen Schnellhefter hervor, der als Deckblatt eine
leere Seite enthielt, und legte ihn vor sich auf den Tisch.
» Hier sind die wichtigsten Mitglieder und
Förderer unserer Organisation verzeichnet. Da Sie nun zu uns gehören, dürfen
Sie natürlich Einsicht in diese Liste nehmen. «
Strobel streckte sofort die Hand nach dem
Schnellhefter aus, sah aber sicherheitshalber noch einmal kurz fragend zu dem
alten Mann hin.
» Bitte, nehmen Sie. «
Strobel zog den Schnellhefter heran, Zimmermann
stand auf, ging um den Tisch herum und setzte sich neben Strobel, um
mitzulesen.
Der Alte beobachtete alles aufmerksam, stufte
Strobel als nassforsch und Zimmermann als eher anlehnungsbedürftig ein – Informationen, die später am Tag in ihr Profil einfließen würden
und in den kommenden Jahren nützlich sein konnten, um die neuen Mitglieder
effektiv zu steuern.
Die Augen der beiden weiteten sich von Zeit zu
Zeit, wenn sie einen besonders prominenten Namen lasen. Schließlich hatten sie
bis zur letzten Seite durchgeblättert, und sie staunten den Mann im Rollstuhl
mit offenem Mund an.
» Sie sehen « , sagte er, » Sie sind nicht allein damit beschäftigt, dieses Land zu neuer
Blüte zu führen. Wobei natürlich nicht alle diese Mitglieder an Schulen tätig
sind, wie Sie wissen – aber auch die Medien sind ja
in der heutigen Zeit wichtige Lehrmeister. «
Ein feines Lächeln umspielte seinen Mund.
» Und es versteht sich von selbst, dass Sie keinen
dieser Namen jemals irgendjemandem verraten werden. «
» Danke für Ihr Vertrauen « , beeilte sich Zimmermann zu sagen.
» Und falls wir doch einmal … ? « , fragte Strobel und sah den alten
Mann an.
Der alte Mann zog seinen Daumen langsam quer über
seine Kehle, als würde er ein scharfes Messer führen. Er lächelte dabei ein
wenig spöttisch, aber Strobel und Zimmermann waren sich keineswegs sicher, ob
die Geste wirklich nur als Scherz gemeint war.
Kapitel neun
Müller, der Polizeibeamte, der Annette und Rainer Pietsch
im Revier zu Michaels Verletzungen befragt hatte, brachte seine Kollegen mit:
Eine junge Polizistin in Uniform kümmerte sich zusammen mit zwei Sanitätern um
Sarah und zwei Männer in Zivil stellten sich als Kripobeamte vor und stellten
Rainer Pietsch Fragen, zwei weitere Uniformierte machten sich gleich an die
Befragung der Nachbarn und Müller selbst unterhielt sich mit Frau Krien.
Rot-weißes Absperrband wurde um das Gebüsch gespannt, und
Spurentechniker in weißen Ganzkörperanzügen krochen zwischen den Ästen herum
und sammelten alles, was irgendwie zur Lösung des Falles beitragen konnte.
Annette Pietsch kam mit dem Wagen, Müller hatte sie angerufen. Kaum
war sie ausgestiegen, hastete sie zu ihrer Tochter. Das Mädchen stand offenbar
unter Schock. Sie sagte nichts und starrte geradeaus. Es schien ihr aber körperlich
gut zu gehen, die Sanitäter berichteten der besorgten Mutter von Kratzspuren und
Hämatomen, Sarah habe aber keine schweren Verletzungen davongetragen.
»Und sonst?«, fragte Annette Pietsch.
»Das untersucht der Arzt im Krankenhaus«, sagte der ältere
Sanitäter, der sich natürlich denken konnte, was die Mutter meinte. »Das machen
wir nicht hier.«
Als Annette Pietsch ihren Mann erreichte, waren die Kripobeamten
soeben fertig damit, ihn zu befragen. Sie bedankten sich,
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