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Kinder

Kinder

Titel: Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Seibold
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Werkmann – und mein Sohn Kevin war der Schüler,
der hier vor Ihrer Schule totgefahren wurde.«
    Die Lehrerin starrte noch mit offenem Mund hinter ihr her, als
Christine Werkmann schon längst die Tür hinter sich zugeknallt hatte und den
beiden Jungen durch den Schulflur nach draußen folgte.
    Rainer Pietsch ging auf den Flur hinaus, als Christine
Werkmann mit Lukas und Michael ankam, und setzte die beiden Jungs so schonend
wie möglich ins Bild, dann gingen die beiden zu ihrer Schwester ins Zimmer.
    »Danke, Christine«, sagte er dann und drückte ihr die Hand.
    »Keine Ursache. Wie geht’s eurer Tochter denn?«
    Er wollte gerade zu erzählen beginnen, als Gerhard Müller vom
Polizeirevier eintraf.
    »Haben Sie kurz Zeit?«, fragte er und sah zu der Frau neben Rainer
Pietsch.
    »Das ist Frau Werkmann, eine Freundin.«
    »Ich setz mich solange in die Cafeteria , Rainer, okay?«
    Müller wartete, bis die Frau um die nächste Ecke gebogen war.
    »Sie hatten vorhin zwei der Jungs beschrieben, die Ihre Tochter
überfallen haben. Einer mit zwei Narben unter dem rechten Auge, und einer soll
Rico heißen – stimmt das so weit?«
    Rainer Pietsch nickte.
    »Die Burschen haben wir gefunden, eine kleine Gang, die sich wohl
immer am Güterbahnhof rumtreibt.«
    »Ach, gut, dann haben Sie die ja«, sagte Rainer Pietsch erleichtert.
    »Das schon, aber wir haben sie wieder laufen lassen.«
    »Warum das denn?«
    »Sie haben alle ein Alibi. Sie waren zur Zeit des Überfalls auf Ihre
Tochter zusammen und nicht in der Nähe Ihres Hauses.«
    »Ja, klar, die decken sich natürlich gegenseitig – glauben Sie denen
etwa?«
    »Das müssen wir gar nicht. Sie haben mehrere Zeugen. Kurz nach dem
Überfall auf Sarah haben sie im Café Cornetto randaliert, einem ziemlich
angesagten Bistro nicht weit vom Güterbahnhof. Der Kellner hat den Narbigen
schon nach der Beschreibung erkannt, und wir haben gleich danach eine
Gegenüberstellung organisiert – auch Rico war vor dem Cornetto mit dabei. Der
Kellner hat dann noch zwei seiner Gäste benannt, die auch bezeugt haben, dass
die Jungs unangenehm aufgefallen sind. Sie lagen wohl vorher schon auf einer
Grünfläche gegenüber dem Café herum, wurden da auch von Passanten wahrgenommen,
kamen dann zu den Tischen herüber und zerdepperten ein paar Vasen. Auch die
Gäste erinnerten sich daran, dass einer der Typen ziemlich fies aussah mit
seinen Narben unter dem rechten Auge.«
    »Aber die lügen!«
    »Das sagen Sie, Herr Pietsch.«
    »Haben Sie denn schon mit Frau Krien gesprochen? Die hat diese
Jugendlichen doch auch gesehen.«
    »Ihre Nachbarin, die uns gerufen hat?«
    Rainer Pietsch nickte.
    »Natürlich haben wir sie befragt. Und sie hat auch ständig davon
gesprochen, dass Ihre Tochter von mehreren Jugendlichen in den Busch gezerrt
wurde. Allerdings hat sich irgendwann herausgestellt, dass sie die Jugendlichen
selbst gar nicht gesehen hatte – sie hat Ihre Schilderungen in diesem Punkt
einfach übernommen.«
    »Dann kann Sie diese Typen gar nicht beschreiben?«
    Rainer Pietsch klang ehrlich erschrocken, Müller musterte ihn
aufmerksam.
    »Nein«, sagte er dann, »das kann sie nicht.«
    »Scheiße!«, entfuhr es Pietsch.
    Gerhard Müller wandte sich zum Gehen.
    »Aber Herr Müller, Sie müssen da dranbleiben. Die waren das, ich hab
sie selbst gesehen! Ich hab sie ja noch aus dem Busch gezerrt – beiden ist
etwas an der Jeans gerissen, dem einen müsste eine der hinteren Taschen
fehlen.«
    »Als wir sie befragt haben, hatten sie keine zerrissenen Hosen an.«
    »Dann haben sie sich eben umgezogen, das ist doch klar.«
    Rainer Pietsch starrte Müller an, allmählich schien sich Panik in
ihm auszubreiten.
    »Die legen Sie rein, Herr Müller, glauben Sie mir!«
    Müller sah Rainer Pietsch nachdenklich an.
    »Wenn Sie das sagen …«
    Damit nickte er ihm kurz zu und ging zum Stationszimmer hinüber.
    Franz und Rosemarie Moeller saßen zusammen im Wohnzimmer
und stießen auf die Neuigkeiten an. Zimmermann und Strobel hatten Gnade vor den
Augen des Alten gefunden, und es würde ihrer Position sicher nicht schaden,
dass sie so früh nach ihrer Ankunft hier in der Stadt schon neue Mitglieder für
ihre Bewegung rekrutiert hatten.
    Um die Bewertung noch etwas besser zu machen und endgültig jeden
Gedanken an die Komplikationen in der Vulkaneifel zu verdrängen, planten sie
eine Demonstration dessen, was sie mit ihrer Methode der Tabula rasa in ihren
Klassen wirklich erreicht hatten. Ihre Schüler hatten

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