Kinder
Ähnlichkeiten mit
Sarahs DNA auf.«
»Ja, klar, sie hat sich doch überall mit der Hand abgewischt, da war
überall ihre Spucke dran.«
»Wir reden nicht von Sarahs DNA , sondern
von einer DNA , die mit der von Sarah große Ähnlichkeit
hat, Herr Pietsch.«
Er sah Sarahs Vater forschend an, der schien noch immer nicht zu
begreifen. Dann zog Kersting eine kleine Plastiktüte aus der Tasche, entnahm
der Tüte ein Wattestäbchen und hielt es ihm hin.
»Herr Pietsch, ich muss Sie bitten, mir eine Speichelprobe von sich
zu überlassen.«
»Soraya, Claas, Tabea, kommt ihr bitte mal nach vorn zu
mir?«
Rosemarie Moeller hatte die Namen kaum ausgesprochen, als die Kinder
auch schon eifrig zu ihr eilten, bereit, die nächste Aufgabe zu lösen. Sie sah
sich um: Bis auf Lukas und Benjamin wirkten alle Kinder enttäuscht, dass nicht
sie nach vorne gerufen worden waren. Besser ging es nicht. Für Benjamin hatte
sie seit Kevins Tod ohnehin keine Verwendung mehr, und Lukas hatte genug mit
den Problemen seiner Familie zu tun.
Ihr Test hatte also nicht weniger prächtig funktioniert als der
ihres Mannes vom Vortag in der 9c. Wobei er es natürlich leichter hatte: Sören
hatte er schon früh aus dem Klassenverband eliminiert, Sarah war nach dem
Überfall noch krankgeschrieben, und nur Hendrik wirkte noch weniger gefügig als
die anderen. Aber Hendrik war längst isoliert in seiner Klasse.
Die beiden Streifenwagen kamen am frühen Morgen, Lukas und
Michael waren gerade dabei, sich auf den Weg zur Bushaltestelle zu machen.
Hinter den Polizeiautos kamen noch zwei Zivilfahrzeuge und parkten ebenfalls
quer über dem Gehweg.
Polizisten in Uniform postierten sich links und rechts des Zugangs
zum Grundstück der Familie Pietsch, und Roland Kersting ging zusammen mit
Gerhard Müller zur Haustür. Zum Klingeln kam er nicht mehr, weil die Haustür
schon aufschwang und Lukas und Michael mit Schulranzen und offenem Mund vor ihm
standen.
Hinter ihnen kam ihre Mutter heran, die das Großaufgebot durch das
Küchenfenster gesehen hatte.
»Was ist denn jetzt los?«, fragte sie und fügte vorwurfsvoll hinzu,
»meine Jungs müssen in die Schule.«
Kersting und Müller gaben den Weg frei, und die beiden Buben sahen
flehend zu ihrer Mutter hin.
»Los, los, ihr geht jetzt, hier gibt es nichts zu sehen. Ich erzähle
euch alles hinterher, los jetzt!«
Damit machten sich die beiden schweren Herzens auf den Weg, sahen
sich aber noch ein paar Mal um.
»So, und was wollen Sie nun, Herr Kersting? Herr Müller?«
»Ist Ihr Mann da?«
»Wieso?«
»Das würde wir ihm gerne persönlich sagen.«
Sie blickte die beiden Beamten noch kurz an, und es war ihr
anzusehen, dass sie schon eine Ahnung davon bekam, was die Polizisten von ihrem
Mann wollten.
»Rainer!«, rief sie zum Badezimmer hinauf. »Kommst du mal? Die
Polizei ist hier!«
»Musste das sein?«, brauste Kersting auf und schob sich an Annette
Pietsch vorbei ins Haus. Er sah schnell hierhin und dorthin und überlegte
schon, wo er dem Flüchtigen am besten den Weg nach draußen abschneiden konnte –
da kam Rainer Pietsch auch schon langsam die Treppe herunter, mit
heraushängendem Hemd und in Hausschuhen, und sah den Kriminalbeamten fragend
an.
»Was wollen Sie hier?«
»Herr Pietsch, wir müssen Sie leider mitnehmen.«
»Mitnehmen? Wieso das denn?«
»Sie haben uns doch eine Speichelprobe überlassen.«
»Ja, und?«
»Nun wissen wir: Die DNA -Spuren an den
Brüsten, am Hintern und zwischen den Beinen Ihrer Tochter stammen von Ihnen,
nicht von irgendwelchen Jugendlichen, die überdies ein Alibi vorzuweisen
haben.«
Rainer Pietsch wirkte verblüfft, dann wurde er bleich.
»Sie meinen doch nicht wirklich, dass ich … ? Sarah ist meine
Tochter, Herrgott noch mal! Sind Sie jetzt vollkommen verrückt geworden?«
»Machen Sie jetzt bitte kein Theater, Herr Pietsch. Wir haben auch
an Sarahs Handgelenken Spuren von Ihrer DNA gefunden – demnach dürften Sie Ihre Tochter dort festgehalten haben. Wie passt
das zu Ihrer Version, dass Sie diese Jugendlichen in die Flucht geschlagen und
hinterher Ihrer Tochter aus dem Gebüsch herausgeholfen haben?«
Rainer Pietsch war sprachlos.
»Und dass die Vergewaltigung nicht vollzogen wurde, kann ja auch
daran liegen, dass Ihnen die Nachbarin dazwischenkam. Sie hat jedenfalls nur
bemerkt, dass jemand in dem Gebüsch steckt – und gesehen hat sie nur, wie Sie
und Ihre Tochter aus dem Gebüsch krochen.«
»Aber meine Tochter kann Ihnen doch alles
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