Kindergärtner küssen besser! - GESAMTAUSGABE - Liebesroman (German Edition)
glänzte eine Tränenspur, seine Augen waren feucht und traurig.
Frostige Panik ergriff Rebecca, legte sich um ihr Herz, machte ihre Atmung schwer. Alles in ihr schrie: Ja, es war ein Fehler! Ein Riesenfehler!
Was sollte sie bloß tun?
Du musst raus hier! , schrie Pam sie an. Weg von der Familie, weg von Ben, weg von diesem unerträglichen Leben!
Abigail blickte sie entsetzt an, aber ihre Worte gingen in dem Gekreische der Widersacherin unter.
»Ich muss nachdenken!«, flüsterte Rebecca. »Dazu fahre ich ein paar Tage weg. Bitte sag den anderen, dass ich mich melden werde, sie brauchen sich keine Sorgen zu machen!«
Sie stand auf, blickte ihren Großvater kurz an, danach ging sie ins Haus, um ihr Reisegepäck fertigzumachen.
Das Lächeln auf dem Gesicht des alten Mannes bemerkte sie nicht.
65.
Seit drei Tagen war Rebecca unterwegs. Immer weiter nach Norden hatte ihre ziellose Reise sie geführt. Maine, nahe der kanadischen Grenze. Hier gab es keine großen Städte mehr, nur Wald, unzählige Seen und kleine Dörfer.
Mehrmals hatte sie mit ihrer Familie und mit ihrem Verlobten telefoniert. Das alles sei ihr zu viel geworden, sie müsse mit sich alleine sein, mit sich ins Reine komm en.
Ben und ihre Familie hatten zwar kein echtes Verständnis für diese Anwandlungen, aber sie akzeptierten den Wunsch nach einigen Tagen Auszeit.
Rebecca hatte den Verdacht, dass es allen egal war, was sie machte, solange sie keinen Aufruhr verursachte und alles dem gewohnten Verlauf folgte.
Ben hatte für sie mit Rich gesprochen, dem Senior-Chef ihrer Firma. Sie konnte ihren Job zurückhaben, würde dort weitermachen, wo sie aufgehört hatte, nachdem sie Markus kennengelernt hatte. Ein weiterer Grund, um noch ein paar Tage in den verlassenen Wäldern im Nordosten der USA herumzufahren!
Ihre inneren Stimmen stritten sich seit Tagen, sie warfen sich gegenseitig die Argumente an den Kopf.
Was willst du eigentlich? Sie hat ein perfektes Leben! , wetterte die grimmige Abigail.
Das soll ein perfektes Leben sein? , lachte Pam höhnisch.
Findest du Armut in Deutschland mit einem gewaltbereiten Ex-Häftling besser?
Deutlich besser sogar!
Was ist falsch an einem geregelten Leben? An einem Job, mit dem man richtig Geld verdient? An einem Mann, der seiner Frau Sicherheit gibt? Der ihr eine geachtete Stellung in der Gesellschaft bietet?
Die Frage ist doch nicht, was falsch ist, sondern, was fehlt!
Und was sollte das sein?
Liebe!
Die weitläufigen Hügel, zwischen d enen sich der riesige Moosehead Lake hindurchschlängelte, waren morgens mit Neuschnee angezuckert, als Rebecca kurz vor Sonnenaufgang aus ihrem Motelzimmer trat. Es war kalt und roch nach Winter. Der weiße Schleier würde in wenigen Stunden verschwunden sein, doch die Kälte und die Ratlosigkeit in ihrem Innersten würden bleiben.
Ihr war übel, wie auch schon in den vergangenen Tagen nach dem Aufstehen. Sie musste dringend einen Arzt aufsuchen, vielleicht hatte sich der Kummer der letzten Wochen auf ihren Magen geschlagen. Außerdem war ihre Menstruation überfällig, bei der Anwältin war das stets ein Zeichen von Stress.
Ein kräftiger Kaffee würde ihr sicher gut tun. Rebecca lehnte am Geländer der Veranda vor ihrer Zimmertür und starrte auf die ruhige Wasseroberfläche des Sees. Sie nahm einen Schluck aus dem Becher, dabei las sie den Werbefolder in ihrer Hand, den sie achtlos an der Rezeption des Motels genommen hatte:
...
Zurück zur Natur! Verbringen Sie erholsame Tage bei den Mikmaq-Indianern im Mk-qaqa Reservat , und befreien Sie Geist und Seele von den Bürden des Alltags! Schlafen Sie in einem winterfesten Zelt, das traditionell eingerichtet ist! Essen Sie Büffelfleisch und Salat aus Wildkräutern! Lauschen Sie am Lagerfeuer den Geschichten der Stammesältesten! Ein Erlebnis, welches Sie niemals vergessen werden!
Besonders zu empfehlen ist die zweitägige Tour zu den ...
Hm, warum eigentlich nicht?
Markus und Emmi würde das jedenfalls gefallen! , flüsterte Pam.
Abigail hielt das für einen schwachsinnigen Einfall, sie schüttelte den Kopf.
Rebecca trank von ihrem Kaffee. Zumindest würde sie das etwas ablenken; vielleicht war es tatsächlich eine Hilfe, mit anderen Menschen zusammen zu sein. Mit ihnen zu reden, vielleicht konnte ihr ein Indianer einen Rat geben, was sie mit ihrem Leben anfangen sollte? Das waren naturverbundene Menschen, die das menschliche Dasein geistig durchdrungen hatten. Bisher war sie
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