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Kinderkrankheiten von A–Z

Kinderkrankheiten von A–Z

Titel: Kinderkrankheiten von A–Z Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. med. Isabella und Christian Schellenberg
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dann in der Lage, Kompromisse einzugehen, ihr Missfallen verbal zu äußern oder sich zurückzuziehen. Ab dem Schulalter vermögen sie, eine Situation anders zu bewerten, sich in die Gegenseite einzudenken oder sich abzulenken.
    Wenn Raufen alltäglich wird, sollten Sie handeln
Schläger und Zicken
    Aggressionen äußern sich bei Jungen eher körperlich, bei Mädchen eher verbal oder sozial ausgrenzend. Mädchen ordnen die Mimik eines Gegenübers viel besser dessen Stimmung zu, doch scheinen aggressive Kinder oft die Absichten ihres Gegenübers zu missdeuten – sie unterstellen schnell negative Absichten und nehmen Sympathiebekundungen nicht wahr.
    Grundsätzlich fallen etwa 5 % aller Jungen, aber nur 0,5 % aller Mädchen eines Vorschul- oder Schuljahrgangs durch aggressives Verhalten auf. Jungen haben oft ein besseres räumliches Vorstellungsvermögen, können besser in Kategorien denken und haben mehr Kraft. Heute sind diese angeborenen Fähigkeiten weniger gefragt als die soziale Kompetenz von Mädchen, die sich besser in andere eindenken und gut in der Gruppe arbeiten können. Diese geschlechtsspezifischen Unterschiede scheinen mit dafür verantwortlich zu sein, dass eher Jungen ein aggressives Verhalten zeigen: Ihnen bleiben aufgrund ihres wenig teamorientierten Verhaltens in Kindergartengruppen und Schule soziale Erfolgserlebnisse verwehrt.
    HAUPTSYMPTOME
    Hauen, schlagen, treten
    An diese Handlungen denkt man zuerst, doch Aggressionen können sich auch anders äußern:
Auseinandersetzungen werden regelmäßig körperlich ausgetragen; das Kind verhält sich jüngeren oder kleineren Kindern oder Tieren gegenüber aggressiv, wird regelmäßig ausfallend und beschimpft andere bei kleinsten Anlässen wüst.
Das Kind kann das Verhalten anderer Kinder nicht einordnen, z. B. ignoriert es Weinen oder Friedensangebote, missachtet eindeutige Signale der Unterlegenheit, schlägt z. B. ein bereits am Boden liegendes Kind.
Es fügt sich selbst Verletzungen zu oder isst aus Wut über einen längeren Zeitraum nichts mehr.
Es grenzt durch sein Verhalten ein anderes Kind aus.
Es zeigt nie Aggressionen und ist sehr harmoniesüchtig.
Was Sie für Ihr Kind tun können
    Ist Ihr Kind über mehrere Wochen körperlich oder verbal aggressiv, sollten Sie nach Ursachen forschen (z. B. Spannungen im familiären Umfeld durch Trennung, Geldmangel, Umzug) und auch mit Ihrem Kinderarzt darüber sprechen. Oft stecken hinter Aggressionen auch wiederholte Misserfolge, z. B. schlechte Noten in der Schule, unfreundliche Mitschüler, eine Ausgrenzung im Sportverein. Ihr Arzt wird mit Ihnen entweder Strategien zur Ursachenbekämpfung erarbeiten oder Ihnen eine verhaltenstherapeutische Behandlung empfehlen.
Mit gutem Beispiel voran
    Eltern haben Vorbildfunktion – wenn Sie in unangenehmen Situationen mit Ihren Aggressionen angemessen umgehen, kann Ihr Kind von Ihnen lernen. Kontraproduktiv sind aggressive Kurzschlussreaktionen Ihrerseits; legen Sie besser zusammen mit Ihrem Kind fest, was bei bestimmten Verhaltensmustern passiert, z. B. kein Fernsehen, keine Gutenachtgeschichte oder Mithilfe bei ungeliebter Hausarbeit, und setzen Sie dann diese Strafe konsequent um.
Lassen Sie Wut und Zorn zu und äußern Sie Verständnis, wenn Ihr Kind sich aus gutem Grund ärgert. Lenken Sie dann aber die Reaktion Ihres Kindes in geordnete Bahnen und entwickeln Sie mit ihm gemeinsam eine Ausweichstrategie, z. B. die private »Schreitherapie«: Ihr Kind soll den Grund für seine Wut äußern, seine Wut auf einer Skala von 1 bis 10 abschätzen und darf dann genauso so oft schreien.
Eine gereizte Stimmung entsteht schnell bei Müdigkeit oder Hunger. Treten die Aggressionen immer zur gleichen Zeit auf, ist Ihr Kind vielleicht gelangweilt oder müde. Auch eine Reizüberflutung führt zu Aggressionen – eine kurze Auszeit ohne Ansprache, Spielzeug etc. kann helfen.
Auch wenn Sie sich vorbildlich verhalten, sind Aggressionen in den Medien nicht nur präsent, sondern werden oft auch positiv (als erfolgreiches Verhalten) bewertet – Fernsehen, DVD-Gucken und Playstation- Spielen sollten also einer gewissen Kontrolle unterliegen.
Reagieren Sie auf Aggressionen mit Körperkontakt, Zuwendung und leisen Tönen – Ihr Kind beruhigt sich schneller.
Und sonst
    Bewegung hilft, Spannungen abzubauen und überschüssige Kraft in positive Bahnen zu lenken (Aktivität fördern →  S. 400 ). Auch autogenes Training und andere Entspannungsverfahren (→  S. 124 ) wirken schlechter

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