Kinderkrankheiten von A–Z
Luftnot.
HÄTTEN SIE–S GEWUSST?
»Durchatmen« in Gefahr
Kinder bekommen bei Atemwegsinfektionen schneller Luftnot als Erwächsene: Der Durchmesser ihrer Atemwege ist kleiner. Sind sie gesund, ist das kein Problem – schließlich braucht ihr kleiner Körper pro Atemzug auch weniger Sauerstoff als ein Erwächsener. Gefährlich wird die Situation allerdings, wenn sich die Schleimhaut entzündet und anschwillt: Schnell passt dann kaum noch Luft hindurch – darum leiden besonders Säuglinge und Kleinkinder bei einer Entzündung von Kehlkopf und Bronchien unter Atemnot.
Die Bezeichnung Pseudokrupp sollte diese Krankheit vom echten Krupp abgrenzen, der mit ahnlichen Symptomen einhergeht und Folge einer Diphtherie (→ S. 114 ) ist. Echter Krupp kommt heute sehr selten vor, so dass inzwischen Pseudokrupp häufig auch Krupp, Krupphusten oder Kruppsyndrom genannt wird. Der Fachbegriff »subglottische stenosierende Laryngitis« beschreibt das Krankheitsbild recht gut: eine unterhalb der Stimmbander (subglottisch) liegende Kehlkopfentzündung (Laryngitis, → S. 211 ), die sich bis zur Luftrohre und zu den Bronchien ausdehnen kann und die Atemwege verengt (Stenose).
HAUPTSYMPTOME
Bellender Husten in der Nacht
Beim typischen Verlauf gibt es 4 Stadien mit zunehmenden Beschwerden:
Meist zwischen 22 und 2 Uhr entstehen plötzlich Hustenattacken, die an Hundebellen erinnern. Die Stimme kann sich heißer anhören. Oft geht den Anfällen eine Erkältung voraus, das Kind kann aber auch völlig gesund sein. Der nächtliche Kortisonabfall (Kortison wird als körpereigener Stoff von der Nebenniere morgens viel und nachts kaum produziert) begünstigt vermutlich die Schleimhautschwellung. Dem Kind geht es sonst noch relativ gut.
Die Schleimhautschwellung wird stärker, es entsteht ein zischendes Geräusch (»hi«) bei der Einatmung (Stridor). Das Kind setzt sich meist im Bett auf, ist in Ruhe noch kaum, bei Bewegung jedoch schnell beeinträchtigt. Das Kind hat das Gefühl, nicht mehr.
genug Luft zu bekommen, wird zunehmend unruhig und blass, sein Puls rast. Die Atemnot zeigt sich auch durch Nasenflügeln (Aufweiten der Nasenlöcher beim Einatmen) sowie Einziehungen der Haut in der Drosselgrube und zwischen den Rippen beim Einatmen.
Die Atemnot wird stärker, die Atmung schneller, auch das Ausatmen beginnt mühsam zu werden. Das Kind wird – zunächst um die Lippen – bläulich und evtl. benommen.
Starker Speichelfluss und hohes Fieber um 40 °C sind nicht typisch für Pseudokrupp, sondern zusammen mit Stimmlosigkeit für eine lebensbedrohliche Epiglottitis (→ S. 211 )! Ein Fremdkörper (z. B. Erdnuss) in den Luftwegen kann ähnliche Symptome wie ein Pseudokruppanfall zeigen.
Vorwiegend betroffen sind Kinder bis zu 2 Jahren und die 3- bis 6-Jährigen, insgesamt fast doppelt so viele Jungen wie Mädchen. [ 158 ] Haupterkrankungszeit sind die Herbst- und Wintermonate, wenn die Luft draußen feucht-kühl und drinnen trocken und warm ist und zahlreiche Erkältungsviren im Umlauf sind. Diese gelangen über die oberen Luftwege zum Kehlkopf und lösen dort den akuten infektiösen Pseudokrupp aus. Eher selten verursachen auch Bakterien, eine allergische überaktivität der Schleimhaut oder ein Rückfluss von Magensäure in die Atemwege die Beschwerden. Hohe Luftverschmutzung und verrauchte Räume begünstigen bzw. verschlimmern einen Anfall.
Was Sie für Ihr Kind tun können
Zu sehen und zu hören, wie das eigene Kind angstvoll nach Luft japst: Pseudokrupp ist nicht nur für das Kind anstrengend oder sogar gefährlich, auch die Eltern sind besonders beim ersten Ereignis sehr besorgt.
Trotzdem ist die wichtigste Sofortmaßnahme: Bleiben Sie ruhig und beruhigen Sie Ihr Kind. Nehmen Sie es auf den Arm, lenken Sie es ab so gut es geht:
Hilfe: Tritt eine nächtliche Atemnot erstmals auf oder Sie erachten die Situation als zu bedrohlich, rufen Sie den Notarzt. Schildern Sie kurz die Symptome und vergessen Sie nicht Ihre Adresse. Bei einem erneuten Anfall entscheiden Sie je nach Schwere der Beschwerden, ob ein Notruf nötig ist, ein Anruf beim Kinderarzt reicht oder Sie mit der Situation selbst klarkommen. Rufen Sie lieber einmal zu viel als zu zögerlich ärztliche Hilfe.
Kälte: Kühle Luft lässt die Schleimhäute abschwellen. Packen Sie Ihr Kind (und sich selbst)warm ein und gehen Sie mit ihm an die frische Luft. Oder lassen Sie kühle Luft durch weit geöffnete Fenster herein, ggf. setzen Sie sich vor das geöffnete
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