Kinderkrankheiten von A–Z
als pararheumatische Erkrankungen bezeichnet werden und die durch Veränderungen im Knochen- oder Gelenkstoffwechsel gekennzeichnet sind. Dazu zählen die – bei Kindern früher häufige – Rachitis (durch Vitamin-D-Mangel) und die Osteoporose, für die bereits im Kindesalter der Grundstein gelegt wird.
Rückenbeschwerden (→ S. 315 ), die zumindest von der Deutschen Rheuma-Liga als eigene Gruppe angesehen werden.
HAUPTSYMPTOME
Schmerzen und Gelenkschwellungen besonders am Morgen
Das Beschwerdebild ist sehr vielgestaltig: Je nach Alter, Geschlecht und Verlauf in den ersten 6 Erkrankungsmonaten unterscheidet man 7 Formen. Die Beschwerden können langsam als unspezifische Gelenk- oder Gliederschmerzen beginnen, aber auch plötzlich auftreten.
Hauptsymptome sind geschwollene, heiße Gelenke und eine (schmerzhafte) Bewegungseinschränkung von bis zu vier (Oligoarthritis) oder mehr Gelenken (Polyarthritis). Sind mehr als 4 Gelenke betroffen, beginnen die Symptome meist schleichend und sind symmetrisch.
Im Prinzip kann jedes Gelenk im Körper befallen sein; besonders häufig finden sich die Beschwerden jedoch an den Händen, Füßen, Knien und Ellenbogen. Oft tut auch die Ferse weh oder das Becken schmerzt. Morgens fühlen sich die Kinder häufig steif und kommen »schwer in Gang«.
Manchmal ist auch das Auge entzündet, was zu Lichtscheu und Sehstörungen führt. Fieber, Hautausschläge oder Lymphknotenschwellungen zeigen eine schwere Verlaufsform oder eine Gefäßentzündung an.
Machen bei Erwächsenen die ersten beiden Gruppen nahezu 90 % aller rheumatischen Erkrankungen aus, steht bei Kindern die Gruppe der entzündlich-rheumatischen Erkrankungen im Vordergrund.
Juvenile rheumatoide Arthritis
Obwohl »juvenil« jugendlich bedeutet, tritt diese Form der rheumatischen Erkrankungen in jedem Alter auf. Jährlich erkranken in Deutschland etwa 15 000 Kinder neu, Mädchen eher als Jungen.
Warum das Abwehrsystem verrückt spielt, ist ungeklärt. Bestimmte Umweltfaktoren wie eine Virusinfektion scheinen bei Menschen mit einer erblichen Veranlagung zu einer fehlgeleiteten Immunreaktion zu führen, bei der bestimmte Abwehrzellen nach und nach den Gelenkknorpel zerstören. Nicht selten sind auch die Sehnenansätze an den Knochen betroffen, z. B. an der Achillessehne im Bereich der Ferse. Selten kommt es zu einer schweren, akuten Verlaufsform, bei der sich die Autoimmunprozesse vorrangig an den inneren Organen abspielen (Still-Syndrom ).
Was Sie für Ihr Kind tun können
Nicht immer ist es einfach, Wachstumsschmerzen (→ S. 373 ), eine vorübergehende Mitreaktion der Gelenke bei einer Infektion (z. B. als → Hüftschnupfen, S. 204 ), andere Krankheiten von Gelenken und Knochen und rheumatische Erkrankungen anfangs voneinander zu unterscheiden. Suchen Sie deshalb einen Kinderarzt auf! Die Diagnosestellung umfasst neben der körperlichen Untersuchung verschiedene Laboruntersuchungen. Im Blut werden u. a. Entzündungszeichen, Eisenwerte und Antikörper bestimmt (der sog. Rheumafaktor, Autoantikörper und andere), mit Ultraschall, Röntgen und anderen Verfahren lassen sich Knochen und Gelenke begutachten. Manchmal wird auch Flüssigkeit aus dem Gelenkspalt punktiert; ein Augenarzt beurteilt den Zustand der Augen.
Die Behandlung (am besten betreut durch einen Kinder-Rheumatologen) soll Beschwerden lindern, die Entzündung kontrollieren und mögliche Folgen wie Gelenkzerstörung, -fehlstellung und -versteifung, Wachstumsverzögerung sowie – bei Augenbeteiligung – eine schwerwiegende Sehstörung verhindern. Trotz starker Medikamente erreicht man nicht immer dieses Ziel.
Konventionelle Maßnahmen
Im Zentrum steht die Langzeittherapie mit entzündungshemmenden Substanzen (nichtsteroidale Antirheumatika), die Abwehr unterdrückenden Mitteln (Immunsuppressiva) oder Kortison - Letzteres wird in Einzelfällen auch ins Gelenk gespritzt. In den letzten Jahren wird zusätzlich ein TNFalpha-Blocker (Antizytokin) eingesetzt, der die körpereigenen Mechanismen umkehrt. In schweren Fällen müssen die zerstörten Gelenke operiert werden. Krankengymnastik und Bewegungsübungen, Anwendungen mit Wärme oder Kälte und spezielle Lagerungsmethoden für die betroffenen Gliedmaßen begleiten die Therapie.
Ganzheitliche Therapie
Warme Bäder (wenn Wärme bei Ihrem Kind lindert) mit Pflanzenzusätzen (z. B. Heublumen) oder Kirschkernkissen (warm oder kalt) lindern die Schmerzen. Zur Einreibung schmerzender Gelenke oder für Umschläge
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