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Kinderseelen Verstehen

Kinderseelen Verstehen

Titel: Kinderseelen Verstehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armin Krenz
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sprechen könnte. In der Schule meisterte sie alle Anforderungen erwartungsgemäß mit links, sodass sie die 3. Klasse überspringen konnte.
    Torben hatte es in seiner Entwicklung nicht so leicht. Schon früh musste er erfahren, dass es schwer war, eine so gut begabte und leistungswillige Schwester in der Familie zu haben. Ungezählte Male musste er sich zum Beispiel folgende Sätze anhören: »Als Jasmin so alt war wie du, da konnte sie schon ...« Oder: »Jasmin war in deinem Alter schon in der Lage, (das und das) zu können.« Oder: »Nimm dir bitte mal ein Beispiel an deiner Schwester.« Oder: »Warum bist du nicht so fleißig wie deine Schwester? Du musst wissen: Von nichts kommt nichts.« In Torben entstand mit der Zeit der Eindruck, dass seine Schwester das Nonplusultra darstelle. Egal, was er machte, er würde nie die Leistungsebene seiner Schwester erreichen. Kam er beispielsweise mit Bildern aus dem Kindergarten nach Hause, wurde ihm gesagt: »Du hast zwar schön gemalt, aber an der Haustüre fehlt doch der Griff. Wie sollen denn da die Menschen ein- und ausgehen?« Egal, was er tat: Torben fühlte sich stets als die Nummer zwei.
    → Bedeutungswert
    Inzwischen liegen vielfältige, abgesicherte Untersuchungsergebnisse aus der Hirnforschung vor, die belegen, dass der Mensch vor allem durch tiefe und als besonders bedeutsam erlebte Glückserfahrungen zu einer besonders intensiv vernetzten Gehirnstruktur kommt. Glückserlebnisse, die beispielsweise durch Stolz über eine eigene Leistung, sehr angenehm erlebte Bindungen zu wichtigen Personen oder Freude über angenehme Ereignisse provoziert werden, sorgen dafür, dass das Hormon Dopamin erzeugt wird. Wächst ein Kind hingegen in Lebensbezügen auf, die kaum oder keine Glückserlebnisse auslösen bzw. vermitteln, ist es dennoch auf der Suche nach Glück (im Sinne von Entspannung und Zufriedenheit). Dabei kann der kristalline Zucker als Ersatzbotenstoff betrachtet werden, zumal er eine nahezu identische chemische Zusammensetzung aufweist wie das auf biochemischem Weg produzierte Dopamin. »Süßkram« gleicht diesen Mangel aus. (Auch jeder Erwachsene kennt den »Süßjanker«, der vor allem in den Situationen besonders stark auftritt, wenn er besonderen Entbehrungen ausgesetzt ist oder irgendwelche Frustrationen zu ertragen hat.) Hier trifft ein ganz einfaches biochemisches Gesetz zu: Je weniger ein Kind im Alltagsgeschehen wirklich tief glücklich machende Erfahrungen erfährt, desto stärker ist sein Wunsch nach Süßigkeiten ausgeprägt. (Was auch wieder auf Erwachsene zutrifft!)
    → Praktische Hinweise
    Torben braucht Erwachsene, die auf Vergleiche mit anderen Kindern verzichten, sodass der Junge die Erfahrung machen kann: »Ich bin ich. Ich bin genauso einmalig wie jeder andere Mensch. Gleichzeitig werde ich auch dann geliebt, wenn ich nicht so gut wie andere bin.« Eigene Leistungen müssen nicht immer den hohen Erwartungen der Erwachsenen entsprechen. Die Unverwechselbarkeit der Menschen ergibt sich aus deren individuellen Profilen. Wenn Kinder aus Vergleichen heraus eine Wahrheit entwickeln, so wie jemand anderes sein zu sollen, wird es ihnen kaum gelingen, eine stabile Ich-Identität aufzubauen. Das hat in der Regel lebenslange Folgen.
    Weitere Anmerkungen zur Ausdrucksform »Essen«
    Wenn Kinder
außergewöhnlich lange auf ihren Speisen herumkauen , kann das bedeuten, dass sie an der Art und Weise, wie ihnen ihre seelischen Grundbedürfnisse durch die Bezugs-/Bindungspersonen befriedigt werden, »ordentlich zu kauen« haben. Das heißt, dass die kindlichen Erwartungen und Bedürfnisse nicht deckungsgleich mit den erlebten Verhaltensweisen der Erwachsenen sind;
das Essen ausspucken , kann das bedeuten, dass sie die Art und Weise, wie die Erwachsenen mit ihnen umgehen, nicht annehmen können, entsprechend dem Motto: »Das Ganze schmeckt mir nicht«;
nur weiche Speisen zu sich nehmen (Brei, Pudding, Quarkspeisen, Weißbrot ...), kann das bedeuten, dass Kinder sich in frühe Entwicklungsphasen zurücksehnen und sinnbildlich »mit Brei gefüttert werden wollen«. Häufig ist der Hintergrund der, dass dies Kinder sind, die
sehr früh von ihren Müttern entwöhnt wurden,
sehr früh von ihren Müttern getrennt wurden (zum Beispiel durch die Unterbringung in einer Wochenkrippe),
sehr kognitiv und gefühlsmäßig abgewandte Mütter erlebt haben und bis in die Gegenwart auf der Suche nach einer Symbiose sind;
mit Vorliebe » harte « Speisen essen (zum Beispiel

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