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Kinderstation

Kinderstation

Titel: Kinderstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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rief Franz Höllerer.
    »Dann sollte alles klar sein. Es liegt wesentlich an Ihnen, ob Julia unvorbestraft bleibt. Und ob wir das Kind bekommen.«
    »An mir? Wieso?«
    »Sind Sie ein guter Turner?«
    »Ja.« Höllerer trank völlig verwirrt einen Schluck Bier. Es schmeckte ihm plötzlich gar nicht mehr. Julia kam ins Zimmer, trat hinter ihn und küßte ihn auf die Backe. Sie tat es in Gegenwart ihres Vaters so selbstverständlich, daß es Ernst Bergmann einen Stich in das Herz gab. Ich muß mich daran gewöhnen, dachte er. Sie gehört zu ihm und er zu ihr. Väter von erwachsenen Töchtern müssen umdenken, vor allem dürfen sie nie eifersüchtig sein.
    »Guten Abend, Franz –«, sagte Julia leise.
    »Guten Abend, Liebes –«
    »Ich versuche gerade, Franz etwas zu erklären«, sagte Bergmann, als sich Julia an die Seite Höllerers gesetzt hatte. »Er ist ein guter Turner, wie er sagt.« Bergmann machte eine Sprechpause und fuhr dann mit Betonung fort: »Das Zimmer liegt zu ebener Erde. Bis zur Fensterbrüstung sind es knapp zwei Meter. Mit einem Klimmzug ist man oben –«
    Franz Höllerers Blick ging von Julia zu Bergmann und wieder zurück. Er verstand, aber was er verstand, war so abenteuerlich, daß er es einfach nicht begreifen wollte.
    »Das ist doch nicht Ihr Ernst –«, sagte er nach einer Weile Schweigen.
    »Mein vollster.«
    »Ich soll mein Kind stehlen?«
    »Ihr habt es ausgesetzt … nun holt ihr es wieder zurück. Das ist zwar rechtlich nicht korrekt, aber moralisch kann man es verantworten.«
    »Das ist Kidnapping«, rief Franz Höllerer.
    »Ich kann nicht amerikanisch«, sagte Bergmann stur. »Für mich ist es das Zurückholen meines Enkelkindes, um das ihr beide mich betrügen wolltet. Wer den Mut hat, ein Kind auszusetzen, sollte erst recht den Mut haben, es wiederzuholen. Oder soll ich ins Zimmer klettern?!«
    »Aber Vater«, rief Julia.
    Franz Höllerer stand auf und ging in dem Wohnzimmer hin und her. Was der alte Bergmann da vorschlug, leuchtete ihm ein. Nur wie es dann weitergehen sollte, das wußte er nicht.
    »Wie stellt ihr euch die Zukunft vor?« fragte er laut. Ernst Bergmann hatte auf diese Frage gewartet.
    »Auch darüber habe ich nachgedacht. Ihr zieht nach München. Ich miete euch eine Wohnung. Kraftfahrer braucht man überall. Das ist alles kein Problem. Schwieriger ist es mit mir. Ich werde so schnell keine gleichwertige Stelle in München finden.«
    »Du willst auch nach München, Vater?« stotterte Julia.
    »Welche Frage. Ich bin da, wo meine Enkelin ist. Aber macht euch darüber keine Sorge – ich liege euch nicht auf der Tasche. Ich finde schon etwas.« Bergmann holte seine Brieftasche heraus und legte einige Notizzettel auf den Tisch. »Ich habe heute nachmittag mit einigen Maklern in München telefoniert. Ihr könnt sofort eine Vierzimmerwohnung in Schwabing beziehen.« Bergmann schob einen der Zettel über den Tisch zu Franz Höllerer. »Ich habe sie bereits gemietet.«
    Höllerer wischte sich über die Augen. »Himmel, welch ein Tempo«, murmelte er. »Wir haben dich alle verkannt, Vater.«
    Bergmann atmete tief auf. Er nagte an der Unterlippe und erhob sich dann. »Mein Junge –«, sagte er sichtlich bewegt. »Auch ich hatte eine falsche Meinung. Aber wenn du mal in meinem Alter bist und deine Tochter wird erwachsen, wirst du mich verstehen. Dann wirst du auch denken: Meinen Schwiegersohn suche ich mir aus. Das denken alle Väter, und sie fallen meistens dabei herein. Es kommt doch immer anders. Aber Schwamm drüber! Unser Kind ist wichtiger als solche Sentimentalitäten.« Er umarmte Franz Höllerer, schlug ihm auf die Schulter, und jeder wußte, daß die Familie nun komplett war, daß es keine Probleme mehr gab, kein Versteckspielen mehr, keine Angst.
    »Gut. Ich tue es«, sagte Franz entschlossen. »Aber wann?«
    »So schnell wie möglich.« Bergmann schien im Geiste zu rechnen. »Erst fahrt ihr nach München und richtet die Wohnung ein. Es muß ja alles komplett sein, wenn ihr mit dem Kind kommt. Dann muß man eine schöne Nacht abpassen, am besten Neumond …«
    »Vater, du könntest einen Krimi schreiben –«, sagte Julia zwischen Lachen und Erregung.
    »Und wenn man in der Zwischenzeit unser Kind in ein anderes Zimmer verlegt hat und ich ein falsches hole?«
    »O Gott, das kann passieren«, rief Julia entsetzt.
    »So dumm könnt auch nur ihr sein. Am Tage vor dieser Nacht überzeuge ich mich selbst noch mal, ob sie noch in diesem Zimmer liegt. Vor allem müssen

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