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Kindersucher

Kindersucher

Titel: Kindersucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grossman
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Untersuchungsausschusses des Gesundheitsministeriums vorstellen.« Gruber trat zur Seite.
    Als Frau Dr. Riegler ihren Platz vor den Mikrofonen einnahm, wirkte sie bleich. Kraus fand, dass sie nicht so glücklich aussah, wie sie eigentlich sollte.
    »Das Auftreten von Listerien ...«, die Lautsprecher pfiffen grell, als sie zu dicht am Mikrofon sprach, und die Zuhörer zuckten heftig zusammen. »Entschuldigung. Verzeihen Sie mir.« Sie räusperte sich. Kraus bemerkte, dass ihre Wange unter dem Auge wieder heftig zuckte. »Das Auftreten von Listerien monocytogenes wurde gestern in einem Abschnitt von Schlachthof sieben bestätigt, der langfristig an die Firma Kleist-Rosenthaler vermietet wurde, einem größeren Lieferanten von Füllmaterial an die Fabriken, in denen die vergiftete Wurst hergestellt wurde. Frühere Tests haben keine positiven Ergebnisse erbracht, weil die Firma nach dem ersten Auftreten der Listerien Infektion energische Bemühungen zur Desinfektion unternommen hat, den Vorschriften des Centralviehhofs entsprechend. Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass keiner der Angestellten von Kleist-Rosenthaler von dieser Vergiftung gewusst hat oder Vorschriften verletzt worden sind. Ebenso wenig wurde versucht, etwas zu vertuschen. Es handelt sich nur um ein zufälliges und glücklicherweise höchst seltenes Auftreten dieses Bakteriums.«
    Kraus sah, dass Rieglers Gesicht zuckte wie ein Zitteraal.
    »Die Frau Doktor sonnt sich wirklich in ihrem Ruhm.«
    Kraus drehte sich um. Neben ihm stand Heilbutt, ein Ermittler des Gesundheitsministeriums, der das dortige Labor leitete. Kraus war dem knorrigen alten Kauz schon mehrmals bei seinen Ermittlungen begegnet. Er war ein echtes Relikt aus dem Kaiserreich, stand kurz vor seiner Pensionierung, achtete pedantisch auf das Protokoll und war extrem akribisch. Gleichzeitig verachtete er seine Chefin, die er nur mit einem aufgesetzten russischen Akzent als »die Frau Doktor« ansprach, als wären weibliche Ärzte ein Synonym für den Bolschewismus. Als sie in ihrer Rede den Direktoren des Centralviehhofs für ihre grenzenlose Kooperation dankte, warf er Kraus einen boshaften Blick zu.
    »Riechen Sie den Gestank?«
    Kraus lächelte, weil er vermutete, dass der alte Kauz die diplomatischen Nettigkeiten der Frau Doktor einfach nur schmähen wollte, was durchaus verständlich war. Immerhin waren viele Leute gestorben. Und wo war der Finger, der auf den Schuldigen zeigte? Aber das Funkeln in Heilbutts Augen wirkte irgendwie düsterer. Was will er mit seinen Worten andeuten?, dachte Kraus. Hatte der Druck, die Krise beenden zu müssen, möglicherweise zu einer etwas voreiligen Schlussfolgerung geführt? Wollte man etwas vertuschen? Und was hatte Riegler am Telefon mit ihrer Bemerkung »Die Politik hatte die Hände im Spiel« gemeint?
    »Ich bin ein bisschen überrascht, dass hier im Viehhof Listerien aufgetaucht sind.« Kraus beschloss, ein bisschen herumzustochern. »Ich hätte mein Geld ja auf einen der freien Händler gesetzt.«
    Heilbutt kniff die Augen zusammen. »Die unterscheiden sich vielleicht gar nicht so sehr von den lizensierten, Herr Kriminalssekretär«, knurrte er. »Vor ein paar Jahren, während der Inflation, wären Sie nicht mal im Traum darauf gekommen, was alles in der Wurst zu finden war. Wauwau. Ja, ganz recht. Aber man hat nie etwas darüber gehört, weil niemand erkrankt ist; also haben die verantwortlichen Behörden es unter Verschluss gehalten. Aber trotzdem war es genau das. Hundefleisch. Und zwar jede Menge. Wir haben zwar die Quelle niemals identifizieren können, aber sie sprudelte mit absoluter Sicherheit direkt hier im Viehhof. Fragen Sie die Frau Doktor bei Gelegenheit mal danach.«

SIEBEN

    »Mach schon, frag die Verkäuferin«, drängte Kraus seinen Sohn, weil er das Gefühl hatte, Erich wäre mittlerweile alt genug, um zu lernen, wie man eine Angestellte ansprach.
    »Entschuldigen Sie bitte, meine Dame«, sagte Erich.
    Kraus begriff, dass kein Grund bestand, sich wegen der Manieren seines Ältesten Sorgen zu machen.
    »Haben Sie zufällig ein Modell des Fokker DR 1 Dreideckers in Rot, bitte, wie Baron von Richthofen ihn geflogen hat?«
    Der Junge besaß die Gewandtheit seiner Mutter. Zumindest jedoch ihre Geschicklichkeit in Kaufhäusern.
    Bedauerlicherweise zeigte die Verkäuferin nicht annähernd vergleichbare soziale Kompetenz. »So, bitte.« Sie hatte die Schachtel gefunden und stellte sie auf den Tresen. »Ein sehr schönes Flugzeug. Und

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