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Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Titel: Kindertotenlied: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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Ecke an der Wand lehnte. Ihm schlug das Herz bis zum Hals. Das waren keine harmlosen Besucher, nicht um diese Uhrzeit.
    Die Hunde knurrten zunächst, dann bellten sie, jaulten und kratzten mit ihren Krallen an den Eisenstangen der Zwinger.
    Er überprüfte, ob das Gewehr geladen war, entsicherte es und trat ans Fenster, als unvermittelt eine weiße Lichtdusche durch die Scheibe drang, das gesamte Zimmer grell ausleuchtete und ihn blendete.
    Der Wagen war plötzlich aufgetaucht und mit eingeschaltetem Fernlicht vor der Veranda stehen geblieben. Obwohl er seine Augen mit einer Hand beschirmte, musste er unter dem Ansturm des grellen Lichts den Kopf abwenden. Und dann war da diese Musik, die mit voller Lautstärke aus der Karre drang, und diese Bässe, die die Mauern erzittern ließen.
    Mit immer schneller schlagendem Herzen und vorgehaltener Waffe stürzte Elvis zur Tür. Er riss sie schwungvoll auf.
    „Ich weiß, wer ihr seid, ihr Schwuchteln!“, keifte er auf der Veranda. „Dem Ersten, der näher kommt, puste ich das Gehirn weg!“
    Da spürte er den kalten Doppellauf eines Gewehrs an seiner Schläfe.
     
    „Ich bin´s, Samira“, sagte die Stimme im Telefon.
    Servaz schaltete die Stereoanlage stumm, draußen heulte eine Sirene. Wieder war er enttäuscht. Wieder hatte er gehofft, es wäre Marianne. Warum rufst du sie nicht an? , fragte er sich. Warum wartest du, dass sie es tut?
    „Was ist?“
    „Es geht um Margot … Heute Abend ist etwas vorgefallen. Eine unschöne Sache. Aber es geht ihr gut“, beeilte sie sich klarzustellen.
    Er spürte, wie sich seine Muskeln anspannten. Margot. Eine unschöne Sache … Verdammte Sprache! Samira schilderte ihm den Vorfall, den sie gerade miterlebt hatte: Sie überwachte die Rückseite der Gebäude, Vincent die Vorderseite. Sie hatten am frühen Abend Stellung bezogen. Vincent saß in seinem Wagen auf dem Parkplatz, Samira versteckte sich am Waldrand. Sie hatte zwei Mädchen aus den Gebäuden herauskommen und an den Tennisplätzen vorbei Richtung Wald gehen sehen. Gleich darauf war Margot aufgetaucht, hatte sich an ihre Fersen geheftet und sei in den Wald hineingegangen. Sie war ihr gefolgt und hatte entdeckt, dass Margot die beiden Mädchen und den Jungen namens David auf einer Lichtung beobachtete. Sie war zu weit weg gewesen, um zu verstehen, was gesagt wurde, aber der junge David schien total high zu sein; außerdem hatte er sich mit einem Messer selbst Schnittwunden an der Brust beigebracht. Anschließend hatte Samira gesehen, wie das Trio sich auf den Rückweg zum Gymnasium machte, während Margot sich weiterhin im Gebüsch versteckte. Offenbar hatten die drei anderen sie nicht gesehen, aber David war einige Minuten später wieder aufgetaucht. Samira hatte ihn ins Gebüsch hineinschleichen sehen, ihn dann aber bis zu dem Moment, als er sich auf Margot stürzte, aus den Augen verloren. Samira war sofort losgelaufen, aber sie war gut dreißig Meter weit weg, der Wald war voller Dornenranken, und sie war über eine Wurzel gestolpert und hatte sich verdammt den Fuß verstaucht. Etwa anderthalb Minuten hatte sie gebraucht, ehe sie einschreiten konnte.
    „Immerhin hab ich ihn so auf frischer Tat ertappt“, sagte sie. „Und ich will noch einmal betonen, dass es Margot gut geht, Chef.“
    „Ich verstehe gar nichts! Was für eine frische Tat?“, schrie er.
    Sie sagte es ihm.
    „Willst du damit sagen, dass David versucht hat, meine Tochter zu vergewaltigen?“
    „Margot sagt nein. Dass er das nicht vorhatte. Aber es war ihm trotzdem gelungen … ähm … die Hand in ihren … ähm … Slip zu stecken …“
    „Ich komme.“
     
    „Verdammt, tut das nicht, tut das nicht, Mist!“
    Er schüttelte sich. Versuchte es jedenfalls. Seine Handgelenke waren hinter dem Rücken gefesselt, seine Unterschenkel waren mit breitem braunem Klebeband an den Stuhlbeinen befestigt. Ein Teil seines Oberkörpers war auf die gleiche Weise an die Rückenlehne geklebt. Sogar sein Hals war mit Klebeband umwickelt. Jedes Mal, wenn er an seinen Fesseln rüttelte, riss das Klebeband an seiner Haut und seinen Haaren. Er schwitzte wie ein Schwein. Literweise. Er hätte nicht gedacht, dass sein Körper so viel Flüssigkeit enthielt. In seiner Jeans zeichnete sich ein riesiger dunkler Schweißfleck ab – es sah aus, als hätte er sich in die Hose gemacht. Aber das würde er sowieso gleich tun, wenn das so weiterginge. Er spürte den Druck auf seiner Blase. Den Druck der Angst.
    „Ihr verfluchten

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