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Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Titel: Kindertotenlied: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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verstanden, was sie vorhatten, und das erfüllte ihn mit Entsetzen. Er hatte keine Angst vor dem Tod, aber so – nein. Verdammt, nein!
    Er fuhr sich mit der Zunge über die ausgetrockneten, rissigen Lippen, Schweißtropfen fielen von seiner Nasenspitze auf die Frischhaltefolie.
    Er starrte in das grelle Scheinwerferlicht. Dunkelheit und der schwarze Wald ringsum. Er hörte das Sirren von Insekten, die Hunde bellten nicht mehr; wie brave Zuschauer warteten sie gespannt auf den Fortgang des Films … Vielleicht witterten sie bereits den Futtergeruch. Seine Folterknechte gingen an ihm vorbei, eilten die Stufen hinunter, stiegen in den Wagen und schlugen die Türen zu.
    „Wartet! Kommt zurück! Ich hab Geld! Ich gebe es euch!“ Er brüllte: „Viel! Ich gebe euch alles! Kommt zurück!“
    Er flehte, wie er noch nie in seinem Leben gefleht hatte.
    „Kommt zurück, kommt zurück, Scheiße!“
    Dann begann er zu schluchzen, während der Wagen rückwärts auf die Zwinger zufuhr.
     
    Es war keine Zeit mehr zu verlieren. Im Dunkeln öffneten sie nacheinander die Zwinger. Die Hunde kannten sie. Während ihr Herrchen weg war, waren sie mehrmals gekommen, um mit ihnen zu sprechen und sie zu füttern. „Ich bin´s“, sagte einer von ihnen beschwichtigend. „Ihr kennt mich doch, oder? Ich wette, ihr seid hungrig. Habt ja seit mehr als vierundzwanzig Stunden nichts mehr gefressen …“ Die Tiere schlüpften nacheinander aus den Käfigen heraus und umringten sie; die Gestalten rührten sich nicht und ließen sich von den riesigen Schnauzen dieser Bestien beschnüffeln, deren Vorfahren nicht davor zurückgeschreckt waren, Bären anzugreifen. Die mächtigen Kampfhunde rieben sich an ihren Beinen, liefen um den Wagen herum. Dann witterten sie den anderen Geruch, der in der Finsternis schwebte, und die Besucher sahen im Licht der Scheinwerfer, wie sie ihre Schnauzen aufrichteten und sich ihre mächtigen Hälse gleichzeitig Richtung Haus drehten. Sie lasen den Hunger, die Gier in den funkelnden kleinen Augen. Die Molosser leckten sich die Lefzen, dann liefen sie wie auf ein Signal hin plötzlich alle zusammen bellend auf das Haus zu. Als die Meute die Veranda hochsprang, hörten die Besucher, wie Elvis brüllte:
    „Titan, Lucifer, Tyson, brav, macht Platz! Platz, hab ich gesagt!“
    Dann war seine Stimme nur noch Ausdruck reiner Panik, puren Entsetzens:
    „Platz, hab ich gesagt! Tyson, nein! Neeiiinn!“
    Unwillkürlich erschauerten sie, als die Schreie die Stille zerrissen und das wonnevolle Knurren der Molosser, die ihr Herrchen zerfleischten, in die Nacht aufstieg.

29
     
    Breaking Bad
    „Ich hätte es nicht getan.“
    Er schluchzte, während er sie der Reihe nach ansah.
    „Ich hätte es nicht getan … Ich schwör es … Ich … ich … ich wollte ihr nur Angst einjagen … Nein, im Ernst, ich habe noch nie jemanden vergewaltigt! Sie hat uns nachspioniert. Im ersten Augenblick hat mich das wütend gemacht. Ich wollte ihr einfach eine Heidenangst einjagen … das ist alles! Ich … ich war nicht auf dem Damm. Heute … Ich schwöre Ihnen … Ich hab das noch nie getan … Sie müssen mir glauben!“
    Er stützte den Kopf in die Hände, seine Schultern bebten unter leisen Schluchzern.
    „Hast du dir etwas reingepfiffen, David?“, fragte Samira.
    Er nickte.
    „Was?“
    „Meth.“
    „Wer hat es dir beschafft?“
    Er zögerte.
    „Ich bin kein Petzer“, sagte er, als wären sie in einer Krimiserie.
    „Jetzt hör mir mal gut zu, du kleiner Blödmann …“, hob Servaz mit hochrotem Kopf an.
    „ Wer? “, sagte Samira. „Vergiss nicht, dass du auf frischer Tat bei einer versuchten Vergewaltigung ertappt wurdest. Du weißt, was das bedeutet: endgültige Verweisung von der Schule, Prozess, Gefängnis … Ganz zu schweigen davon, was die Leute sagen werden. Und deine Eltern …“
    Er schüttelte den Kopf.
    „Ich weiß nicht, wie er heißt. Er studiert Naturwissenschaften. Er lässt sich ‚Heisenberg‘ nennen, wie die Figur in …“
    „ Breaking Bad “, fiel ihm Samira ins Wort; sie notierte sich den Namen, um sich beim Rauschgiftdezernat zu erkundigen.
    „Und Hugo, rührt er das Zeug auch an?“, wollte Servaz wissen.
    Wieder nickte David, den Blick starr auf seine Hände gerichtet.
    „Antworte! Hatte sich Hugo an dem Abend, an dem ihr euch in dem Pub das Fußballspiel angesehen habt, etwas reingezogen?“
    Diesmal hob David den Kopf und sah dem Polizisten direkt in die Augen.
    „Nein! Er war clean.“
    „Bist

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