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Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Titel: Kindertotenlied: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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erinnern, dass Sie mich ohne vorherige Aufhebung meiner Immunität nicht als Beschuldigten führen und vernehmen dürfen – und außerdem sollte ich wohl umgehend meinen Anwalt anrufen -, aber, um auf Ihre Frage zu antworten, nein, Commandant, ich habe sie nicht getötet: Ich habe Claire geliebt – und Claire hat mich geliebt.“
    „Hugo Bokhanowsky behauptet etwas ganz anderes. Er hat ausgesagt, Claire habe sich von Ihnen trennen wollen.“
    „Aus welchem Grund?“
    „Claire und Hugo waren ein Liebespaar.“
    Lacaze warf ihm einen erstaunten Blick zu.
    „Meinen Sie das im Ernst?“
    Servaz nickte. Er sah, wie ein Zweifel über das Gesicht des Abgeordneten huschte.
    „Dieser Junge phantasiert … Claire hat mir niemals von ihm erzählt. Und wir hatten gemeinsame Zukunftspläne …“
    „Trotzdem haben Sie mir das letzte Mal gesagt, sie sei dagegen gewesen, dass Sie Ihre Frau verlassen.“
    „Stimmt. Solange sie sich nicht ganz sicher war, was sie selbst wollte. Und wohl auch, solange Suzanne in … in diesem Zustand ist.“
    „Wollen Sie damit sagen, solange sie lebt ?“
    Ein schwarzer Schatten verschleierte die Augen des Politikers.
    „Lacaze, haben Sie Claire in letzter Zeit nachspioniert? Hatten Sie Zweifel an ihrer Treue?“
    „Nein.“
    „Wussten Sie von ihrem Verhältnis mit Hugo Bokhanowsky?“
    „Nein.“
    „Waren Sie am Freitagabend bei ihr?“
    „Nein.“
    Drei eindeutige Antworten.
    „Wo waren Sie am Freitagabend?“
    Wieder kehrte das Lächeln – und der leere Blick zurück.
    „Das … das kann ich Ihnen nicht sagen.“
    Lacaze sprach diese Wörter mit einem ironischen Lächeln aus, als wäre ihm plötzlich die Komik der Situation aufgegangen – ebenso wie ihre Ausweglosigkeit. Servaz seufzte.
    „Monsieur Lacaze, ich bitte Sie! Ich werde den Richter anrufen müssen, und er wird bestimmt die Aufhebung Ihrer Immunität beantragen, falls Sie nicht kooperieren. Sie sind dabei, Ihre Karriere zu ruinieren!“
    „Sie verstehen nicht, Commandant: Gerade wenn ich es Ihnen sagen würde, könnte ich meine Karriere begraben. So oder so bin ich erledigt.“
     
    Espérandieu hörte auf dem CD-Player seines Mégane das, was er persönlich für eines der zwei oder drei besten Rock-Alben des Jahres 2009 hielt, West Ryder Pauper Lunatic Asylum von Kasabian, und, gerade jetzt, den Song Fast Fuse, als auf der Beifahrerseite gegen die Scheibe geklopft wurde.
    Vincent stellte den Ton leiser und öffnete die Tür.
    „Wir müssen jemandem einen Besuch abstatten“, sagte Servaz, während er sich setzte.
    „Und Margot?“
    „Vor dem Eingang steht ein Einsatzfahrzeug der Gendarmerie.“ Servaz deutete auf das blaue Fahrzeug, das am Ende der von Eichen und einer Wiese gesäumten Allee am Straßenrand parkte. „Samira überwacht die Rückseite, und Margot hat Unterricht. Ich kenne Hirtmann. Wenn er zuschlägt, geht er keinerlei Risiko ein. Und vor allem nicht das Risiko, wieder in eine Zelle gesperrt zu werden.“
    „Und wohin fahren wir?“
    „Gib Gas!“
    Sie fuhren in die Stadt hinein, und Servaz lotste ihn langsam, aber sicher zu ihrem Ziel. Bei dem Gespräch mit Lacaze war seine ganze Zuversicht verflogen. Er konnte einfach nicht begreifen, wieso sich der Abgeordnete so hartnäckig weigerte zu sagen, wo er an jenem Abend gewesen war. Irgendetwas stimmte nicht. Er hatte gespürt, dass Lacaze gute Gründe hatte, auf seinem Standpunkt zu beharren. So verhielt sich niemand, der einen Mord begangen hatte.
    Aber vielleicht beherrschte Lacaze auch einfach nur dieses Spiel sehr gut. Schließlich war er Politiker, also Schauspieler und Lügner von Berufs wegen.
    „Hier ist es“, sagte Servaz.
    Das Studentenwohnheim befand sich auf einem der Hügel über der Stadt. Eine Reihe von fünf Gebäuden. Alle vollkommen gleich. Sie fuhren durch ein kleines Tor, vorbei an einem Schild mit der Aufschrift „Studentenstadt Philippe-Isidore Picot de Lapeyrouse“. Sie parkten unter den Bäumen, die Rasenflächen waren menschenleer. Im Unterschied zum Gymnasium von Marsac war das Studienjahr an der naturwissenschaftlichen Fakultät zu Ende, und die meisten Studenten waren bereits abgereist. Die Studentenstadt wirkte wie ausgestorben. Von außen machte das lange vierstöckige Gebäude mit seinen Reihen großer Fenster, die die Zimmer hell und angenehm machen mussten, einen recht edlen Eindruck, aber schon in der Eingangshalle wurde ihnen klar, dass etwas nicht stimmte. An den Wänden hingen Spruchbänder: „Wir zahlen

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