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Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Titel: Kindertotenlied: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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Bettrand und sah zu ihnen auf, während sie sich die blutige Stirn mit einem Zipfel ihres Tops abtupfte, wobei über ihren kleinen Brüsten ein blasslila BH zum Vorschein kam.
    „Und was wollt ihr ihm sagen?“
    „Wir müssen ihm ein paar Fragen stellen.“
    „ Ich bin Heisenberg.“
    Servaz und sein Mitarbeiter wechselten einen Blick. Einen Moment lang fragten sie sich, ob sie noch immer versuchte, sie hinters Licht zu führen, dann dämmerte Servaz, dass sie die Wahrheit sagte. Die Drogenfahnder hatten ihnen absichtlich verschwiegen, dass Heisenberg eine Frau war … bestimmt hatten sie sich schadenfroh die Überraschung und die Schwierigkeiten ausgemalt, die ihre beiden Kollegen erwarteten.
    „Selbst wenn ihr mich einbuchtet, werde ich eure Fragen nicht beantworten. Ich hab einen Deal mit euren Kollegen. Das ist sogar irgendwo aufgeschrieben.“
    „Dein Deal geht uns nichts an.“
    „Ach ja? Mann, tut mir leid, aber so läuft das nicht, Jungs. Ich red nur mit den Drogenfahndern. Ihr könnt mich nicht einfach so ausquetschen!“
    „Nun, sagen wir, dass sich die Spielregeln geändert haben. Ruf deine Kontaktperson an, wenn du Lust hast. Los. Ruf an. Frag … Wir wollen Antworten. Niemand hält seine Hand über dich. Du bist geliefert. Entweder du redest mit uns oder du wirst eingebuchtet.“
    Sie starrte sie mit ihren hellgrünen Augen an. Blufften sie vielleicht nur?
    „Ruf deinen Kontakt an“, forderte Servaz sie in weiteres Mal auf. „Nur zu!“
    Sie neigte den Kopf, gab sich geschlagen.
    „Was wollen Sie?“
    „Dir ein paar Fragen stellen.“
    „Zum Beispiel?“
    „Zum Beispiel: Ist Paul Lacaze einer deiner Kunden?“
    „Was?“
    „Paul La…“
    „Mein Spatz, ich weiß, wer Paul Lacaze ist. Meinen Sie das ernst? Glauben Sie, dass jemand wie der das Risiko eingehen würde, sich den Stoff bei mir zu beschaffen? Sie machen wohl Witze?“
    „Wer sind deine Kunden? Studenten?“
    „Nicht nur. Kleinbürger aus Marsac, schnieke Tussen, echte Kotzbrocken, aber mit viel Kohle, sogar Arbeiter – heute ist Rauschgift wie Golf: es wird zum Breitensport.“
    „Du hast bestimmt gute Noten in Soziologie, oder?“, spöttelte Espérandieu.
    Sie würdigte ihn nicht mal eines Blickes.
    „Wie läuft das ab?“, wollte Servaz wissen. „Wo versteckst du das Zeug?“
    Sie sagte es ihm. Heisenberg nahm die Dienste einer „Amme“ in Anspruch – so hieß im Polizei-Jargon jemand, der sich bereiterklärte, den Stoff bei sich zu lagern, meistens waren es ein oder mehrere Drogensüchtige, die für diese Gefälligkeit ein paar Dosen gratis erhielten. Heisenbergs Amme war keine Drogenkonsumentin: Es war eine betagte Dame von 83 Jahren, die allein in einem Einfamilienhaus wohnte und bei der sie einmal pro Woche vorbeischaute, um einen Schwatz zu halten.
    „Hast du eine Liste mit den Namen deiner Kunden?“, fragte Servaz.
    Sie sah ihn verdutzt an.
    „Was? Nein!“
    „Kennst du das Gymnasium von Marsac?“, fragte er.
    Sie warf ihm einen misstrauischen Blick zu.
    „Ja …“
    „Hast du Kunden unter den Schülern?“
    Sie nickte, ihre Augen funkelten herausfordernd.
    „Mmm.“
    „Was? Ich hab dich nicht verstanden.“
    „Nicht nur unter den Schülern.“
    Ein leichter Schauder durchrieselte Servaz.
    „Ein Lehrer? Von wo?“
    Sie lächelte kurz triumphierend.
    „Mhm, ein Lehrer. Aus Marsac. Vom Elite-Gymnasium. Da sind Sie platt, was?“
    Servaz sah ihr in die hellgrünen Augen und fragte sich, ob sie bluffte.
    „Wie heißt er?“, sagte er.
    „Sorry. Von mir erfahren Sie nichts. Ich verpfeife keinen.“
    „Ach ja? Und was ist mit den Drogenfahndern?“
    „So nicht!“, stellte sie trotzig klar, als hätten sie sie beleidigt.
    „Sagt dir der Name Hugo Bokhanowsky etwas?“
    Sie nickte.
    „Und David Jimbot?“
    Sie nickte wieder.
    „Wie heißt dieser Lehrer?“, bohrte er unbeirrt nach.
    „Das kann ich nicht bringen, Mann.“
    „Hör zu, ich hab´s satt … Du stiehlst mir hier meine Zeit … Die Drogenfahnder haben eine Akte über dich, die ist so dick wie die Bibel. Und diesmal wird der Richter keine Milde walten lassen. Ein kurzer Anruf von uns, und du wanderst in den Knast. Du wirst eine ganze Weile hinter Schloss und Riegel verbringen.“
    „Schon gut, es reicht, verdammt! Van Acker.“
    „Was?“
    „Francis Van Acker. So heißt er. Er unterrichtet … ich weiß nicht mehr genau was … am Gymnasium von Marsac. Ein Typ mit einem Spitzbärtchen, der sich für den Nabel der Welt

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