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Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Titel: Kindertotenlied: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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Frauenstimme:
    „Suzanne Lacaze.“
    Er runzelte die Stirn.
    „Guten Tag, Madame Lacaze, haben Sie gerade versucht mich anzurufen?“
    Ein kurzes Schweigen.
    „Ja …“
    Ihre Stimme war noch dünner als sonst. Und angespannt. Leise und gezerrt wie ein zum Zerreißen gespanntes Gummi. Servaz wusste nicht recht, wie er sich ihr gegenüber verhalten sollte, aber sie ließ ihm nicht die Zeit, sich darüber klar zu werden.
    „Es geht um meinen Mann.“
    Er spürte die Anspannung. Extreme Anspannung. Da stand ein Mensch im Begriff, etwas sehr Folgenreiches zu tun. Er spürte, wie sich sein Puls beschleunigte.
    „Ich höre.“
    „Er hat Sie neulich abends angelogen, was sein Alibi anlangt.“
    Servaz schluckte. Erneutes Schweigen.
    „Mein Mann war an dem Abend, an dem diese Frau umgebracht wurde, nicht zuhause. Und ich weiß nicht, wo er war. Falls nötig, werde ich diese Aussage vor einem Richter wiederholen. Und ich hoffe, dass Sie den finden, der das getan hat. Auf Wiedersehen, Commandant.“
    Sie hatte aufgelegt. Er atmete langsam aus. Er musste einige Anrufe tätigen. Er dachte daran, was für ein Gesicht der Staatsanwalt von Auch ziehen würde, und plötzlich spürte er, dass sich der Nebel allmählich lichtete.

31
     
    Heisenberg
    Servaz mochte dieses Gefühl, dass er sich dem Ziel näherte, dass die Puzzleteile begannen, sich allmählich ineinanderzufügen. Das Schlagen einer Marschtrommel in seiner Brust. Ein Atemzug. Eine Kavalkade. Das Tosen des Sieges. Mit durchgetretenem Gaspedal raste er über die Autobahn; die Luft war so heiß, dass sie unter dem blassblauen, milchigen Himmel wie eine Fata Morgana am Horizont flirrte.
    Er dachte wieder an Santos, an seine Vorladung. Wenn er diesen Fall zügig aufklärte, müsste das Dezernat Interne Ermittlungen das berücksichtigen und ihm entgegenkommen. Aber was würde passieren, wenn er den Medienliebling, den künftigen Herold der Regierungspartei, ausgerechnet den, den man eben nicht anrühren sollte, in den Knast brachte? Würden sie es ihn nicht büßen lassen? Oh doch! Und mit diesem Vorfall in der Tiefgarage hatte er ihnen seinen Kopf auf einem Tablett serviert … Aber in der nächsten Sekunde war ihm das alles auch schon egal. Es blieb nur das prickelnde Gefühl des Jägers, dem ein Fuchs in die Drahtschlinge gegangen war.
     
    Der Fuchs sah ziemlich mitgenommen aus. Der Boxer neulich schien schwer angeschlagen zu sein. K.O. Trotzdem deutete er das Lächeln an, auf das er sich so ausgezeichnet verstand, nur dass es diesmal zu einer Grimasse gefror, die nicht bis an die Augen reichte. Er hatte Servaz zugehört, ohne zu protestieren, der Verrat seiner Ehefrau hatte ihm nicht die geringste Regung entlockt.
    „Sie waren doch auch in der Khâgne von Marsac, Commandant“, sagte der Abgeordnete. „Das haben Sie mir doch selbst gesagt, oder nicht? Erinnern Sie sich noch an den Latein- und Griechischunterricht? Das waren meine Lieblingsfächer … Mit dem Wahlfach Theaterwissenschaft.“ Servaz dachte an Margot. Lacaze spielte mit einem Brieföffner, er prüfte die Spitze mit der Kuppe des Zeigefingers. „Dann ist Ihnen doch gewiss das Wort Hybris ein Begriff …“
    Servaz antwortete weder ja noch nein, er rührte sich nicht, er starrte Lacaze einfach nur an. Schon wieder einer dieser Machtkämpfe unter Männern, und mit der immer gleichen Frage: Wer hatte den Längsten, wer pinkelte am weitesten? Aber diesmal wusste Lacaze, dass er verloren hatte, er versuchte nur noch sein Gesicht zu retten.
    „Derjenige, der sich allzu weit über die anderen erheben wollte, zog die Eifersucht und den Zorn der Götter auf sich. Es sieht so aus, als hätten die Götter in meinem Fall meine Frau zum Werkzeug ihrer Rache auserkoren … Die Frauen sind wirklich unberechenbar.“
    In diesem Punkt war Servaz der gleichen Meinung wie Lacaze – aber er ließ es sich nicht anmerken.
    „Hat Ihre Frau mir die Wahrheit gesagt?“, fragte er in einem leicht feierlichen Tonfall.
    Sie saßen wieder in dem ultramodernen Haus dieses noblen Villenviertels tief im Wald. Auf die Bitte von Lacaze, den Servaz im Rathaus angerufen hatte, hatten sie sich hier verabredet. Aber diesmal war seine Ehefrau unsichtbar. Die Sonne drang durch die Vertikalstores vor den großen Glasscheiben und überzog die ebenholzgetäfelten Wände, die mit offiziellen Fotos des Hausherrn behängt waren, mit einem Streifenmuster.
    „Ja.“
    „Haben Sie Claire Diemar getötet?“
    „Ich muss Sie wohl daran

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