Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Titel: Kindertotenlied: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
Vom Netzwerk:
Sie.“
    Er sah, wie sich die Miene des Journalisten verdüsterte.
    „Ich warne Sie: Schon morgen wird ein Artikel in La République erscheinen. Sind Sie sicher, dass Sie keine Erklärung abgeben wollen?“
    „Raus!“
    „Das sieht schlecht aus“, sagte Espérandieu, nachdem er verschwunden war.
    „Lass uns weitersuchen.“
    Die folgenden Artikel bezogen sich auf den Freispruch des Fahrers aus Mangel an Beweisen. Mit der Zeit wurden die Artikel zu dem Thema immer seltener. Eine Nachricht jagte die andere. Hin und wieder rief ein - immer kürzerer - Beitrag das Drama in Erinnerung, wenn ein neues Element auftauchte. So etwa in dem folgenden Artikel:
     
    Traurige Ironie des Schicksals: Der Leiter der Einsatzkräfte, die die Kinder aus dem Unglücksbus bargen, ertrinkt in der Garonne.
     
    „Man könnte meinen, der Sensenmann aktualisiert seine Konten“, bemerkte Espérandieu weise.
    Aber bei Servaz blinkten alle Alarmlampen auf, als er den Artikel querlas:
     
    Vergangene Nacht verunglückte einer der Akteure des Dramas von Néouvielle unter Umständen, die auf seltsame Weise an den Tod erinnern, vor dem er letztes Jahr andere bewahren konnte. Die Ermittlungen stehen zwar noch ganz am Anfang, aber offenbar lieferte sich der Einsatzleiter der Rettungskräfte bei dem Busunglück im Juni letzten Jahres am Stausee von Néouvielle (bei dem Unfall waren 17 Kinder ums Leben gekomamen), eine Schlägerei mit einer Gruppe Obdachlose auf dem Pont-Neuf in Toulouse. Nach Aussage eines Zeugen, der das Geschehen aus der Ferne mitansah, seien die vier Obdachlosen und ihr Opfer wegen Zigaretten in Streit geraten, und dann sei „die Sache sehr schnell eskaliert“. Die Obdachlosen schlugen den Einsatzleiter zusammen und warfen ihn von der Brücke. Sein Leichnam wurde geborgen, nachdem der Zeuge die Polizei verständigt hatte, aber es war zu spät, da das Opfer beim Sturz gegen die Brückenpfeiler geprallt war. Nach den Tätern wird intensiv gefahndet. Bertrand Christiaens, 51, war vor knapp einem Monat nach Toulouse versetzt worden.
     
    „Mist!“, stieß Servaz hervor und sprang auf. „Ruf im Dezernat an! Ich will, dass sich alle sofort dahinterklemmen! Erstellt eine Liste aller Personen, die unmittelbar oder mittelbar an diesem Drama beteiligt waren, und jagt sie durch sämtliche Datenbanken! Sag ihnen, es eilt, die Presse hat schon Wind von der Sache! Sag ihnen, wir haben die Journalisten am Hals!“
     
    Als sich Irène Ziegler in den Rechner in ihrem Büro eingeloggt hatte, brauchte sie weniger als drei Minuten, um die Identität des Fahrzeugeigentümers zu ermitteln, dessen Kennzeichen ihr Drissa Kanté genannt hatte. Und kaum zwei weitere, um seinen Beruf herauszufinden.
    „Zlatan Jovanovic, Privatdetektei. Observationen/Überwachungen/Ermittlungen. Täglich rund um die Uhr für Sie da. Amtlich registriert.“
    Wohnhaft in Marsac …
    Irène ließ sich in ihren Sessel zurücksinken, während sie den Bildschirm betrachtete. Marsac … Gingen sie etwa von einer falschen Hypotehes aus? War es nicht Hirtmann, der den Detektiv dafür bezahlt hatte, Martin auszuspionieren? Ein Detektiv in Marsac … Martins Ermittlungen konzentrierten sich auf Marsac. Sie sah auf die Uhr. Sie hatte einen Termin am Landgericht. Ein Fall von häuslicher Gewalt, in dem sie als Zeugin aussagen sollte. Danach wurde sie im Büro des Kompaniechefs erwartet. Mindestens zwei Stunden, die sie verlieren würde. Eher mehr. Anschließend würde sie nach Marsac fahren, um diesem Zlatan einen Besuch abzustatten.
    Sie hatte keine richterliche Verfügung, aber sie würde sich schon irgendetwas einfallen lassen.
    Sie stand auf und griff nach ihrer Mütze, streifte ein paar Schuppen von ihrem Uniformhemd ab. Auf einem Poster an der Wand waren ein Gendarm und eine Gendarmin abgebildet, die für den Ruhm der Gendarmerie posierten. Mannequins, die offensichtlich von einer professionellen Agentur ausgewählt worden waren. Sie sahen aus wie Barbie und Ken. seufzend schlug Ziegler die Augen auf ihre Uniform nieder.
     
    „Das ging ruck zuck“, sagte Pujol am Ende der Leitung. „Der Busfahrer, Joachim Campos, stand in der Datenbank der gesuchten Personen.“
    Servaz spürte, wie ihm das Adrenalin durch die Adern schoss.
    „Warum das?“
    „Spurlos verschwunden. Am 19. Juni 2008.“
    Sein Herz pochte. Der Einsatzleiter war im Juni 2005 in den Fluss gestürzt worden, ein Jahr nach dem Drama. Der Busfahrer war 2008 spurlos verschwunden. Claire Diemar war im Juni

Weitere Kostenlose Bücher