Kindheit bei Scientology: Verboten (German Edition)
aus dem Raum hört, hat aber für sich sofort die entsprechende Argumentation parat: Sie kann ihm nicht helfen, da muss er bzw. sein Wesen allein durch.
Die Vorbereitung auf scientologische »Bildung«
Wie für Erwachsene im Scientology-System ist es auch für Kinder unumgänglich, die Praxis zu erlernen, um später mit sich selbst und anderen entsprechend agieren zu können. Von Anfang an wird der Mensch, also auch die Kinder, auf persönliche Defizite gepolt. Dabei spielt bei Kindern eine entscheidende Rolle, dass sie gemäß »Kinder-Dianetik« quasi als »psychisch krank« definiert werden. So findet sich im genannten Buch die Äußerung:
»Es ist nicht überraschend, dass Kinder Ähnlichkeit mit Psychotikern und Schizophrenen zu haben scheinen.«
(Hubbard, Lafayette Ronald: Kinder-Dianetik, Kopenhagen 1983, S. 76)
Davon ist das Prinzip von Scientology abzuleiten, gewissermaßen als Basis des gesamten Gerüsts, das für jede Person, ganz gleich welchen Alters, gilt: Eine »Heilung« des kranken Gehirns durch Dianetik und Scientology ist nur durch die Einhaltung der Regeln erreichbar.
Jeder, der es mit der Scientology-Organisation zu tun bekommt, hat Einstiegskurse zu absolvieren. Ein klassischer Kurs ist der so genannte »Kommunikationskurs«. Da die Lehre besagt, dass Missverständnisse über fehlende Kommunikation geklärt werden müssen, ist dies natürlich selbstverständlich auch für Kinder gültig. Sie erwartet der »Komm-Kurs«. Dieser beinhaltet die Übung, sich regungslos gegenüberzusitzen und in die Augen zu sehen. Kein Zwinkern, keine Regung ist erlaubt, sonst beginnt die Prozedur von vorne. Solche Übungen, die – wie schon erwachsene Personen schildern – Stress erzeugen, werden also auch mit Kindern praktiziert. Wie eben alles, was auf dem Weg zum funktionierenden Scientologen notwendig ist.
»Der Komm-Kurs war für mich die Einstiegsdroge in Scientology. (…) Einige Übungen musste ich mit einem elf- bis zwölfjährigen (!) Jungen machen, der während dieser unmenschlichen Übungen kurz vorm Weinen war.«
(Karl-Heinz Schneider, Der kosten-, aber nicht folgenlose Scientology-Test,
Ev. Presseverband Bayern e. V., veröffentlicht auf:
http://www.ingo-heinemann.de )
So wird den Eltern in den Kursmaterialien nahegelegt, was mit ihren Kindern zu passieren hat. Sobald jedoch ein Kind sprechen kann, enthält das »routinemäßige Kinder-Prozessing« bereits folgende Übung, die als besonders Erfolg versprechend angepriesen wird:
»Wo ist die/das …? Es werden Gegenstände wie ›Tisch‹, ›Stuhl‹ und andere (außer dem Körper) im Zimmer eingesetzt. Das Kind betrachtet bei korrekter Antwort dieses zunächst als Sprach-Test und ist ganz stolz auf seinen Erfolg. Der Prozess bringt gelegentlich von Verlusten herrührende Gramladungen zum Verschwinden.«
(Einführungs- und Demonstrationsprozesse & Assists 1983,
Abschnitt Techniken für Kinder-Prozessing, S. 185)
Mit diesen Übungen ist es jedoch nicht getan. Bei Kindern werden die gleichen »Materialien« empfohlen und eingesetzt wie bei Erwachsenen, speziell auch beim »Auditing«.
Die Anwendung der Praktiken schon an Kleinkindern ist nicht nur Theorie. Im Zusammenhang mit einer Diskussion um einen von Mitgliedern der Organisation eingerichteten Kindergarten wurde im Radio über diese Einrichtung berichtet:
»In einem scientologischen Kindergarten können Kinder nach Aussage einer Sprecherin schon ›sehr früh‹ – bevor sie sprechen können – ›einfache Hilfen‹ erfahren. Dieses im Zusammenhang mit Scientology beweist, dass die Kinder von Anfang an eine andere Sprache, andere Wortinhalte lernen als die allermeisten anderen Kinder. (…)«
(Gespräch in »Klassik-Radio« am 24. 7. 1992)
Schon bei einem kleinen Kind werden die so genannten »Rückrufprozesse« eingesetzt. Das Löschen der Engramme muss früh beginnen.
So hat auch der kleine Edwin seine Lektionen zu lernen. In der Sammlung für Einführungsprozesse mit entsprechenden Kinder-Übungen wird folgende Empfehlung gegeben:
»Mit einigem Erfolg können an Kindern die Selbstanalyse-Rückrufprozesse auf der vorletzten Seite des Buches SELBSTANALYSE auditiert werden. Für die ganz Kleinen muss man sie umformulieren.«
(Hubbard, Lafayette Ronald: Selbstanalyse, Kopenhagen 2001, S. 221)
Zurück zu Edwin: Da sitzt er nun, der Kleine, die Dosen des Hubbard-E-Meters in der Hand. Ihm gegenüber eine Person, die er vielleicht vom Sehen kennt. Seine
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