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Kindheit bei Scientology: Verboten (German Edition)

Kindheit bei Scientology: Verboten (German Edition)

Titel: Kindheit bei Scientology: Verboten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Caberta
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(Frage 13). In der 18. Frage schließlich geht es um irgendwelche Gerüchte/Gerede (rumors), die Edwin möglicherweise mitbekommen hat. Er soll den Inhalt des Gerüchts aufschreiben und natürlich auch, von wem er dieses alles gehört hat.
     
    Die letzten für den Sicherheitschef interessanten Fragen beschäftigen sich dann mit eventuell »kritischen Geistern«. So die Frage Nr. 26:
    Do you know of any organisation or individuals who do not agree with Saint Hill, Dianetics, Scientology?
    (Kennst du eine Organisation oder Personen, die mit Saint Hill, Dianetik oder Scientology nicht einverstanden sind?)
    Und in diese Frage tappt unser Edwin hinein, denn er überlegt lange und versucht, die Sache ein wenig zu umschreiben. Was er fürchtet, ist, dass inzwischen sein Vater weder mit Saint Hill noch mit Dianetik noch mit Scientology einverstanden ist. Edwin beantwortet die Frage schließlich doch mit »Nein«, denn er weiß es ja nicht wirklich… Er hat Respekt vor dem Sicherheitscheck am E-Meter und dem Auditor. Denn dass das E-Meter alle Gedanken lesen kann, ist für ihn schon lange selbstverständlich.
    Dass Edwin mit der Beantwortung all dieser Fragen für den Sicherheitschef praktisch zum Spitzel ausgebildet wird, ist ihm völlig unklar. So gibt er Auskunft über seine mit ihm arbeitenden scientologischen Freunde, aber auch über die in Saint Hill für Kurse eingeschriebenen so genannten »publics« (gemeint sind die Nicht-Scientologen). Und so gelangt er schließlich zur letzten Frage, Frage 29:
    29. Are there any other points that you would like to communicate?
    (Gibt es noch andere Punkte, über die du kommunizieren möchtest?)
    (Alle Fragen zitiert aus: Sea-Organisation,
CLO UK Ethics Order 1422 vom 8. Januar 1996)
    Edwin hat Pflichtbewusstsein gelernt und macht in seiner Antwort auf diese Frage seinem Ärger über einen neunjährigen Jungen Luft, der ihm mit seinem ewigen Weinen schon länger aufgefallen ist. Was mit diesem Kind, das immer weint, anschließend passiert, ist Edwin allerdings egal. Er registriert lediglich, dass der kleine Junge sich nicht mehr in seiner Nähe aufhält.

Vorbilder
     
    Es gab Kinder und Jugendliche in der »Sea-Org«, von denen man hörte, dass sie etwas ganz Besonderes seien. Nicht nur Edwin traute sich bei Begegnungen mit ihnen nicht, sie anzusprechen, nicht einmal dann, wenn sie wesentlich jünger waren als er selbst. Einer seiner Zimmergenossen hatte ihm fast ehrfurchtsvoll erzählt, dass ein Junge bei CMO ist. Ja, Edwin verstand. Dieser Junge würde demnächst in die USA gehen, endgültig zur CMO. Manchmal war er etwas neidisch, denn er wünschte sich, ebenso respektvoll behandelt zu werden. Und außerdem in die USA … ins »Zentrum«. Davon träumte er manchmal, denn es wurde doch immer wieder leise und hinter vorgehaltener Hand darüber gesprochen, dass dort in den Sea-Org-Abteilungen in Clearwater/Florida oder in Los Angeles die endgültige Ausbildung für Führungskräfte stattfinde.
     
    Das, wovon Edwin und seine Zimmergenossen träumten, hat in der Scientology-Organisation einen besonderen Status: die »Commodore’s Messenger Org International«, abgekürzt CMO. Die Bedeutung dieser Einheit wird in der offiziellen Darstellung der Organisation beschrieben, allerdings ohne den Zusatz, dass für diese Einheit auch Kinder und Jugendliche angeworben werden.
    »Die CMO ist der Durchsetzungs- und Ausführungszweig des Watchdog-Comittees (WDC) (nach eigenen Angaben der Scientology die höchste ekklesiastische Autorität, d. Verf.). Wenn das WDC einer Managementgruppe eine Anweisung gibt, dann verifiziert die CMO, während man von der Gruppe erwartet, dass sie sie befolgt, die Tatsache, dass Befolgung geleistet wird. (…) Die CMO Gruppen bilden ein paralleles Netzwerk, das von den Management Linien autonom ist. Es berichtet dem Watchdog Committee und setzt dessen Anordnungen durch, so dass der Zweck WDC erfüllt wird, nämlich Management Gruppen aufzubauen und dafür zu sorgen, dass sie managen.«
    (Church of Scientology International [Hrsg.]:
Die Führungskanäle der Scientology, Clearwater 1988, Seite 10)
    Das Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg beschreibt die CMO folgendermaßen:
    »Die ›Commodore Messengers Org‹ (CMO) ist eine Art Kadettenanstalt in den USA, in der Kinder und Jugendliche auf künftige Führungsaufgaben vorbereitet werden. (…) Hinweisen zufolge versuchten ›Sea-Org Recruiters‹ auch schon in Baden-Württemberg, jugendliche

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