Kindheit bei Scientology: Verboten (German Edition)
Wortklärungs-Serie 64RA, Das missverstandene
Wort definiert, 30. Juli 1983, a. a. O., S. 7)
Endlich, endlich hatte Edwin es geschaf. Auch der so genannte »Check-out« ging problemlos. Schnell lief er seine neue Freundin suchen. Wo mochte sie nur stecken? Er wollte ihr doch unbedingt sagen, dass er wusste, welches hohe »ARK« (laut Hubbard das »magische Dreieck«, A steht für Affinität, R für Realität und K für Kommunikation) die beiden verbindet. Denn wenn alle drei Komponenten bei einer anderen Person passen, dann hat man ein gutes ARK, man versteht sich und erfüllt die Grundvoraussetzung für ein glückliches Zusammenleben.
Auf die Idee, dem jungen Mädchen einfach zu sagen: »Ich mag dich«, kam Edwin natürlich nicht. Aber das würde auch nicht reichen, denn er weiß, was Affinität bedeutet. Es ging hierbei nicht einfach darum, jemanden zu mögen, sondern um Folgendes:
»Affinität ist die harmonische Koexistenz von zwei Dingen oder zwei Teilen mit derselben Energie.«
(Hubbard, Lafayette Ronald: Scientology –
Eine neue Sicht des Lebens, Kopenhagen 1997, S. 30)
Doch wenig später erfuhr Edwins erste zarte Zuneigung zu einem Mädchen ein plötzliches Ende. Und das, obwohl die beiden sich jeden Tag sahen und Edwin sich ziemlich sicher war, dass seine »ARK-Empfindungen« auf der Gegenseite angekommen waren. Als er eines Tages nach Hause kam, empfing ihn seine Mutter mit vorwurfsvollen Blicken. Sie hatte Post bekommen. Irgendjemand meinte, festgestellt zu haben, dass Edwin nicht mehr die Fortschritte machte, die man von ihm erwartete. Seine Mutter sollte nun darlegen, was sie in der »2D-Angelegenheit« (scientologisch für Beziehung) ihres Sohnes zu tun gedenke. In dem Schreiben war die Rede von »gro ßen Problemen bei Edwin«, weil durch seine Gedanken an die Freundin seine Aufmerksamkeit nachgelassen hatte. Der Vorwurf lautete, Edwin könne darüber nicht richtig kommunizieren.
Edwin wies diesen Vorwurf energisch zurück, doch spürte er selbst auch, dass er zu häufig an das Mädchen dachte und abgelenkt war. Auf den Vorwurf seiner Mutter: »Ich weiß nicht, welche Spiele du spielst«, erwiderte er heftig, dass sie sich um ihren eigenen Weg kümmern solle, denn er wisse schließlich, was los sei. Bevor es zu weiteren Problemen zwischen Mutter und Sohn und anderen involvierten Personen der Scientology-Organisation kam, löste sich das Problem von selbst: Die Familie mit der kleinen Tochter zog fort, in die USA. Edwin würde das Mädchen wohl nicht wiedersehen.
Worauf Edwin mit seiner Antwort in dieser Situation anspielte, war genau das, wonach er erzogen wurde. Seine Mutter hatte es wieder und wieder gelesen und selbst auch danach gehandelt:
»Das Kind hat Ihnen gegenüber eine Pflicht. Es muss fähig sein, für Sie zu sorgen – nicht nur zum Schein, sondern wirklich, und Sie müssen die Geduld aufbringen, sich in unbeholfener Art betreuen zu lassen, bis das Kind es durch bloße Erfahrung, nicht durch Ihre Anweisungen, lernt, wie man es gut macht. Für das Kind sorgen? Unsinn. Es hat wahrscheinlich eine bessere Vorstellung von der unmittelbaren Situation, als Sie es haben.«
(Hubbard, Lafayette Ronald: Scientology –
Eine neue Sicht des Lebens, Kopenhagen 1997, S. 73)
Mutter ist stolz
Endlich, einige Zeit später, beim zweiten Versuch, hat es dann funktioniert. Edwin hat alle Sicherheitschecks geschaf, in England. In Saint Hill.
In der Nähe von London liegt das nach den Zentralen in den USA für die Scientology-Organisation bedeutendste Areal. Der Begriff »Saint Hill« ist etwas ganz Besonderes bei den Scientologen. Zum einen ist es die Abkürzung für das Scientology-Gelände in East Grinstead, Sussex, zum anderen aber bezeichnet es intern eine besondere Größe für andere Organisationseinheiten. In den Beschreibungen dieses für Scientologen beinahe anbetungswürdigen Ortes kommt die Ehrfurcht zum Ausdruck:
»Ein Großteil dessen, was wir heute in Scientology haben – technisch und organisatorisch – ist ein Erbe der Scientology Kirche in Saint Hill in East Grinstead, Sussex. In den Jahren 1959 bis 1966, als L. Ron Hubbard hier gelebt hat, war sie Schauplatz einiger wesentlicher historischer Ereignisse der Scientology Religion. ›Es war in Saint Hill, wo unser Wachstum begann‹, schrieb L. Ron Hubbard später. ›Von hier wurden die oberen Säulen der Freiheit und Fähigkeit herausgegeben.‹«
(Hubbard, Lafayette Ronald: Was ist Scientology?
Weitere Kostenlose Bücher