Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kindheit bei Scientology: Verboten (German Edition)

Kindheit bei Scientology: Verboten (German Edition)

Titel: Kindheit bei Scientology: Verboten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Caberta
Vom Netzwerk:
eine Trennung verbunden.
     
    Damit auch kein Zweifel besteht, dass die entsprechende Person den Kontaktabbruch wirklich zu vollziehen hat, wird im Kursmaterial noch einmal deutlich darauf hingewiesen, dass die Person aufgrund ihrer Schwierigkeiten mit »Unterdrückern« selbst als eine potentielle Schwierigkeitsquelle (potential trouble source, PTS) gilt. Hiermit erschwert sie zusätzlich selbst den Weg in Scientology, und nicht nur das, die Gegenkräfte, die unterdrückerischen Personen, werden gar gefördert, wenn die Trennung nicht vollzogen wird:
    »Darin zu versagen oder sich zu weigern. die Verbindung mit einer unterdrückerischen Person abzubrechen, versagt der PTS-Person nicht nur den Fallgewinn, sondern es unterstützt auch den Unterdrücker – dies ist in sich selbst eine unterdrückerische Handlung und muss als solche bezeichnet werden.«
    (PTS/SP Kurs, Kopenhagen 2001, S. 246)
    Wer also den Richtlinien gemäß die Trennung von der geliebten Person nicht einsehen will, der wird schnell selbst zum Gegner, zum »Unterdrücker«, was dann von anderen Mitgliedern der Organisation die Trennung wiederum von dieser Person zur Folge hat. Der Druck durch derartige Verhaltensregeln ist verständlicherweise sehr groß. Die Angst vor Ausgrenzung und Isolation im sozialen Umfeld lässt sicherlich viele eher die Trennung vollziehen. Besonders gravierend sind solche Verhaltensmuster immer dann, wenn die gesamte Familie bei Scientology aktiv ist.
     
    Und genau in diese Situation gelangt Edwins Familie. Der Vater, tätig in einem der Scientology-Organisation zuzurechnenden Unternehmen, hat Probleme mit seinem Vorgesetzen bekommen. Er hat sich darüber beschwert, dass Gelder für Kurse, die er in der örtlichen Scientology-Einrichtung absolviert hat, direkt von seinem Gehalt abgezogen wurden. Außerdem waren ihm Unregelmäßigkeiten in der Buchhaltung aufgefallen. Pflichtgemäß, als gut funktionierender Scientologe, hat er darüber »Wissensberichte« geschrieben und die zuständige Ethikabteilung informiert. Edwins Vater fühlt sich absolut im Recht. Allerdings kann er nicht erkennen, dass irgendjemand seine Bedenken ernst nimmt. Sein Ärger ist so groß, dass er mit seinen nicht-scientologischen Schwiegereltern darüber spricht. Das allein ist schon ein scientologisch, sagen wir mal, nicht ganz korrektes Verhalten. Denn laut Regeln ist tunlichst alles intern zu lösen. Bei diesen Gesprächen hat Edwins Vater dann zusätzlich festgestellt, dass der bisherige Weg in der Organisation ihn eigentlich nicht zu seinem Ziel geführt hat. Die Eltern seiner Frau bestärken ihn und geben ihm unter anderem den Rat, wegen der Auffälligkeiten in der Buchhaltung das zuständige Finanzamt zu informieren – quasi auch als Selbstschutz, falls dort irgendwann etwas Gravierendes entdeckt werden sollte. Das war der nächste, nicht scientologisch konforme Schritt mit Konsequenzen. Edwins Vater erzählt seiner Frau von seinen Problemen, da er davon ausgeht, dass sie ihn als Ehefrau unterstützt und versteht. Dem ist allerdings nicht so. Seine Frau schreibt einen detaillierten Bericht, und es kommt, wie es kommen muss: Der »PTS-SP-Kurs« ist erforderlich – mal wieder.
     
    Edwins Mutter ist absolut genervt, denn schon öfter hat sie wegen ihrer Eltern dorthin gemusst. Bisher hatte sich die Situation immer bereinigen und beruhigen lassen, zum endgültigen Bruch war es bislang noch nicht gekommen – doch nun das. Sie kommt nicht auf den Gedanken, dass ihr Mann vielleicht Recht haben könnte, sie sucht zusätzlich bei sich selbst die Schuld, sich nicht längst von ihren Eltern zurückgezogen zu haben. Nun hat sie jedoch eine Erklärung dafür, warum sie immer wieder Probleme in den verschiedenen Kursen hat. Sie muss das nun alles endgültig regeln.
    Edwins Vater jedoch will weder einen weiteren »PTS/SP«-Kurs machen, noch will er überhaupt das Scientology-Gebäude noch einmal betreten. Er hat seinen Ausstieg bereits beschlossen. Besser spät als nie. Hinzu kommt, dass er dem Rat der Schwiegereltern gefolgt ist, eine Beratungsstelle aufgesucht und sich auch einen Rechtsanwalt genommen hat. Dieser soll versuchen, seine noch ausstehenden Gelder von der Organisation zu bekommen.
     
    Sohn Edwin ist in England und bekommt die Entwicklung erst mit, als der Vater die Scheidung einreicht und das Sorgerecht für Edwin beantragt. Nun wird es schwierig. Mit dem Vater zu sprechen, ist ihm verboten, da sein Vater offiziell zum »Unterdrücker«

Weitere Kostenlose Bücher