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Kindheit bei Scientology: Verboten (German Edition)

Kindheit bei Scientology: Verboten (German Edition)

Titel: Kindheit bei Scientology: Verboten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Caberta
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erzählten Erfahrungen durchaus wahr sein können.
    »Es ist von großer Bedeutung, dass ehemalige Mitglieder über ihre Erfahrungen in Scientology berichten. (…) Dies hilft, die realen Hintergründe und Mechanismen zu erfahren, um so das tatsächliche Erfahrungspotential einer Organisation einschätzen zu können. (…) Der Austritt aus Scientology ist vielfach ein schwieriger Weg. Es ist für Außenstehende kaum vorstellbar, was im Inneren eines Menschen geschieht, wenn er nach so langer Zeit erkennt, welcher Organisation er den größten Teil seines Lebens gewidmet hat. Man muss sich vorstellen, dass der Ausstieg aus Scientology meist den Verlust des gesamten sozialen Netzes zur Folge hat. Nur, wer es selbst erlebt hat, weiß, dass es unheimlich viel innere Kraft und Mut erfordert, sein gesamtes Leben neu zu organisieren und einen neuen Platz in der Gesellschaft zu finden.«
    (Handl, Wilfried: Scientology: Wahn und Wirklichkeit.
28 Jahre in einer Psychosekte, Wien 2005, S. 4)
    Diese Aussagen betreffen einen erwachsenen Menschen, der Jahrzehnte in der Organisation verbracht hat. Welche Chancen haben dann die in der Organisation aufgewachsenen Kinder, sich zu lösen? Welche Wege gibt es für sie, und was erwartet sie nach ihrem Ausstieg, sollte er denn gelingen?
     
    In den folgenden Kapiteln werden einige Ausstiegsversuche geschildert, die Menschen erlebt haben, die schon als Kinder durch ihre Eltern zu Scientologen wurden. An unserem Beispiel des Jungen Edwin werden die unterschiedlichen Versuche geschildert, die mir bekannt sind. All diese »Gehversuche« zurück in die reale Welt waren mit großen Problemen verbunden. Einige sind geglückt, andere gescheitert. Es bleibt die Hoffnung, dass es auch zukünftig weiteren Menschen gelingt, den Absprung zu schaffen und irgendwann ein selbstbestimmtes, glückliches Leben führen zu können.

Ausstiegsversuch – Beispiel 1
     
    Edwin, inzwischen fast 16 Jahre alt – und nach wie vor noch tätig in Saint Hill, hat immer wieder andere Probleme bekommen. Einmal hatte er Fieber, und er musste in seinem Etagenbett bleiben, da Krankheit ja auf ein Fehlverhalten hindeutet. Ihm ging es schlecht, und die anderen sprachen kaum mit ihm. Dieses war wieder einmal eine Situation, in der er Heimweh hatte. Wenn doch seine Mutter kommen und ihn abholen oder wenigstens so lange bleiben könnte, bis es ihm besser ging. Aber Edwin hatte verinnerlicht, dass das eine Illusion bleiben würde. Doch irgendwie war durch diese Situation in ihm erstmalig ein leiser Widerstand geweckt, und er stellte sich die Frage, ob es wirklich richtig war, was dort in Saint Hill so alles passierte.
     
    Ein weiteres Ereignis, das er auf seinem »Posten« im Kommunikationsbüro mitbekommen hatte, gab einen zusätzlichen Auslöser. Eine jüngere »Kollegin« hatte sich wohl verliebt und das auch nicht geheim gehalten. Edwin fand das ganz in Ordnung, da anscheinend auch der junge Mann Interesse für das Mädchen zeigte. Aber es war nicht vorgesehen, dass so etwas passierte. Edwin hatte von einem Schriftwechsel mit der Mutter des Mädchens erfahren, in dem bemängelt wurde, dass die Aufmerksamkeit des Mädchens nicht mehr gegeben war und die »2-D-Sache« geregelt werden müsste. Einige Zeit später erfuhr Edwin dann, dass das Mädchen nicht mehr in Saint Hill bleiben durfte. Anscheinend hatte sich das Problem nicht regeln lassen. Edwin hatte natürlich auch einen Bericht geschrieben, denn er war wie alle anderen verantwortlich dafür, dass keine Probleme im Ablauf seiner Abteilung auftraten. Aber als das Mädchen dann weg war, machte er sich plötzlich Gedanken. Er wusste, dass er diese Gedanken eigentlich nicht haben durfte, aber er konnte sich doch nicht dagegen wehren.
     
    Sein Bedürfnis, darüber mit jemandem außerhalb der »Sea-Org« zu sprechen, wurde immer stärker. Seine Mutter, das wusste er, kam für ein Gespräch nicht in Frage, sie würde es verurteilen. Aber sein Vater vielleicht. Doch dort bestand das Problem der Erklärung zum »Unterdrücker«. Edwin hatte ein schlechtes Gewissen und auch Angst, doch zog es ihn irgendwie nach Hause. Da er jedoch nicht einfach die »Sea-Org« verlassen konnte, brauchte er eine Begründung, er musste den »Sicherheits-Check« überstehen, und Geld brauchte er auch, um nach Deutschland zu kommen.
     
    Edwin beschließt nun, einen Bericht (einen Antrag auf Urlaub sozusagen) zu verfassen, dass er sich Sorgen um seine Mutter mache und sie sehen möchte. Er bittet

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