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Kindsköpfe: Roman (German Edition)

Kindsköpfe: Roman (German Edition)

Titel: Kindsköpfe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kriss Rudolph
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ihn die Angst vor dem 12.Juli. Ob auch Oliver sich noch fürchtete, wusste er nicht; immerhin hatte der sein Ziel erreicht und musste nächste Woche nicht kinderlos vierzig werden.
    Niklas schob den Gedanken beiseite. Er hatte im Internet einen netten Architekten aus Zürich aufgetan, mit dem er gelegentlich chattete. Da Ludger ein ähnlich intensives Arbeitspensum hatte wie er, war es noch nicht zu einem Treffen gekommen. Aus verschiedenen Gründen hatte Niklas auch keine Eile damit gehabt. Doch nun hinterließ er ihm auf der Flirtseite eine kurze, aber bedeutungsvolle Nachricht.
    Ich denke an dich .
    Er trug den Kundentermin für den 12. in seinen Kalender ein und war froh, dass er nun nicht mehr auf dumme Gedanken kommen konnte. Da er im Moment nicht mal mit intelligenten dienen konnte, beschloss er, eine Pause einzulegen. Im Garten leinte er Fidel an und nötigte ihn zu einem Spaziergang. Der Hund war nie besonders scharf auf Bewegung und schien sich in seiner ganzen Einstellung zum Leben über den Namen lustig zu machen, den sein Herrchen ihm gegeben hatte. So nötigte er Niklas zu einer Langsamkeit, an die er sich erst noch gewöhnen musste.
    Immerhin, die Kinder liebten den Mops. Sie schleppten ihn durch die Gegend, schnauften mit ihm um die Wette oder stritten darum, wer ihn füttern durfte. Manchmal war Niklas eifersüchtig auf den Hund, aber dann sagte er sich, dass es nicht schaden konnte, die Nähe von Wesen zu suchen, die mehr Falten hatten als man selbst. Abgesehen davon wusste er, dass Hannes und Lotte auch ohne den Hund gern bei ihm waren. Die Wochenend-Regelung, die van der Ohe am dritten und letzten Prozesstag vorgeschlagen hatte, funktionierte reibungslos. Niklas genoss die Zeit, die er mit den Kindern verbrachte, ebenso sehr wie den Moment, wenn Wolfram sie abholte. Er fragte sich, wie Inken das ganz allein geschafft hatte, und lenkte den Hund zum Heiligenhäuschen, um eine Kerze für seine Schwester anzuzünden. Danach liefen sie zum Fluss. Der Drachen, den er zuvor von seinem Büro aus beobachtet hatte, flatterte immer noch am Himmel, verbunden über eine unsichtbare Schnur mit einem Jungen, der auf einer Art Skateboard stand und sich kreuz und quer über die Wiese ziehen ließ.
    Ein paar Meter weiter hatten Schausteller die professionelleren Fahrgeschäfte aufgebaut. Die Kirmeszeit war angebrochen, der die Kinder schon seit Wochen entgegenfieberten. Niklas blieb stehen, damit der Hund sich ausruhen konnte, und rief Hannes an. Ausführlich berichtete er dem Jungen, welche Karussells ihn und Lotte erwarteten. Dann kehrte er mit Fidel nach Hause zurück und verpasste den Entwürfen für den Biomarkt den letzten Schliff.
    Am Sonntagnachmittag holte er die Kinder aus Mettmann. Wie immer warteten sie bereits mit gepackten Taschen auf ihn, sodass er sich nie länger in Wolframs neuer Wohnung aufhalten musste. Auf der Heimfahrt beobachtete er Hannes und Lotte im Rückspiegel. Das tat er noch oft, wenn er sie zurückholte, um sicherzugehen, dass sie wirklich dort saßen und er sich die überraschende Wendung am letzten Verhandlungstag nicht nur eingebildet hatte.
    Wolfram war ohne Petra vor Gericht erschienen, dafür trug er wieder seine alte Lederjacke und einen Motorradhelm unter dem Arm. Ohne große Umschweife erklärte Dr.Nonninger, dass sein Mandant sich von seiner Frau trennen werde und aus aktuellen Gründen nun auf das Sorgerecht für die Kinder verzichten wollte. Niklas glaubte zu träumen, und auch der Richter brauchte eine Weile, bis er seine Sprache wiedergefunden hatte.
    »Für Ihre Ehe tut es mir aufrichtig leid, Herr Bayer. Vielleicht finden Sie ja wieder zueinander. Was Ihre beiden Kinder angeht, muss ich Sie leider enttäuschen. Da fehlt mir, gelinde gesagt, jedes Verständnis. Was ich wirklich denke – das zu äußern verbietet mir die Würde des Gerichts.«
    Wolfram machte ein Gesicht, als hätte ihn der Richter geohrfeigt. Für einen Moment sah Nonninger so aus, als wollte er protestieren, aber er hielt sich zurück.
    »So einfach kommen Sie mir jedenfalls nicht davon. Ob verheiratet oder nicht: Sie können nicht für zwei Jahre verschwinden, um dann für ein halbes Jahr Ihr Comeback zu feiern, und anschließend wieder alle Verantwortung abgeben. Darum spreche ich Ihnen das Sorgerecht für Ihre Kinder Charlotte und Hannes zu.«
    Herausfordernd sah van der Ohe ihn an, als erwartete er Widerspruch, doch Wolfram klappte nur stumm das Visier seines Helms auf und zu.
    »Und ich rate

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