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Kindsköpfe: Roman (German Edition)

Kindsköpfe: Roman (German Edition)

Titel: Kindsköpfe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kriss Rudolph
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Hintergrund lief eine Kassette von Dean Martin. Entweder das Band leierte, oder der Mann war bei der Aufnahme des Albums betrunken gewesen.
    Hunger verspürte er keinen, obwohl er noch nichts gegessen hatte, und so bestellte Niklas nur ein Glas Roten. Bei jedem Gast, der das Restaurant betrat, schreckte er auf. Die Leute verharrten geduldig am Eingang, bis ein Platz frei wurde. Andere gingen wieder, weil sie nicht sofort einen Tisch bekamen. Eine junge Frau betrat das Restaurant, um kurz darauf mit zwei Pizzakartons wieder zu verschwinden.
    Dann kam Pino, um an seiner Zigarette zu ziehen, die vor Niklas im Aschenbecher vor sich hin glomm.
    »Wie geht es Bambini?«
    »Gut.« Niklas leerte sein Glas und ließ sich die ganze Flasche Rotwein kommen.
    »Nix esse? Bist du ganz sicher?« Pino schwärmte von den frischen Muscheln, die am Morgen eingetroffen waren.
    Dankend lehnte Niklas ab und beobachtete die Straße. Für einen Moment hoffte er, dass Oliver sich zeigte, doch dann spülte er den Gedanken mit einem großen Schluck Wein hinunter.
    »Dein Freund arbeite?«, erkundigte sich Pino und boxte Niklas’ Schulter.
    »Der hat jetzt viel in Köln zu tun.«
    »Ah! Neue Job?«
    »Er hilft einer Freundin, die ein Kind bekommt.«
    »Ist Oliver … «
    »Er ist eine Art Geburtshelfer, ja.«
    Pino legte ihm die Hand auf die Schulter und zog zärtlich an seinem Ohrläppchen. Im Hintergrund sang Dean Martin That’s amore .
    »Warum höre ich in deinem Laden nie richtige italienische Musik?«, beschwerte sich Niklas.
    Pino rief einem seiner Kellner etwas zu, und in null Komma nichts standen zwei Schnäpse auf dem Tisch.
    »Salute!« Der Italiener stieß mit ihm an und zog lachend davon, weil Niklas über dem Schnaps das Gesicht verzog. Gegen den bitteren Nachgeschmack ließ sich nur mit viel Wein beikommen. Bald war die Flasche leer, und er orderte eine neue. Pino servierte zum Rotwein einen Brotkorb mit Butter und einem Schälchen Oliven. Niklas dankte ihm und richtete den Blick wieder auf die Straße.
    Nach und nach leerte sich das Restaurant, im gleichen Maße, wie Niklas voller und voller und sein Kopf schwerer und schwerer wurde, bis er sich nur noch unter Zuhilfenahme beider Hände aufrecht halten ließ. Nachdem sich die letzten Gäste verabschiedet hatten, setzte sich der Wirt zu ihm. Schwülstige Arien eines knödelnden Tenors hatten den lallenden Dean Martin inzwischen abgelöst. Pino steckte sich genussvoll eine Zigarette an.
    »Endlich Feierabend.«
    Niklas deutete diesen Hinweis als Aufforderung zum Gehen und beglich seine Rechnung. Er erhob sich, fiel jedoch wie ein nasser Sack zurück auf den Stuhl. Lachend machte ihm sein italienischer Freund einen Espresso. Er zwang Niklas, etwas von dem Brot zu essen, das er nicht angerührt hatte. Nach ein paar Minuten nahm Niklas einen neuen Anlauf und blieb diesmal erfolgreich stehen. Da er noch immer etwas wackelig auf den Beinen war, begleitete Pino ihn hinaus.
    Die frische Nachtluft erteilte Niklas einen Denkzettel. Hatte er wirklich zwei Liter Wein getrunken? Er musste sich an die alte Kastanie lehnen, weil ihm der Kopf vom Addieren der Gläser und Flaschen schwirrte. Pino versuchte ihn beim Überqueren der Straße zu stützen, was dadurch erschwert wurde, dass Niklas einen halben Kopf größer war.
    »Gute Nacht!« Im Hauseingang umarmte er den Italiener und genoss, dass dieser ihn bereitwillig festhielt.
    »Schlaf gut!«, sagte er noch einmal, doch sein Nachbar bestand darauf, ihn bis zur Wohnung zu begleiten.
    Niklas dankte ihm für seine Hilfe und versuchte, ihm klarzumachen, dass der Fahrstuhl den Rest zuverlässig erledigen würde; seine Hilfsbedürftigkeit war ihm peinlich, und er wollte nur noch alleine sein. Da plötzlich erlosch das Licht im Treppenhaus. Niklas versuchte, sich an der Wand zum Schalter vorzuarbeiten, doch Pino hielt ihn zurück. Bevor er etwas sagen konnte, presste er ihm seine italienischen Lippen auf den Mund und stieß seine harte, warme Zunge hinein. Niklas war zu betrunken, aber auch zu erregt, um sich zu wehren. Er stand buchstäblich mit dem Rücken zur Wand. Schon war Pino dabei, sein Hemd aufzuknöpfen. Im Dunkeln war das Klingeln seines Goldkettchens zu hören. Niklas versuchte einen befreienden Schritt zur Seite, aber schon war sein italienischer Verehrer nachgerückt. Vielleicht hätte er um Hilfe geschrien, aber das verhinderte die fremde Zunge in seinem Mund.
    Plötzlich wurde es hell um sie herum. Niklas erschrak und versuchte,

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