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Kindsköpfe: Roman (German Edition)

Kindsköpfe: Roman (German Edition)

Titel: Kindsköpfe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kriss Rudolph
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war gerade beim Schwimmunterricht, als Niklas ihre Klassenlehrerin vorm Lehrerzimmer abfing. Frau Domenicus machte keinen Hehl aus ihrer Verwunderung über den Besuch, lud Niklas aber ein, die große Pause mit ihr zu verbringen. Sie hatte Aufsicht im Hof.
    »Dieses ständige Hin und Her bekommt dem Kind nicht. Seit dem Tod ihrer Mutter musste sie sich zweimal auf neue Bezugspersonen einstellen. Jeweils nicht gerade einfache Charaktere, wenn Sie mir die Bemerkung erlauben.«
    Niklas hielt ihrem Blick stand, und die Lehrerin fuhr fort. »Verständlicherweise hat sie große Schwierigkeiten, das alles zu verarbeiten. Ich mache mir Sorgen, ob sie das nächste Schuljahr schafft.«
    »Lotte ist das intelligenteste Kind, das ich kenne!«
    Domenicus rief ein paar Schüler zur Ordnung, die eine Milchtüte umherkickten, die noch halb voll war und den Schulhof mit hellrosa Streifen überzog. Die strenge Lehrerin ließ die Jungs erst wieder aus den Augen, als sie den Inhalt des Kartons in einem Blumenbeet entleert hatten.
    »Lotte ist oft abwesend, träumt in der Gegend herum. Dann wieder verhält sie sich sehr aggressiv, vor allem ihren männlichen Mitschülern gegenüber. Letzte Woche hat sie einen Jungen in die Lippe gebissen, weil er einen Witz gemacht hatte. Sie hatte gedroht, ihn zu küssen, wenn er sich nicht entschuldigte, und der Junge hatte es drauf ankommen lassen. Das geht so nicht weiter.«
    »Was für ein Witz?«
    »Der Junge … na ja, er hat sich abfällig über Ihre Lebensweise geäußert, Herr Tiedemann, und das mochte Ihre Nichte nicht auf sich sitzen lassen. Zwingen Sie mich bitte nicht, es im Wortlaut zu wiederholen, aber Sie können sich den Grundtenor sicher denken.«
    Niklas fühlte, wie sich sein Herz mit Stolz füllte. »Haben Sie schon mit Lottes Vater darüber gesprochen?«
    »Nein, aber … «
    »Mit seiner neuen Frau etwa?«
    Die Lehrerin rief zwei aufgedonnerten Mädchen hinterher, die sich am Rande des dunkelbraunen Klotzes herumdrückten, der die Turnhalle war.
    »Lassen Sie mich raten. Die Herrschaften hatten keine Zeit?«
    Frau Domenicus stemmte die Hände in ihre vollen Hüften. Wer gab schon gerne zu, dass er seine Hausaufgaben nicht ordentlich gemacht hatte. »Ich kann niemanden zwingen.«
    »Keine weiteren Fragen«, sagte Niklas schließlich und verabschiedete sich.
    »Das Kind wechselt ohnehin nach den Ferien die Schule«, rief sie ihm nach.
    »Das werden wir ja sehen.«
    Beim Jugendamt hatte er weniger Glück. Herr Lothar, der einst Augenzeuge des bizarren Rührstücks geworden war, in dem Wolfram der Kaukasier in der mandeläugigen Maki seine verlorene Tochter zu erkennen glaubte, gab zu bedenken, dass nun, da die Kinder in Mettmann lebten, die Kollegen dort zuständig wären und er sich nicht einmischen wollte. Niklas nannte ihn einen Feigling und wurde des Büros verwiesen.
    Er setzte sich in einen nahe gelegenen Park in die Sonne und betrachtete seine Liste. Die Kindergärtnerin versah er mit einem Ausrufezeichen, Domenicus bekam gleich zwei, während er seinen früheren Verbündeten im Jugendamt, in den er so viele Hoffnungen gesetzt hatte, leider streichen musste. Es verblieben noch Pino, Frau Kobayashi, Hannes’ Logopädin und Ellen, mit der er seit dem Osterurlaub E-Mails austauschte. Alle rief er an, von denen er glaubte, dass sie vor Gericht zu seinen Gunsten aussagen würden.
    Er beschloss schließlich, auch die alte Frau Metternich aus dem zweiten Stock in die Liste der Zeugen aufzunehmen. Ihm und Oliver war sie immer freundlich gesinnt. Die Alte mochte die Kinder, und die Kinder mochten sie; zur Frühjahrskirmes hatte sie ihnen sogar Geld fürs Karussell zugesteckt. Niklas war sicher, auch Frau Metternich würde es begrüßen, wenn Hannes und Lotte ins Haus zurückkehrten, wenn auch nur aus eigennützigen Gründen.
    Mochte die Anwältin auch kneifen, Niklas würde so schnell nicht aufgeben. Egal wie lange der Prozess dauern und wie viel Geld er verschlingen sollte, Petra würde am Ende noch ihr scheinheiliges Lächeln vergehen!
    Bei seiner Rückkehr nach Hause wurde er von einem Briefträger erwartet. Der Mann stand vor seiner Wohnung und klingelte Sturm. Als Niklas plötzlich neben ihm auftauchte, fuhr er erschrocken zusammen.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Hier soll ein Niklas Tiedemann wohnen.«
    »Steht vor Ihnen.«
    Der Mann übergab ihm einen Umschlag vom Amtsgericht und verschwand.
    Nichts Böses ahnend, nahm Niklas den Brief mit in den zweiten Stock und während er

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