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Kindsköpfe: Roman (German Edition)

Kindsköpfe: Roman (German Edition)

Titel: Kindsköpfe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kriss Rudolph
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Ihnen als Frau muss ich wahrscheinlich nicht erklären, was das bedeutet.«
    Niklas fand, dass seine Recherche ein ganz neues Licht auf Petras Motive warf, doch Tita Parese hörte gar nicht zu. Stattdessen sammelte sie die Überreste ihrer Heimwerkerarbeit auf und faltete den Bauplan zusammen.
    »Ich habe es Ihnen bereits bei Ihrem letzten Besuch gesagt, Herr Tiedemann. Alles, was Sie tun können, ist warten. Es steht momentan nicht in Ihrer Macht, irgendetwas zu unternehmen. Seien Sie vernünftig, und vertun Sie Ihre Chancen nicht, sonst sehen Sie die kleinen Plagegeister nie wieder.«
    Plötzlich machte die Anwältin ein ratloses Gesicht. Sie hatte unter der Bauanleitung ein großes dünnes Brett gefunden, das sie nun unentschlossen in ihren Händen bewegte.
    »Sieht aus wie die Rückwand«, sagte Niklas, nachdem er einen Blick auf den Bauplan geworfen hatte. »Ohne die kracht Ihnen das Ding gleich morgen zusammen. Leider können Sie die nicht einsetzen, ohne das Regal wieder auseinanderzubauen. Viel Erfolg!«

    Beim Verlassen der Kanzlei stellte er fest, dass Oliver angerufen hatte, ohne jedoch auf die Mailbox zu sprechen. Niklas musste an die zurückliegende Nacht denken und zögerte seinen Rückruf etwas hinaus. Lange hielt er es jedoch nicht aus.
    »Warum bist du nicht in der Agentur?«
    »Ich hatte einen Termin.« Niklas wollte nicht gleich mit der ganzen Geschichte herausplatzen.
    »Hast du heute Abend schon was vor?«
    Niklas hielt den Atem an. »Nein.«
    »Gehen wir was essen?«
    »Gerne.« Seine Stimme zitterte.
    »Hast du was gesagt?«
    »Gerne! Wir können gerne essen gehen.«
    »Gut, ich hab schon einen Tisch bei Pino reserviert. Ist acht Uhr okay?«
    Niklas spürte, wie sein schlummerndes schlechtes Gewissen mit einem Paukenschlag erwachte – und die Pauke, das war sein Magen.
    »Schon, aber … Ich kann auch nach Köln kommen.«
    »Ich war so lange nicht bei Pino, irgendwie fehlt er mir.«
    Niklas musste Oliver unbedingt von der Idee abbringen, sich von dem Mann bekochen zu lassen, mit dem er die letzte Nacht verbracht hatte.
    »Ich glaube, ich würde lieber allein mit dir sein.«
    »Die letzten Male, wenn wir allein waren, haben wir immer gestritten.«
    »Hat Pino heute nicht Ruhetag?«, gab Niklas zu bedenken.
    »Spinnt ihr jetzt alle? Das wollte mir Pino vorhin auch schon erzählen. Der kennt die Öffnungszeiten seines eigenen Ladens nicht!«
    »Und immer Italienisch!« Niklas ließ sich nicht beirren. »Wollten wir nicht schon lange mal dieses Fischrestaurant um die Ecke ausprobieren?«
    »Du wolltest es probieren.« Oliver klang müde.
    »Nadja war neulich mit ihrem französischen Rückentrainer da und hat stundenlang von dem Essen geschwärmt!«
    »Du weißt, ich hasse Gräten.«
    »Vielleicht backen sie dir ein paar Fischstäbchen auf.«
    »Also dann, um acht bei Pino.«
    Es war ein heißer, fast schwüler Tag. Gewitter lag in der Luft, und die Menschen nutzten noch jede Gelegenheit, um draußen zu sein. Die wenigen Plätze auf Pinos Terrasse waren schnell belegt, drinnen saßen kaum Gäste. Doch der Italiener verbreitete eine Hektik, als erwartete er den Präsidenten einer afrikanischen Republik, die unter einer schlimmen Dürreperiode litt, mitsamt einer 50-köpfigen hungrigen Delegation. Er schien nicht einmal zu bemerken, dass die Musik seit ein paar Minuten aufgehört hatte zu spielen.
    Niklas war schon eine halbe Stunde vor seiner Verabredung gekommen, weil er Pino um Diskretion bitten wollte und darum, die letzte Nacht zu vergessen. Doch der war ständig auf der Flucht vor ihm. Wann immer er Niklas’ Tisch passierte, versuchte der, ihn in ein Gespräch zu verwickeln, aber Pino entwischte ihm jedes Mal wie Spaghetti, die sich durch die Zinken einer Gabel schlängelten.
    Nervös fixierte Niklas den Eingang. Draußen wurde es plötzlich dunkel; der Wind fegte die Speisekarten von den Tischen der Terrasse, und die Gäste flohen in Scharen ins Lokal. Das lang ersehnte Gewitter schien noch vor Oliver anzukommen.
    Doch um zehn nach acht trat er endlich durch die Tür. Oliver trug seine blaue Baseballkappe, die die Farbe seiner Augen betonte, und Niklas’ spürte, wie seine Aufregung noch einmal zunahm. Pino immerhin verhielt sich tadellos. Zunächst legte er eine Tony-Bennett-Kassette ein, dann hatte er sogar Zeit für ein kleines Pläuschchen. Er ließ es sich auch nicht nehmen, seinen Gästen die »frischen Muscheln« zu empfehlen, die nach Niklas’ Rechnung einen Tag alt waren und

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