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Kindsköpfe: Roman (German Edition)

Kindsköpfe: Roman (German Edition)

Titel: Kindsköpfe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kriss Rudolph
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unterdessen das Lächeln vergangen; sie rieb an ihrem Kettenanhänger, dem Kreuz, herum, das die einfallende Sonne reflektierte und auf den Richter umlenkte. Van der Ohe begann zu blinzeln.
    »Der liebe Gott hat nicht gewollt, dass ich welche bekomme.«
    Dr.Nonninger wirkte überrascht, als hätte er von der Unfruchtbarkeit seiner Mandantin nichts gewusst. Zum ersten Mal fehlten ihm die Worte.
    »Das ist sicher ein schwerer Schlag, wenn man so etwas erfährt.«
    Tita Parese klang jetzt fast zärtlich. So mitfühlend, dass es kaum jemandem auffiel, dass sie in der Sache nun plötzlich knallhart wurde.
    »Aber als Sie hörten, dass die frühere Frau Ihres Mannes gestorben war, da wussten Sie, dass Sie doch welche bekommen konnten, nicht wahr?«
    Es verstrichen ein paar Momente, bis die Botschaft bei Nonninger angekommen war.
    »Einspruch, die Kollegin unterstellt meiner Mandantin böse Absichten.«
    Nonninger lief nun sehr schnell sehr rot an, während Wolfram immer blasser wurde und mit der Hand durch seine Bürstenfrisur harkte, als wollte er sich die Haare ausreißen. Petra begann leise vor sich hin zu schluchzen.
    Van der Ohe kochte. Tränen konnte er in seinem Gerichtssaal überhaupt nicht gebrauchen. »Stattgegeben.«
    »Keine weiteren Fragen.«
    »Das will ich hoffen«, blaffte der Richter sie an und unterbrach die Verhandlung für fünf Minuten.
    Niklas nutzte die Pause, seiner Anwältin zu gratulieren, doch die schien sich über das Lob nicht sonderlich zu freuen.
    »Langsam sollte Ihr Freund hier auftauchen.«
    Niklas ging vor die Tür, um zu telefonieren. Am Fenster sah er, dass es wieder zu schneien begonnen hatte. Wahrscheinlich steckte Oliver im Stau. Er war sofort am Telefon. Außer sich vor Freude, doch nicht über den Anruf.
    »Eva hat letzte Nacht ein kleines Mädchen geboren. Ein bisschen zu früh, aber es geht ihr gut. Beiden geht es gut, ich bin … «
    Niklas fiel ihm ins Wort. »Ich bin gerade im Gericht.«
    Oliver verstummte.
    »Wir sind verabredet, falls du dich erinnerst.«
    »Ich kann nicht, Niklas.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich war die ganze Nacht bei Eva und konnte nicht schlafen. Dann bin ich zu der Kleinen gegangen und habe sie einfach nur angesehen … Ich würde sie nie wieder hergeben.«
    »Darum geht es doch hier gar nicht! Wir wollen Wolfram eins reinwürgen.«
    »Genau darum geht es. Er ist auch nur ein Vater, der mit seinen Kindern zusammen sein will.«
    »Sei nicht kitschig! Petra ist es, die mit seinen Kindern zusammen sein will.«
    »Du verstehst das nicht, Nik.«
    Er konnte nicht fassen, dass Oliver ihm in den Rücken fiel, und legte auf. Die Verhandlung war so gut gelaufen. Mit Olivers Hilfe hätten sie van der Ohe überzeugen können, ihnen die Kinder zurückzugeben, aber das schien nun unwahrscheinlicher als je zuvor. Er ignorierte das taube Gefühl in den Beinen und ging zurück in den Gerichtssaal.
    »Geht es Ihnen nicht gut, Herr Tiedemann?«, erkundigte sich seine Anwältin besorgt, doch da begann bereits die nächste Runde. Noch ein letztes Mal wollte Nonninger ihn in die Mangel nehmen. Niklas fühlte nach dem Testament in seiner Tasche.
    »Wir haben gehört, dass Sie die Kinder Ihrer Schwester gemeinsam mit Ihrem Partner erziehen wollten. Sie hielten das offenbar für besser, als sie von ihrer Oma großziehen zu lassen. Besser auch, als sie ihrem leiblichen Vater zu überlassen?«
    »Ja.«
    »Sie müssen bitte lauter sprechen, Herr Tiedemann, wir verstehen Sie sonst nicht.«
    »Ja!«
    »Wie lange sind Sie denn schon zusammen?«, fragte Nonninger.
    »Seit sieben Jahren, drei Monaten und vier Tagen.«
    Der Anwalt nickte anerkennend; es fehlte nur noch, dass er in die Hände klatschte. »Soviel ich weiß, war er als Zeuge vorgesehen. Warum ist er nicht hier, um Sie zu unterstützen?«
    »Oliver wird leider nicht kommen.«
    Es wurde still im Gerichtssaal. Niklas spürte die bohrenden Blicke seiner Anwältin. Petra flüsterte ihrem Mann etwas ins Ohr, der ungerührt neben ihr saß. Dann nutzte Nonninger die Steilvorlage.
    »Die Kinder haben einen Vater und eine liebende Stiefmutter, die für sie sorgen! Hohes Gericht, was sollen sie also bei ihrem Onkel, der nicht mal mehr die Unterstützung seines sogenannten Partners hat?«
    »Bei allem Respekt, Herr Anwalt!« Van der Ohe wirkte müde, ganz im Gegensatz zu Nonninger, der immer weiter aufdrehte.
    »Nun hat ja Ihre Schwester, Herr Tiedemann, angeblich bestimmt, dass nach ihrem Tod die Kinder bei Ihnen leben

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